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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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blauen Augen bewegten sich hin und her, so als woll-te er sich ein Bild von der Situation machen. Der Rest sei-nes Körpers wankte in irgendeine Richtung davon und stol-perte über die unzähligen Kadaver zu seinen Füßen.
    Unermüdlich rappelte er sich immer wieder auf und setzte seinen bizarren Spaziergang fort. Weiter hinten bildeten Einige eine kleinere Gruppe, aber er hatte keinen Schimmer wieso sie das taten. Sie wirkten weder in eine Unterhaltung vertieft, noch schienen sie etwas entdeckt zu haben. Sie standen einfach nur so da. Vielleicht sollte er zu ihnen hi -nüber gehen und wenigstens „Guten Tag“ sagen.
    Machte man das nicht so? Er erinnerte sich, dass man etwas sagte, wenn man sich begegnete.
    Es hing davon ab, zu welcher Tageszeit man sich traf, aber irgendeine Floskel tauschte man immer aus. Er hatte jedoch weder das Bedürfnis etwas zu sagen, noch stumm zu sein. Es war völlig irrelevant. Also ließ er es sein.
         Bald hatte sich die Ansammlung vergrößert und man konnte es schon fast eine Meute nennen.
    Manche irrten immer noch wie verlorene Seelen umher, aber sie blieben stets in Reichweite.
    Letztendlich stand auch er auf. Seine Beine spürte er nicht und auch nicht die Erde unter seinen Füßen. Er erkannte eine tiefe Schnittwunde an seinem linken Oberschenkel, die allerdings schon ausgetrocknet war und nicht weiter blutete. Der hungrige Stoß einer Pike hatte ihn zu Fall gebracht und in seiner Brust ein klaffendes Loch hinterlassen. Die Rän-der der Wunde wirkten jedoch verdorrt und das Blut darin hatte sich zu dunkelbraunen, klebrigen Fasern verklumpt.
         Langsam schlich er zu den Anderen und er erkannte ein paar bekannte Gesichter, auch wenn sie schrecklich ausge-laugt wirkten und Augenringe, so tief und dunkel wie grundlose Schluchten, ihre Visagen dominierten.
    Er begegnete sogar seinem Nachbarn. Vage erinnerte er sich noch an dessen Namen. Gorn oder so ähnlich wurde er genannt. Bilder von rauschenden Festen in der Schenke huschten an seinen Augen vorbei. Er sah sich, wie er den Kerl im volltrunkenen Zustand nach Hause schleppte und dort eine Frau in der Tür stand. Sie schimpfte wütend.
       Danach ging auch er nach Hause. Auch dort schimpfte eine Frau. Dalia hieß sie. Das wusste er noch. Es schien eine Ewigkeit her gewesen zu sein und er war sich nicht mehr sicher, was er mit ihr zu schaffen hatte.
    Er überlegte etwas zu diesem Gorn zu sagen, aber er brach -te nur ein leichtes Stöhnen und Gurgeln hervor, welches ihn die größte Mühe kostete. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun, dass er nicht in der Lage war, zu atmen.
    Wahrscheinlich brauchte man die Luft in der Brust , um Worte oder wenigstens Silben zu sprechen.
    Der Mann reagierte ohnehin nicht auf ihn. Zumindest war sein Blick weiter geradeaus gerichtet, ohne dass er seine Pu-pillen auf ihn fokussierte.
    Zwischen den sitzenden, stehenden, wandelnden und krie -chenden Leichen erkannte er am Mittag ein paar Men-schen, die offensichtlich anders waren. Sie trugen auffällige Kleidung, glänzende Rüstungen oder Roben in verschie-denen Grautönen, zuweilen mit Kapuzen. Sie wirkten aus der Ferne weder erschöpft noch antriebslos. Was sie aber in erster Linie vom Rest hier auf dem Schlachtfeld unter-schied, war, dass sie wohl noch am Leben waren. Sie unter-hielten sich rege und deuteten mit ihren Fingern in ver-schiedene Richtungen, so, als gäbe es dort etwas Wichtiges zu sehen. Hin und wieder lachten sie sogar. Er verstand nicht, wie hier jemandem danach zumute sein konnte.
         Vielleicht blitzte für einen Augenblick eine Erinnerung an früher auf, an das Menschsein, denn er schlurfte langsam in ihre Richtung, so als wollte er mitbekommen, über was sie sprachen.
    Mehrere Male unterbrach er seinen Marsch durch den Mo -rast. Er drehte sich um, weil er sich nicht mehr sicher war, wohin er eigentlich wollte oder er blieb einfach für eine Weile stehen. So erreichte er das andere Ende der untoten Meute erst am Nachmittag, wo sich die Lebenden mittler-weile befanden.
         Aus der Nähe bestand kein Zweifel, dass es sich bei den Männern in den Rüstungen um Feldherren oder Offiziere handelte. Ihre Ausrüstung war viel zu kostspielig für ein-fache Soldaten. Die Männer in Roben mussten Gelehrte sein, denn sie taten so allwissend und redeten über Dinge, von denen er nichts verstand. Allesamt trugen sie silberne Ketten mit einem knöchernen Schädel als Anhänger, der sofort ins Auge fiel. Einer von ihnen

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