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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Straßen wenig Autos unterwegs waren. Ich fuhr direkt zum Delikatessengeschäft Jelissejew, dann fiel mir jedoch die Bitte Elsa Schröders wieder ein. Glücklicherweise trug ich auch heute meine Transaero-Jacke, in deren Innentasche geduldig der Brief lag. Seufzend bog ich ab, fuhr über die Ogarjowstraße zurück und parkte den alten Shiguli, den mein Großvater aus patriotischen Gründen nicht durch ein anderes Modell ersetzte, gegenüber der Hauptpost.
    An die prompte Zustellung durch unsere Post glaube ich nicht. Deshalb gab ich den Brief lieber hier auf, dann würde er wenigstens etwas schneller in Frankfurt sein.
    Ich steckte einen Jeton in die Parkuhr am Straßenrand und eilte zur Post. Ein paar Leute schauten mich mit einer gewissen Neugier an, aber anscheinend erkannte mich niemand.
    Der Ruhm ist eine unbeständige Sache. Hätte ich dafür gesorgt, dass die Spiral nicht über Moskau abstürzte, hätten mich die Einwohner der ehemaligen Hauptstadt vermutlich noch lange wiedererkannt. Aber so …
    Da der Brief unzureichend frankiert war, musste ich noch etwas nachzahlen. Ich tauschte meine »Spacebucks« gegen Rubel, klebte zwei Marken ä dreißig Kopeken auf den Umschlag und steckte ihn in den Kasten. Mit besten Grüßen, lieber Herr Schröder, du wohlanständiger deutscher Bürger. Deine hübsche Frau sehnt sich nach dir und schickt dir diesen Brief.
    Es wäre dumm gewesen, den Parkplatz aufzugeben. Deshalb ging ich die zwei Blöcke zu Fuß, um schließlich ins duftende Innere des Jelissejew einzutauchen.
    Die reiche Auswahl an erlesenen Speisen ist schon ein prachtvoller Anblick. Selbst wenn ich gastronomischen Verlockungen recht gleichgültig gegenüberstehe, trieben jetzt uralte Instinkte das Adrenalin durch mein Blut und zischelten: »Nimm alles! Alles – und viel!«
    Gegen diese Instinkte ankämpfend, schritt ich die einzelnen Stände ab. Als Erstes entdeckte ich den Schinken, mageres Fleisch, genau das, worum mein Großvater gebeten hatte. Ich nickte der lächelnden Verkäuferin zu. »Siebenhundertzweiunddreißig Gramm Delikatess-Schinken, bitte«, verlangte ich, nachdem ich im Kopf eine kurze Umrechnung angestellt hatte.
    Vermutlich hätte ich die Bitte meines Großvaters nach »drei Suchr « nicht derart exakt erfüllen müssen …
    Das Lächeln der Verkäuferin nahm etwas leicht Verkrampftes an, dennoch versuchte sie, meiner Bitte nachzukommen. Um ihre Virtuosität konnte ich sie nur beneiden. Ein rosafarbenes Stück Fleisch landete auf der Waage.
    »Siebenhundertdreißig Gramm«, verkündete sie. »Soll’s noch ein bisschen mehr sein?«
    »Nein, danke«, antwortete ich, wobei ich mir ziemlich bescheuert vorkam. »Das … war nur ein Spaß.«
    Mit einem gequälten Lächeln wickelte die Frau den Schinken in Folie, ich bezahlte, zuckelte weiter und nahm mir fest vor, zukünftig die gängigen Mengenangaben zu bemühen. Schließlich nahm ich nicht an interstellaren Handelsgesprächen teil, berechnete auch nicht den Jump, sondern befand mich einfach in einem exzellenten Lebensmittelgeschäft.
    … Eine Viertelstunde später hatte ich meine Einkäufe erledigt. Sowohl die Liköre als auch den Betten mageren Kalbfleischs hatte ich erstanden. Mit zwei Tüten in den Händen verließ ich das Geschäft und ging die Straße entlang.
    »Enkelchen …«, hielt mich da eine leise Stimme auf.
    Die alte Oma stand fünf Meter vom Eingang entfernt. Die Bettlerin hatte sich dort eindeutig mit dem Ziel aufgebaut, dem gestrengen Blick des Wachschutzes vom Jelissejew zu entgehen. Eine typische arme Frau, in sauberer, aber fadenscheiniger Kleidung, uralt … Mein Großvater behauptete immer, den Bettlern vor den Luxusläden ginge es nicht schlechter als Schullehrern oder Bezirksärzten … dennoch gab er ihnen stets etwas.
    Auch ich blieb jetzt stehen und kramte in meiner Tasche.
    Die Alte ließ den Blick zwischen mir und dem Eingang zum Geschäft hin und her schweifen. Ihre Sehkraft schien ungeachtet ihres Alters noch ausgezeichnet zu sein.
    Ich hielt ihr einen Einrubelschein hin. Die Münzen aus meinen Taschen zu fischen, nachdem ich gerade Lebensmittel für hundert Rubel eingekauft hatte, wäre mir schäbig vorgekommen.
    »Bist du ein Kosmonaut, Jungchen?«, wollte die Frau wissen – allerdings eher in einem feststellenden als in einem fragenden Ton. Meine Jacke sprach nun mal Bände.
    »Ja.«
    »Sag mal …« Die Alte schaute sich erneut um und fuhr dann, von der Abwesenheit der Miliz beruhigt, fort: »Warst du dort

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