Sternenschweif 25 - Freundschaftszauber
blickten sich die beiden an, als gäbe es außer ihnen niemanden sonst auf der Welt. Wie hatte Teresa Mystery nur zurücklassen können? Allein beim Gedanken, ohne Sternenschweif leben zu müssen, zerriss es Laura bereits das Herz.
„Wie konnte Teresa das Mystery nur antun?“, überlegte sie lauter als gewollt.
Mr Weber stockte in seinem Vortrag über die Schlittenkutsche. „Manchmal macht einem das Leben einen Strich durch die Rechnung“, sagte er dann leise. „Teresa wurde nicht gefragt … Als sich ihre Eltern trennten, war es für Teresa besser, aufs Internat in derStadt zu gehen. Dorthin durfte sie Mystery leider nicht mitnehmen. Jetzt ist der alte Miller auch in die Nähe der Stadt gezogen, weil er Teresa wieder öfter sehen wollte. Hier auf dem Hof hat er sich um nichts mehr richtig gekümmert.“ Er seufzte. „Er hatte bestimmt nichts Böses im Sinn, als er Mystery und den Hof vernachlässigt hat. Wahrscheinlich ist ihm alles ein wenig über den Kopf gewachsen.“ Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Ja, da fällt mir ein, ich habe euch einen Kuchen gebacken – bevor der nun schlecht wird, sollten wir ihn essen, meint ihr nicht?“
Julia, Mel und Jessica lösten sich aus ihrer Nachdenklichkeit und folgten Mr Miller in die Küche.
Nur Laura blieb zurück und betrachtete gedankenverloren die Fotos. Die lächelnde Teresa und den stolzen Mystery. Etwas Besonderes verband die beiden miteinander, das sah Laura sogar auf den Fotos. Und dieses Besondere wurde ihnen gestohlen. Das musste für Mystery sehr schwer gewesen sein. Laura seufzte. Und dann stutzte sie und betrachtete das Bild, das sie gerade in den Händen hielt, genauer. Es zeigte Teresa, wie sie Mystery gerade aus dem Stall führte. In der einen Hand hielt sie das Halfter – und in der anderen ein Buch. Ein Buch, das Laura kannte, gut kannte: Die Geschichte der Einhörner !
9
Konnte das sein? War es möglich, dass Teresa eine Einhornfreundin gewesen war? Aber … das würde ja bedeuten, dass Mystery … ein Einhorn war?
Laura wagte nicht, den Gedanken fortzuführen. Denn die Tragweite der Trennung und der damit verbundene Schmerz nahmen immer größere Dimensionen an.
Plötzlich hielt es Laura nicht mehr im Wohnzimmer. Sie musste mit Sternenschweif reden, jetzt sofort!
Doch dann fiel Laura ein, dass sie Mel und Jessica mit dem Forschungsprojekt nicht alleinlassen konnte. Und einfach so, ohne ein Wort der Erklärung, aufzubrechen, wäre auch wirklich unhöflich gewesen. Mit einem ungeduldigen Kribbeln im Bauch stand Laura auf und ging in die Küche zu den anderen.
Am Ende war der Nachmittag doch wunderschön und sehr informativ gewesen. Mr Weber hatte ihnen so viel Interessantes über die Schlittenkutsche erzählt, dass es für drei Referate gereicht hätte. Dennoch war Laura froh, als sich der Abend näherte und die Mädchen sich von Julia und ihrem Vater verabschiedeten.
Ohne zu zögern, steuerte Laura mit Sternenschweif die geheime Lichtung an, nachdem sie sich von Mel und Jessica verabschiedet hatte. Als er in seiner Einhorngestalt vor Laura stand, fragte sie ihn atemlos: „Sternenschweif, kann es sein, dass Mystery ein Einhorn ist?“
Sternenschweif stutzte. „Ein Einhorn? Wie kommst du darauf?“
Laura erzählte ihm rasch von ihrem Fund. „Dann wäre Teresa seine Einhornfreundin gewesen – und seit sie ihn verlassen musste, wäre Mystery nicht nur ein einsames, vernachlässigtes Pony, sondern ein einsames, vernachlässigtes Einhorn!“, schloss sie aufgeregt.
„Das würde erklären, warum sein Schmerz so unüberwindbar tief sitzt“, überlegte Sternenschweif. „Aber warum hat er sich nichtzu erkennen gegeben, als wir ihn vorgestern Nacht besucht haben?“
„Das verstehe ich auch nicht“, gab Laura kleinlaut zu. „Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden …“
„Wir müssen ihn noch einmal nachts besuchen“, vollendete Sternenschweif Lauras Gedanken.
„Heute Nacht, je eher, desto besser“, beschloss Laura.
Beim Abendessen wollte ihre Familie alles über die Webers und ihre Schlittenkutsche wissen. Laura hatte Mühe, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Sie war schon bei Mystery und dem anstehenden Besuch.
Ungeduldig wartete sie in ihrem Zimmer, bis die Geräusche im Haus verstummt waren.Dann schlich sie sich zu Sternenschweif.
Im Schutz der Bäume verwandelte sie ihn und gemeinsam flogen sie zu Webers Farm. Sie mussten aufpassen, denn heute schien der Mond hell und fast rund.
Sie flogen auf
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