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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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,,Custos, der Wächter über die alten Stätten, Beschüt-zer der Seelen seiner gefallenen Gefährten.“
    ,,Damit hast du wenigstens etwas Licht in meine tief-schwarze Seele gebracht, doch niemals wird die Last meiner Sünden von mir abfallen.“
    ,,Du warst und bist noch immer Opfer der Willkür der Menschen. Tief in deinem Herzen bist du noch immer das reine, unberührte Wesen , als das du auf diese Welt kamst“, versuchte die Sirene sein Gewissen zu reinigen, doch die Furcht einflößende Kreatur vor ihr bewegte den Kopf, wie zur Verneinung, einmal langsam nach rechts, dann in die andere Richtung.
    ,,Auch ich habe mich anfangs verzehrt, aus Gier nach un -endlichen Reichtümern aus Gold und Rubinen, Diamanten und Silber. Jetzt erhalte ich die gerechte Strafe, alle meine Gefährten, meine engsten Freunde habe ich vor meinen gepeinigten Augen zugrunde gehen sehen. Das Schicksal hat mich zu Recht bestraft und ich mache auch nur mir Vorwürfe. Ich war eins mit dem Heereszug der Dämonen, die die Erde quälten, sie sich zu Untertan machen wollten. Nun trage ich meine Lasten, die mich zu keiner Zeit rasten lassen, es gibt kein zurück.“
    Beeindruckt über die Wortwahl des schönen Wesens strich die Sirene ihm zärtlich über die Haut seiner zerbrechlichen Flügel. Zwar wusste sie, dass Drachen reinste Wortkünstler, Dichter und auch gekonnte Philosophen waren, auch die Freude an Rätseln dieser war ihr bekannt, doch der Drache schien mit der Kunst seine schwere Schuld bezeugen zu wollen und er war noch nicht am Ende:
    „Vorsicht und Wachsamkeit wären Tugenden, denen ich nicht gewachsen wäre, mit meinem Gefährten hätte ich ge-hen sollen. Nun bin und bleibe ich ein gefallender Engel in einer Welt, die ich selbst zerstört habe.“
         Der Drache neigte den Kopf, als Zeichen seiner Ehr-furcht vor der Welt, die über die vielen Jahrhunderte hin-weg Opfer gewesen war, Bitteres zu erleiden und am Ende doch gesiegt hatte.
    ,,Richte nicht über dich, flieg weiter, suche etwas, für was es sich doch noch zu leben lohnt“, forderte sie ihn auf und streckte ihr Arme dabei gen Himmel.
         Und Custos flog, schwang sich erneut in windige Hö-hen, in schaurige Tiefen und ließ seinen durchdringenden Blick über das Land unter ihm wandern.
     
         Nachdem er schon mehrere Meilen und auch das Meer hinter sich gebracht hatte und immer weiter ins Landes-innere vordrang, wo die Überreste verbrannter Wälder vor sich hinschwelten, stieß er auf ein Einhorn, das einsam und verlassen am Waldesrand stand und sein Antlitz in einem fast ausgetrockneten Weiher betrachtete.
    Als Custos neben ihm landete, schreckte es auf, warf seinen edlen Kopf mit dem s tolzen Horn hoch, während seine Au-gen sich angstvoll weiteten, doch dann schien auf einmal sein Mut zu siegen und es sprang einen Satz auf den Dra-chen zu.
    ,,Nur zu, töte auch mich, wie du und deine Genossen mei -ne Gefährten getötet habt. Wie die Hasen habt ihr uns auf der Suche nach Futter durch die Wälder gejagt, habt meine Heimat in Schutt und Asche gelegt, aus Wut, wenn es uns gelungen ist euch zu entkommen. Ich bin der letzte meiner Art, welchen Triumph würdest du für deinen Herrn, deinen Meister davontragen, wenn du ihm das letzte Einhorn, das letzte seiner Art vorführen könntest, doch tu dir und der Welt, die du zerstört hast danach einen Gefallen und erlöse sie von deinem Sein!“
    Es senkte sein Haupt, wartete, erhoffte regelrecht das end -gültige Ende, seinen Tod, den es die ganze Zeit über her-beigesehnt hatte. Würde es diesmal gar so weit sein?
    Aber nein, der mächtige Drache hob erneut zum Flug an, überließ das schöne, aber gepeinigte Geschöpf seinem Elend, welches auf ihn zu fluchen begann. Erst zerstörte er wahllos und brachte es dann doch nicht zu Ende.
         Über den Wolken fasste Custos dann einen Entschluss. Fast schon fanatisch machte er in der Luft kehrt und flog auf den Vulkan zu, der, in der Gebirgskette zu seiner rech-ten, Rauch in den ohnehin schon düsteren Himmel spuck-te. An seinen Ausläufern begann eine einstmals saftige Wie-se, die jetzt von Asche und Bimsstein übersät war.
    Vom Anblick gequält wandte Custos seine großen Dra -chenaugen ab, in den Schlot des Vulkans, in den er nun beschloss hineinzufliegen.
    In diese Hölle aus roter Glut, dort gehörte er hin, zusam -men mit seinen Seelenverwandten, die sich aus eigenen, niederen Bedürfnissen der Gewalt unterworfen hatten, die diese einst so fruchtbare Welt

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