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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Landschaft erzitterte, löste sich auf und wurde zu einer gleichförmigen Nebelsuppe über dem See. Das Wesen begann nun, seine Flügel langsam und behutsam zu bewe-gen, als dirigiere es unhörbare Musik.
    Nein, es formte etwas. Jirrin sah zu, wie aus dem See ein Meer wurde mit Schaumkronen aus Nebel, auf dem Nebel -schiffe mit stolz geschwellten Segeln fuhren. Leuchtende Delphine sprangen in hohen Bögen und gewaltige helle Walfische stellten weiche Fontänen in die Luft. Am Ufer schwankten Nebelpalmen und erstaunliche  Muscheln lagen am Strand.
    „Schön, nicht w ahr?“, kam eine tiefe Stimme aus dem We-sen, das nun die Flügel faltete, die für seine gewaltige Kör-pergröße seltsam klein wirkten, und ganz still saß.
         Jirrin näherte sich ihm vorsichtig. Schritt für Schritt tas-tete er sich am Ufer vorwärts, denn er konnte seine Füße nicht sehen, um die der Sandstrand aus Nebel floss.
    „Sei gegrüßt, mein Name ist Jirrin von der Nördlichen In -sel“, sagte er und verbeugte sich.
    Innerlich dankte er den Geistern, dass sie ihm Yuromagon und die Regeln der magischen Höflichkeit beigebracht hat -ten.
    Das Wesen neigte ebenfalls den Kopf.
    „Sei willkommen in meinem Reich, so du nichts Böses mit dir trägst. Eine Abwechslung erfreut mich.“
    „Ich trage eine Bitte“, sagte Jirrin. „Doch zunächst bin ich voll Neugier, wer du bist, dass du Solches schaffen kannst. Woher kommst du?“
    „Mein Name ist Mayena“, raunte die tiefe Stimme, die die Nebelpalmen erzittern ließ.
    „Ich bin die Tochter Kahras, die ein E rdwurf war, und des Meroganoj. Meroganoj war ein mächtiger Drache, auch wenn er schon  betagt war, als ich zur Welt kam. Er war ein großer Flieger, heimlicher Herr der Himmel auf dem gan-zen Planeten. Man erzählte sich, er sei über eine Seitenlinie mit Pegasus selbst verwandt. Kahra war seine letzte große Liebe.“ Mayena seufzte.
    „Eine Liebe, die nicht hätte sein dürfen. Meroganoj war verletzt, und er kroch in eine der Höhlen unter dieser Insel, um in Sicherheit zu heilen. Dort traf Kahra auf ihn. Erd-würfe sind fast blind, und vertragen kein Tageslicht.  Natür-lich besitzen sie auch keine Flügel. Sie leben in der Erde und im Gestein, bis an die Lavatiefen. Kahra vergrößerte die Höhle für meinen Vater und machte es ihm bequem. Sie sorgte für Nahrung. Sie beschrieb ihm die Tiefen, und er erzählte ihr vom Himmel und von allem, was er in den Ländern der Erde erblickt hatte. Später hat sie es mir wei-tererzählt.“
    Jirrin hatte sich auf einen Felsen gesetzt und lauschte.
    „Und dann?“, fragte er, als Mayena eine Pause machte.
    Ihre Stimme wurde traurig, die Nebelpalmen welkten.
    „Er wurde gesund, jedenfalls so gesund, wie es einem alten Drachen möglich ist. Die Himmel und das Licht riefen ihn. Die Dunkelheit hätte ihn bald erstickt.  Doch Kahra konnte ihm nicht folgen. Das Licht wäre ihr Tod gewesen, und flie-gen konnte sie auch nicht. Da sie Meroganoj liebte, ermu-tigte sie ihn, zu gehen. Ein Jahr später bekam sie mich. Meroganoj besuchte sie, wenn er konnte. Ich kann mich noch dunkel an ihn erinnern. Seine Stimme war tief und gütig, und er roch nach Weite und salzigem Wind. So sagte er, als ich ihn nach dem Duft fragte, den er mitbrachte. Ich war noch sehr jung, als er starb. Kahra zog mich groß und erzählte mir alle Meroganojs Geschichten. Im letzten Jahr starb auch sie.“
    Mayena zwinkerte heftig mit den Augen. Sie wandte den großen Kopf und sah Jirrin an. „Wir sind viel in den Erd -tiefen umhergewandert. Sie kam nicht zur Ruhe ohne ihren großen Drachen. Als sie nicht mehr war, kam ich hierher. Ich dachte wohl, ich würde von beiden hier noch etwas finden. Ich war einsam. Keine ihrer beiden Welten ist ganz die meine. Darum träume ich von den Landschaften, die mein Vater sah, und versuche, ein Abbild zu schaffen. Ich vertreibe mir die Zeit.“
    Sie hob die Flügel. „Meine Flügel taugen nicht zum Fliegen, aber sie sind geschickt.“
    „Du bist eine begnadete Künstlerin“, sagte Jirrin. „Nur, lei-der gefährdest du mein Land. Du nimmst unser Wasser und alles stirbt.“
    Mayena hielt die Flügel still. „Oh“, sagte sie bekümmert. „Darüber habe ich nicht nachgedacht.“ Sie schwieg eine Weile und sah gedankenverloren vor sich hin.
    „Weißt du was, Jirrin von der nördlichen Insel“, sagte sie schließlich, „Abbilder machen nicht glücklich. Ich werde nie durch diese Landschaften fliegen können. Und meine Eltern sind

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