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Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit

Titel: Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Informationen einem vorher ausgedachten Rahmen anzupassen. Vielleicht gab es dort, wo er herkam, noch Herrscher und Leibeigene.
    »Sie ist mit dem Sonnenstein des Thrones verbunden -und dem der Badeplattform auf der Plaza. Sie fängt die Sonnenenergie auf und schließt sie im Thron ein. Dann sendet sie sie aus, damit sie den Schnee schmilzt. Zöge sie nicht zu dieser Zeit des Jahres die Sonnenenergie zusammen, läge sie ungenutzt auf den Berghängen, und der Frühling käme erst spät ins Tal. Die Zeit reichte nicht aus, genügend Feldfrüchte wachsen zu lassen, um all die Menschen zu ernähren.«
    »Aber sie treibt die Menschen zur Arbeit an; wie ein Herrscher«, beharrte Dunkeljunge hartnäckig.
    Fern auf dem Berg blitzte ein einzelner Spiegel auf. Zittern durchlief Khiras Körper. »Sie – meine Mutter ist Gehirn, und die Menschen sind Arme und Beine. Zusammen ergeben sie einen Körper. Der Körper kann nicht existieren, wenn das Gehirn nicht lenkt und die Glieder nicht arbeiten. Die Leute wählen die Vorsteher und Sachverständigen für die Verwaltung in den Hallen aus; meine Mutter entscheidet jedoch, wer die Arbeitsteams auf den Feld bewacht. Sie wählt diejenigen aus, die ihre Weisungen am besten verstehen.«
    »Aber selbst in den Hallen ...«
    »Sie trifft keine Entscheidung über Angelegenheiten der Hallen, wenn ihr nicht die Sachverständigen Leute schicken. Dann sitzt sie, um sie anzuhören.«
    »Du meinst, sie regelt Streitigkeiten.«
    Ein zweiter Spiegel blinkte strahlend aus der Entfernung und prickelnde Energie wallte durch Khira. Sie wandte sich vom Aussichtsfenster fort, ihre Stimme war aufreizen »Streit ist etwas für Nutztiere, nicht für Brakrathi.«
    Dunkeljunges Pupillen verengten sich sogleich. »Du hast mit den Arnimi gestritten.«
    Khira verfärbte sich. »Ich habe lange genug zugesehen« fauchte sie und drängte ihn zur Treppe. Energiespitzen tanzten durch ihr Nervensystem, später im Jahr würde sie dagegen abgehärtet sein. Sie würde sie kaum noch bemerken. Aber heute brachten sie ihre Nerven zum Beben. Und sie besaß keine Geduld für Fragen. Sie wollte nur die Stufen hinabeilen und durch den Palast rennen, bis sie zu müde zum Denken wäre. Danach wollte sie schreien, bis sie nicht mehr könnte. Auf jeden Fall wollte sie ihre Gedanken auslöschen.
    Dunkeljunge rannte hinter ihr die Treppe hinunter und ergriff ihren Arm.
    »Khira ...«
    Sie drehte sich mit aufblitzender Wut von ihm fort, warf sich gegen die Wand des Flures und krümmte ihren Körper unbewußt in einer Verteidigungsstellung.
    Dunkeljunge trat zurück, seine Augen wurden groß. Ein länger Augenblick verstrich, bevor er sagte, »Khira – du bist du bist heute ängstlich.«
    Zornesröte strömte in ihre Wangen. Sie war ängstlich –und er wußte nicht warum? »Ich wäre nicht ängstlich, wenn nicht deinetwegen!« fauchte sie. »Bald wird meine Mutter hier sein, und die Arnimi werden ihr raten, was sie mir geraten haben – dich zum Sterben in den Schnee zu schicken. Wie erwartest du denn, daß ich mich fühle?« Seine feingebogenen Augenbrauen zogen sich in dichten Runzeln zusammen. Er befeuchtete nachdenklich die Lippen mit der Zungenspitze. »Warum kümmert dich, was mit mir passiert?« Die Frage war allerdings mehr neugierig als mißtrauisch.
    In der Tat, warum? Weil er einen einsamen Winter verkürzt hatte? Weil sie ihn sprechen gelehrt hatte, schneller, als sie es einem kleinen Kind beigebracht hätte? Weil sie Stunden neben seinem Bett gekniet hatte, während er bewußtlos dort gelegen hatte? Warum kümmert sich ein Mensch um den anderen? »Würdest du dir keine Sorgen machen? Wenn ich diejenige wäre, die in den Schnee geschickt würde?« erkundigte sie sich bitter.
    Seine Lippen öffneten sich. Er sprach langsam, als wenn er etwas entdeckte, das er vorher nicht gewußt hatte. »Ich würde. Ja, ich würde mir Sorgen machen.«
    »Gut, ich mache mir auch Sorgen!« Bevor er ihre Tränen sehen konnte, riß sie sich gewaltsam los. Sie rannte verlassene Flure hinunter, blind vor Tränen, mit dem undeutlichen Bewußtsein, daß er ihr diesmal nicht folgte.
    Es beunruhigte sie, daß er seinen Weg an dem Stein in ihrem Herzen vorbei zum Fleisch genommen hatte. Es beunruhigte sie, daß selbst die Narben von Alzajas Tod sie nicht für ihr weiteres Leben abgehärtet hatten. Nicht einmal Schmerz war gekommen und hatte ihrer Verwundbarkeit ein Ende gemacht. Statt dessen hatte er ihre Verwundbarkeit verschlimmert.
    Sie stampfte

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