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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
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Lektionen nicht abgebrochen, sondern sie einfach in die Abendstunden, wenn die Sonne untergegangen war, verlegt. Dadurch hatte Lilly auch ihrer Mutter gegenüber eine gute Erklärung, warum sie erst spät aus der Schule zurückkehrte, sodass sie sich nur selten am Tag, wenn Lilly wie ein Zombie herumlief, sahen – gegen besondere Förderung in Mathematik und Physik konnte sie nur schwer Einwände erheben.
    Allmählich verstand Lilly, warum Sternenhüter so wichtig waren. Nicht nur, dass sie Wissen bewahrten, sie machten auch das Leben der Sternenseelen viel einfacher. Erfanden Ausreden, gaben Erklärungen, wenn sie selbst nicht dazu in der Lage waren. So lenkte Samuel ihre Gespräche mit ihren Freundinnen stets in die richtige Richtung, und Madame Favelkap sorgte durch eine Umstellung der Stundenpläne dafür, dass ihre gemeinsamen Stunden mit Michelle und Amy fast ausschließlich in die Zeit vor oder nach Sonnenaufgang fielen. In den restlichen Stunden hatten die Lehrer die Anweisung, sie auseinanderzusetzen – angeblich wegen Lillys nachlassenden Noten. Da sie sich in ihren wachen Stunden besonders viel Mühe um ihre Freundinnen gab, fiel ihnen ihr verändertes Verhalten nicht so sehr auf. Sie vermutete, dass sie sie ohnehin für etwas seltsam hielten, da sie ja auch schon vor ihrer Wandlung kein normales Leben geführt hatte. Trotzdem fiel es Lilly weiterhin schwer, sich an den Zustand am Tag zu gewöhnen. Mittlerweile hatte sie den Eindruck, als spalte sich tatsächlich ein Teil ihres Ichs bei Sonnenaufgang von ihr ab und übernahm ihren Körper, während sie zu Alkione reiste, in seine Liebe eintauchte und den Rest des Tages das Geschehen verfolgte, ohne Einfluss nehmen zu können. Immerhin war sie inzwischen in der Lage, Gedankenimpulse zu geben, die sie unter anderem dazu veranlassten, die Richtung zu wechseln oder zu rennen, statt zu gehen. Aber von Mikaels Fähigkeiten, der ganze Gespräche führen konnte, war sie weit entfernt. Zudem erschöpften sie solche Übungen sehr, und wenn sie sich übernahm, döste sie mehrere Stunden vor sich hin und erwachte auch erst nach Sonnenuntergang aus der Benommenheit.
    Sie pflückte einige Nadeln aus ihrem Haar, klopfte ihre Kleider ab und trabte dann zur Ruine, um mit ihrem Kampftraining fortzufahren. Sie genoss es, ihre Muskeln arbeiten zu spüren, ohne dass sich Ermüdung einstellte – ihr Körper funktionierte wie eine gut geölte Maschine. Wenn doch nur alles andere ebenso gut laufen würde. Sie hatte Raphael seit ihrer Wandlung nicht mehr wiedergesehen. Auch die anderen wussten nicht, wo er war, was er machte oder ob er überhaupt jemals wieder zurückkehren würde. Sie vermisste ihn und zürnte ihm zugleich. Wie hatte er sie einfach so im Stich lassen können? Ihre Beziehung aufgeben, als wäre sie nichts weiter als eine flüchtige Affäre?
    Und dann war da noch Mikael. Er hielt sich zurück, wahrte immer ausreichend Abstand und berührte sie niemals. Ganz im Gegenteil. Er zuckte zurück, wann immer sich ihre Hände zu berühren drohten oder er ihr zu nahe kam. Durch dieses Verhalten stieg er nur noch mehr in ihrer Achtung. Die Anziehung zwischen ihnen war so stark, es musste ihn viel Kraft kosten, sich zu beherrschen, und sie ahnte, dass sie ihm nicht viel entgegenzusetzen hatte, sollte er sich jemals entscheiden, sie zu verführen. Allein seine Gegenwart ließ ihre Haut kribbeln und Röte ihren Nacken hinaufkriechen.
    Sie änderte die Richtung, strebte nun dem kleinen See entgegen, an dem sie mit Raphael vor einer gefühlten Ewigkeit ihre erste gemeinsame Nacht verbracht hatte – voller Liebe und Romantik.
    Stumm starrte sie auf das Wasser, das wie ein schwarzer Spiegel reglos vor ihr lag. Am gegenüberliegenden Ufer sah sie den Steg, auf dem sie gelegen hatten, spürte erneut seine Lippen auf den ihren, seine Finger, die über ihre feuchte Haut strichen. Sie krümmte sich, als der Verlust sie übermannte. Er fehlte ihr so schrecklich. Stünde er in diesem Moment neben ihr, würde sie ihn anflehen, sie nicht zu verlassen, sie für immer in die Arme zu schließen.
    Sie schloss die Augen, stellte sich sein Gesicht vor, seine Küsse und Zärtlichkeiten, doch etwas störte ihre Konzentration. Sie war nicht allein. Ein mulmiges Gefühl strich über die Innenseite ihrer Rippen, sammelte sich in ihrer Mitte und sank in ihre Magengrube hinab, wo es sich zusammenklumpte. War Amadea zurückgekehrt, um ihr Werk zu vollenden?
    Plötzlich fühlte sie sich töricht, so

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