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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Moment zu pausieren. Er war nicht erschöpft, aber weitere Sehnen in seinem Bein waren durch einen Sturz ge-rissen und er konnte es nur noch hinter sich herziehen. In der Morgensonne des dritten Tages fiel ihm auf, dass sich kleine weiße Punkte in seinen Wunden zu bewegen began-nen. Erst verstand er nicht, was es damit auf sich hatte. Dann fiel ihm ein, dass das Frühjahr bereits angebrochen war. Seine Wunden waren der ideale Nistplatz für Maden, denn die jungen Larven konnten sich ungehindert an sei-nem Fleisch satt fressen. Dalia hatte ihn beim Anblick von Insekten jeder Art angefleht, die Biester aus dem Haus zu schaffen. Erst einen halben Tag später realisierte er, dass er überhaupt an sie dachte. Was hatte er mit ihr zu tun ge-habt? Er strengte sich an, aber dieser Teil seiner Erinnerung war nicht greifbar. Mit seinen Händen zupfte er einige der Maden aus seinem Fleisch und er zerrieb sie für die fremde Frau, die immer wieder vor seinem inneren Auge erschien, zwischen den Fingern.
         Er kam durch verlassene Dörfer, die von den Schergen des Nekromanten auf dem Weg nach Grünfelden heimge-sucht worden waren. Man sah hier nur noch jene Leichen liegen, die zu verstümmelt waren, um noch von Nutzen zu sein. Als er sich umblickte, achtete er nicht darauf, wohin er lief und er stolperte über einen größeren Stein am Boden. Ein deutliches Knacken kam von seinem Knie und als er versuchte aufzustehen, gab es nach. Offenbar war der Kno-chen durch den Schlag mit dem Beil angeschlagen und nun ganz gebrochen. Er konnte sein Gewicht nicht mehr tra-gen. Im ersten Moment kam ihm sein Einfall abartig vor, aber der Gedanke an seinen Nutzen obsiegte. In der verlas-senen Schmiede fand er einen Hammer und lange eiserne Nägel. Er brach zwei Latten aus einem kleinen Zaun, der ein Gemüsebeet von einem anderen trennte und nagelte sie sich so gut es ging als Stützen an sein Bein. Nach seiner makaberen Arbeit konnte er es wieder halbwegs belasten, wenn er sich zusätzlich auf den Stiel seiner Mistgabel stütz-te. Er scheute die Antwort auf die Frage, was nur aus ihm geworden war, also dachte er nicht mehr darüber nach.
         Die Spur der Vernichtung führte ihn stetig weiter sei-nem Ziel entgegen. Er hatte immer noch keine Ahnung, was er tun würde, wenn er den Felsen erreichte, aber es kümmerte ihn nicht. Wichtig war, dass er voran kam und keine Zeit verlor.
         Die Tage und die Nächte kamen und gingen, wie zu Lebzeiten die Stunden und es war nicht einfach sie zu zäh-len. Er vermutete bald, dass er schon sieben Tage unter-wegs war. Die Maden in seinen Wunden wurden immer zahlreicher und an manchen Stellen hatten sie bereits die Knochen frei gelegt. Im Tageslicht merkte er zudem, dass seine Sicht auf der rechten Seite leicht getrübt war. Ein Ge-danke an das Menschsein veranlasste ihn dazu sich mit dem Finger das Auge zu reiben. Zwischen seinen Fingern kleb-ten einige zerquetschte Tierchen, die sich bereits in seiner Augenhöhle eingenistet hatten. Er spürte keinen Ekel, wie es eigentlich hätte sein sollen. Allerdings musste er diese Biester rein aus praktischen Gründen loswerden. Wenn er sich ihrer nicht entledigte, würden sie ihn womöglich aufge-fressen haben, ehe er sein Ziel erreichte.
         Zuerst versuchte er sie abzuschütteln und sie mit den Fingern aus seinen offenen Stellen zu schaben. Der Erfolg war mehr als bescheiden und es schien, als würden für jede entfernte Made zwei hinzukommen. Er gab schließlich auf und ging weiter.
    Als er an einen Tümpel gelangte, dachte er, dass die Vie -cher wohl kaum im Wasser überleben konnten. Er war sowieso nicht mehr im Stande, zu atmen. Ohne zu zögern lief er ins hüfthohe Wasser. Um sicher zu gehen, legte er sich flach auf den Rücken und wartete ein paar Stunden ab. Langsam beobachtete er, wie das Licht schwächer wurde und die Dämmerung einsetzte. Dann stand er auf, um wie-der an das Ufer zu waten und seine Wanderung fortzu-setzen.
    Da störte ein Schrei die Stille des Abends. Zum ersten Mal war er lebenden Menschen begegnet. Sie hatten es sich am Ufer des Weihers gemütlich gemacht und ein kleines Lagerfeuer entzündet. Der Mann, der gerade den Wasser -schlauch füllte, war bei seinem Anblick aufgeschreckt nach hinten gefallen. Sein Gefährte am Feuer sprang auf und starrte ihn aus entsetzten Augen an. Sie zogen zitternd ein paar Kurzschwerter und stellten sich ihm vorsichtig ent-gegen. Er versuchte die Beiden darauf aufmerksam zu ma-chen,

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