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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Gedanken mir in den Sinn kamen! Was sollte das?! Schließlich war ich doch ein Teil dieser Welt, Fleisch von ihrem Fleisch! Und meine Welt war voll von Güte und Liebe – nur ich, der ich während meines Gedächtnisschwunds zu den dunklen Tiefen meines Unterbewusstseins hinuntergestolpert war, verlangte nach etwas Verbotenem, nach etwas, das die Geschichte längst verworfen hatte …
    »Was ist denn, Niki?«
    In Kattis Blick lag Sorge.
    »Es ist schwer, ein Neugeborener zu sein«, antwortete ich.
     
    Das Gebäude des Weltrats wirkte innen noch bedrückender als von außen. Kleine Zimmer ließ man hier nicht gelten. Die Flucht von Sälen, die durch das Postament der »allegorischen Figur des Ausbilders« führten, zog sich derart endlos dahin, dass ich mich nicht über Flugapparate gewundert hätte, die durch das Gebäude flogen. Stattdessen gab es jedoch die üblichen Transportplattformen., »Siebter Saal, bei den Informationsschaltern«, erklärte Katti. »Schnell, Tag, schnapp dir eine Plattform!«
    Überall schwärmten Menschen hin und her. Sie erledigten ihre Angelegenheiten, schauten sich um und studierten wie verzaubert in jedem Saal die gewölbte Decke, die mit farbenprächtigen Fresken bemalt war, sammelten sich vor den Säulen mit einem Terminal, die es allenthalben gab; sie kamen hierher, um zu arbeiten und sich zu erholen. Irgendwo spielte leise Musik, irgendwo schlurften Schritte, irgendwo verschmolzen gedämpfte Gesprächsfetzen zu einem sanften Rauschen.
    Wir fuhren zusammen mit einem seriösen, schweigenden Ausbilder, der hier fraglos etwas zu erledigen hatte, und ein paar jungen Leuten auf einer Plattform in den siebten Saal. Die jungen Leute schienen einfach durch das Zentrum Der Heimat zu streifen und den Ausbilder mit begeistertem Respekt zu betrachten. Uns sahen sie übrigens ebenfalls voller Achtung an. Wir machten offensichtlich den Eindruck von Menschen, die sich aus gutem Grund in diesem Gebäude aufhielten.
    Auch ich sah mich um, studierte vor allem die Deckenfresken. Eigentlich waren sie nichts Besonderes, eine Art Geschichtskurs in Bildern. Vom Steinzeitalter an aufwärts. Das Einzige, was mir auffiel, war, dass das Berührungstabu sich auch auf die Bilder erstreckte. Nur die Ausbilder hielten jemanden an der Hand, nur sie trugen Verwundete aus brennenden Häusern, unterwiesen Kinder und trösteten Greise. Einige der Ausbilder waren noch jung, andere alt, ihre Kleidung unterschied sich durch nichts von der ihrer Mitmenschen. Trotzdem gab es da etwas in der Art der Darstellung, das es erlaubte, die Ausbilder zielsicher unter den anderen Figuren auszumachen. Ein bestimmter Edelmut in der Haltung, Weisheit in den Augen oder das Vertrauen im Blick der Umstehenden.
    Übrigens dürfte es recht schwierig sein, eine Kuppel so auszumalen, dass die Bilder von unten überzeugend und proportional aussehen. Die Linien müssen bewusst verzerrt werden. Das Bild muss falsch und disproportional angelegt werden, damit es aus der Ferne realistisch wirkt …
    Ich rieb mir die Stirn. Nein, was für absurde Gedanken kamen mir da in den Sinn?
    Am meisten frappierte mich ein Fresko, das die ganze Decke des sechsten Saals einnahm. Es zeigte ein tosendes Meer, spitze Felsen und einen von Sturmwolken verhangenen Himmel. Auf den Felsen standen ein Ausbilder und ein kleiner Junge. Der Ausbilder hatte dem Jungen einen Arm um die Schulter gelegt, mit dem anderen wies er aufs Meer, auf eine Stelle, wo ein Schiff mit gehissten Segeln die Wellen durchpflügte. Die gewaltigen Schaufelräder verschwanden halb im Wasser, an den Masten loderte Feuer. Wahrscheinlich sollte das Bild zum Meereszeitalter die Weisheit des Ausbilders illustrieren, der seinen Schützling auf die Schönheit des Sturms hinwies, auf die Kühnheit der Matrosen, die gegen die Naturgewalten kämpften … vielleicht aber auch auf ihren verbrecherischen Leichtsinn. Der Kurs des Schiffs ließ keinen Zweifel daran, dass es im nächsten Moment an den Felsen zerschellen würde.
    Mich beschlich der unangenehme Gedanke, der Ausbilder und der Junge würden nach der Katastrophe die Felsen runterklettern, um sich daranzumachen, die heilgebliebene Fracht zu bergen.
    Ich senkte den Kopf.
    Wie fatal …
    Eine Persönlichkeit ist nicht nur der unverwechselbare Genotyp, die Ansammlung von Wissen und das System der sprachlichen Kommunikation. Das Wichtigste an einer Persönlichkeit ist ihre Beziehung zur Umwelt, das Repertoire an Reaktionen, das sich im Laufe des ganzen

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