Sternenstaub (German Edition)
höre dich seit über einer Meile.“
Bevor Tjara und Jón etwas sagen konnten, sprang eine schlanke Gestalt aus den Bäumen und landete vor ihnen auf dem Waldboden. Es war ein Elf. Schlank, mit hellblon -den Haaren und einem ziemlich breiten Grinsen. Noch niemals hatten die beiden jungen Leute einen Elfen gesehen und eigentlich auch bezweifelt, dass es sie wirklich gab.
Elegant verbeugte sich der Elf und stellte sich vor.
Anschließend schwang er sich hinter Aedan auf den Hengst und erklärte, dass sein Pferd etwas weiter östlich warten würde.
Die ganzen nächsten Tage gelang es Tjara und Jón nicht, ihre Verwunderung abzuschütteln, doch Aedan und Vlar´an stellten sich als gute Freunde und Begleiter heraus.
Während der Zeit, in der sie Rast machten, zeigten die Bei-den ihnen eine Menge Tricks beim Schwertkampf und er-zählten von fernen Ländern.
Bereits nach fünf Tagen hatten Tjara und Jón das Gefühl, ihr ganzes altes Leben hinter sich gelassen zu haben. Nun lebten sie in einer anderen Welt. Vlar´an machte sie auf Gnome und die winzigen Feenwesen aufmerksam, die zwi -schen den Sommerblumen umherflogen. Es gab Kämpfe mit Orks und eines Tages sogar mit drei furchterregenden Scaarwölfen.
„Warum haben wir das alles früher nicht bemerkt?“, fragte Tjara eines Abends, als sie mit Aedan an einer hohen Klip -pe saß und in ein grünes Tal hinunterblickte. Weit im Süden begannen wohl die Steppen. Gerade hatte er ihr erzählt, dass schon immer Elfen in ihren Bergen gewandelt waren und dass ihr Urgroßvater ein mächtiger Krieger gewesen war, der dem König von Galdrian gedient hatte.
„Vielleicht wolltet ihr es nicht bemerken“, vermutete er und deutete lächelnd auf einen Drachen, der weit entfernt seine Kreise zog. „Aber jetzt hat dein neues Leben begonnen. Vielleicht wirst du sogar eines Tages eine Drachenreiterin, so wie die erste Frau deine s Urgroßvaters. Sie hieß Tjara.“ Ganz vorsichtig legte Aedan ihr einen Arm um die Schulter und Tjara ließ es geschehen. Sie fühlte sich wohl und ge-borgen in seiner Nähe.
Glücklich lehnte sie sich an ihn und blickte in den Himmel, wo die ersten Sterne zu leuchten begannen.
„Vielleicht werde ich das, vielleicht aber auch nicht. Ich habe so viele Möglichkeiten meinen Weg zu wählen, wie es Sterne am Himmel gibt.“
M ayenas Suche
Patricia Koelle
- drittbeste Geschichte -
Es war zum Verzweifeln. Jirrin setzte sich auf einen Stein und blickte bekümmert ins sandige Tal. Ein Karani sprang vorbei und sah ihn fragend an, ehe es sich weiter auf die vergebliche Suche nach einem essbaren Grashalm machte. Längst hätte die Insel frühsommergrün sein müs-sen. Normalerweise gab es hier saftige Wiesen, blühende Obstplantagen und birkenhelle Wälder. Aber der Frühling war in diesem Jahr ausgefallen.
Der wenige Schnee war geschmolzen wie immer. Auch der sanfte Frühlingsregen war gekommen, und die jungen Blät -ter und Gräser hatten begonnen, auszutreiben.
Doch dann stellten sie das Wachstum ein und verschrum -pelten, noch ehe sie sich entfaltet hatten. Ganz gleich, wie oft es regnete, die Erde war staubtrocken. Es lag nicht am steten Inselwind, auch nicht an den Temperaturen, die völ-lig normal waren. Auch der Meeresspiegel war nicht etwa gefallen. Der Flutsaum war, wo er immer war. Jirrin kannte den Strand und die Insel wie seine Handfläche, denn er war hier aufgewachsen. Er kannte jedes Kraut und jeden Hügel und es gab keinen Vogel oder Krabbler, den er nicht be-nennen konnte. Daher erwarteten die Inselbewohner Hilfe von ihm. Wer sollte herausfinden, woran das Unheil lag, wenn nicht Jirrin. Denn er konnte außerdem als Einziger Yuromagon, die Sprache, die alle Geister und Erd- und Himmelswesen beherrschen.
Er saß auf dem Stein, sah über das Land und fühlte dessen Durst am eigenen Körper. Es war, als hätte jemand den Stöpsel in einer Wanne gezogen. Das Wasser lief ein-fach nach unten ab und verschwand wer weiß wo. Eine normale Versickerung war das nicht. Hier war etwas Gro-ßes am Werk.
Doch seltsamerweise hatte er nicht das Gefühl, dass es et -was Böses war. Jirrin hatte einen sechsten Sinn dafür, wenn man es mit Verwünschungen, Flüchen oder einfach nur Böswilligkeit zu tun hatte. Wenn da unten etwas Schlimmes lauerte, hätte er ein Brennen an den Fußsohlen gespürt.
Dies hier fühlte sich eher an wie ein Fehler. Ein Versehen. Aber von wem?
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