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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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später, wenn es nötig sein sollte!«
    Zumindest sorgte die Unruhe des Tierjungen dafür, daß sie beschäftigt war, und hielt sie davon ab, jedesmal in die Richtung des Waldes zu spähen, wenn das Gras raschelte.
    Endlich fiel das Geschöpf unfreiwillig in Schlaf und entspannte sich in ihren Armen. Reyna wiegte es, bis ihre Schultern zu schmerzen anfingen. Dann legte sie es auf ihr Bettzeug und streckte sich neben ihm aus. Es war ihr klar, daß sie nicht schlafen würde, aber sie wollte nicht, daß das Junge fröre. Vermutlich hatte es noch nie allein geschlafen.
    Auch in dieser Nacht schlief es nicht allein. Reyna schloß die Augen und versuchte, ihre Furcht vor drohenden Gefahren zu besiegen, die in ihrem Kopf Schmerzen verursachte. Und dann schlief sie ein; ebenso unvermittelt und unfreiwillig wie das Geschöpf.
    Später wurde ihr undeutlich bewußt, daß sie ihre Wache abgebrochen hatte, und sie kämpfte gegen die Schlaftrunkenheit an; versuchte vergeblich, die Augen aufzumachen. Die Aufregung lag hinter ihr. Einmal sah sie im Halbschlaf eine schwache Bewegung in der Dunkelheit und geflüsterte Worte wahr. Jemand legte ihr Decken über die bloßen Arme. Sie versuchte, sich hineinzuwickeln, aber ihr Körper verweigerte ihr auch die geringste Mitarbeit.
    Noch später wurde ihr bewußt, daß Morgenkühle auf ihren geschlossenen Lidern lag und daß jemand dicht neben ihr lag. Unter Aufbietung aller Willenskraft gelang es ihr, sich auf die andere Seite zu rollen, wobei sie die Decken mit sich nahm. Juaren schlief neben ihr, in seine eigenen Decken gewickelt; seine Haare waren der einzige Lichtblick des tristen Morgens. Erleichtert schlief Reyna wieder ein.
    Der Vormittag war bereits fortgeschritten, als sie wach genug wurde, um festzustellen, daß neben ihr kein kleiner, bepelzter und warmer Körper lag. Erschrocken kämpfte sie sich vollends wach, setzte sich auf und rieb sich die Augen.
    Das Tierjunge war verschwunden. Verra war ebenfalls fort, und das Antischwereaggregat auch. Nur sie und Juaren waren noch hier und der unordentliche Haufen ihrer Habseligkeiten.
    »Juaren?« Ihre Stimme klang schlaftrunken und aufgeregt zugleich.
    Er erwachte auf eine Art, wie sie nie jemanden zuvor hatte
    erwachen sehen. Er hatte tief geschlafen, als sie ihn rief. Einen Augenblick später saß er hellwach neben ihr, und in seinen Augen war nicht die geringste Spur von Schläfrigkeit. »Was ist los?« fragte er.
    Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie über sein übergangsloses Aufwachen erleichtert oder erschrocken sein sollte.
    »Verra ist fort«, sagte sie.
    Er sah ihr verständnislos ins Gesicht, dann runzelte er die Stirn und fuhr sich durchs Haar.
    »Erinnerst du dich nicht?« fragte er. »Sie hat dir gesagt, daß sie gehen würde.«
    »Sie hat es mir gesagt?« Was hatte ihr Verra gesagt, und wann?
    »Sie sagte dir, daß sie mit dem Jungtier zurück zum Schiff schweben würde. Sie will ein paar bioanalytische Experimente machen, um eine Vorstellung zu bekommen, welche Ernährung es erfordert und welche unserer Nahrungsmittel ihm zuträglich sind. Sie hat dich geweckt und es dir gesagt. Es war kurz nach Morgenanbruch. Du hast die Augen aufgemacht, und du hast genickt.«
    »Ich ... ich kann mich nicht erinnern«, sagte Reyna, und ihr Erschrecken wich dem Gefühl, daß sie sich lächerlich machte. »Ich habe nicht einmal mitbekommen, daß du zurückgekehrt bist. Ich war ...« Aber wollte sie ihm das erzählen, wollte sie ihm sagen, daß sie sich um ihn gesorgt hatte? Wollte sie ihm sagen, daß sie stundenlang in die Dunkelheit gestarrt und sich gewünscht hatte, daß er endlich käme? Daß in ihrem Herzen ein Gefühl der Kälte und Leere entstanden war, als er über die Zeit ausgeblieben war?
    Würde er es ihr abnehmen, daß er zurückgekommen war und sie zusammengerollt und schlafend auf ihrem Lager vorgefunden hatte? Verlegen starrte sie auf ihre Füße.
    »Ich war müde«, sagte sie.
    Er nickte; aber ein kurzes kritisches Stirnrunzeln schien anzuzeigen, daß ihm der Widerspruch zwischen ihren Worten und dem Ausdruck ihres Gesichtes aufgefallen war. Er zögerte einen Moment und rieb sich das Kinn, dann erhob er sich und warf sein Bettzeug beiseite.
    »Hast du Hunger?« fragte er.
    »Ja«, erwiderte sie, erleichtert über den Themawechsel. »Juaren, als du in den Wald gegangen bist ...« Sie glättete verlegen die Sternenseide an ihrer Hüfte, da sie nicht wußte, wie sie fortfahren sollte. Sie bewegten so viele Fragen, und

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