Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
Vom Netzwerk:
hier.«
    »Ich kann dich nicht vergessen«, hauchte er. »Wann immer ich meine Augen schließe, sehe ich dich vor mir.«
    Schweigend standen sie einander gegenüber, während die Spannung sich ins Unermessliche steigerte, bis sie sich in einem Aufstöhnen entlud und sie aufeinander zutaumelten und sich in die Arme fielen.
    Gierig presste er seine Lippen auf die ihren. Seine Zunge fuhr fordernd in ihren Mund, während seine Hände ihre Brüste umfassten. Sie erbebte unter seinen Berührungen und stöhnte auf. Ungeachtet der Kälte rissen sie sich die Kleider vom Leib, erschufen aus ihnen ein Bett im Schnee und sanken zu Boden. Ihre Körper drängten zueinander, strebten die vollkommene Vereinigung an, die ihren Seelen verwehrt war. Sie vergrub ihre Finger in seinem schwarzen Haar, während seine linke Hand zwischen ihren Schulterblättern lag und sie eng an sich presste. Sie spürte den Verlauf seines Rippenbogens auf ihrer Haut, roch seinen erdigen Geruch und hörte das schnelle Klopfen seines Herzens. Wie sehr hatte er ihr gefehlt!
    Als er in sie eindrang, schrie sie leise auf. Tränen rannen über ihre Wange, die er fortküsste, bevor sie sich im Taumel der Liebeswonnen verloren und gemeinsam dem Sternenhimmel entgegenstrebten. Vereint im Rhythmus des Sternenliedes, das sie für diese kostbaren Augenblicke ihre Zweifel vergessen ließ.

49
    † D ie Herrin stand ihr direkt gegenüber, trotzdem konnte Amadea unter der Kapuze, die zu einem nachtblauen Umhang gehörte, nicht erkennen, ob sie einen Mann oder eine Frau vor sich hatte. Sie wusste nur, dass die Person ein Stück größer war als sie, aber auch das konnte täuschen – hochhackige Schuhe, aufrechte Körperhaltung. Solange die Herrin sich nicht entschloss, sich ihr zu zeigen, würde sie nicht wissen, in welchem Körper sie sich verbarg.
    »Du hast mir gute Dienste erwiesen.«
    Demütig neigte sie den Kopf, achtete darauf, den Blick gesenkt zu halten. Zu viel Neugierde wurde bestraft.
    »Bald habe ich mein Ziel erreicht. Dann kann mich nichts mehr aufhalten.«
    Unwillkürlich erschauerte Amadea. Was war nur los mit ihr? Seit sie nach Aurinsbach gekommen war, verlor sie sich. Oder fand sie zu ihrem wahren Ich zurück? Konnte es wahr sein, was der Junge gesagt hatte? War sie einst eine Sternenseele gewesen? Beherrsch dich, rief sie sich selbst hart zur Ordnung und presste die Hände so fest zu einem Ballen zusammen, dass ihre Fingernägel in das empfindliche Fleisch schnitten. Brachte schon eine unbedachte Frage schwere körperliche Züchtigungen mit sich, wollte sie sich gar nicht erst ausmalen, was es bedeutete, wenn ihre Herrin erfuhr, dass sie mit diesem Raphael gesprochen hatte und … anfing, seinen Worten Glauben zu schenken.
    »Hast du herausgefunden, wo die Sternenseelen leben?«
    Vor Amadeas Augen tauchte das Bild eines Massengrabs auf, eine alte, verdrängte Erinnerung, aber dieses Mal war es anders. Jeder der blutbespritzten, verdrehten Körper trug dasselbe Gesicht: Raphaels.
    Sie zögerte einen Moment zu lange mit ihrer Antwort. Sofort durchfuhr ihre Leibesmitte ein sengender Schmerz. Stöhnend ging sie in die Knie. Sekunden wurden zu Stunden, während sie darum flehte, dass der Schmerz nachließ. Endlich gewährte ihr die Herrin eine Atempause, die sie nutzte, um ihr jedes noch so kleine Detail über die Greutel-Ruine, in der sie sich verbargen, zu berichten.
    »Sehr gut«, lobte die Herrin. »Wirklich sehr gut. Dann ist es Zeit für den nächsten Schritt.«

50
    † D er folgende Tag begann für Lilly ebenso katastrophal, wie die letzte Nacht geendet hatte. Anstatt Arm in Arm mit ihr zu liegen, nachdem sie sich geliebt hatten, hatte sich Raphael hastig seine Kleider übergestreift. »Es tut mir leid. Das hätte nicht geschehen dürfen«, stammelte er, während Lilly ihr Herz zersplittern hörte.
    »Warte«, rief sie ihm zu, nur in ihren Pulli gehüllt, den sie rasch angezogen hatte, als er sich von ihr abwandte.
    Er ging vor ihr in die Knie, umfasste ihr Kinn und sah sie traurig an. »Ich liebe dich, werde dich immer lieben, aber du bist nicht länger mein.«
    »Wer entscheidet das?«
    Er blickte zum Himmel empor, an dem die Sterne blass hinter einem Dunstschleier leuchteten. »Du weißt, wer.«
    »Sie können nicht über alles verfügen.«
    »Willst du behaupten, dass du nichts fühlst, wenn du Mikael siehst?«
    Sie wandte ihren Blick ab, knetete verzweifelt ihre Hände und wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Und damit ist es entschieden.

Weitere Kostenlose Bücher