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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Zeit.
     
    Mit einem entschlossenen Ruck drehte er seinen Rollstuhl in die Richtung, wo sich spezielle Züchtungen befanden.
    Er wä hlte vier Orchideenstämme aus, die in den letzten Jahren  mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.
    Nachdem er einen prüfenden Blick auf den etwas verhan -genen Himmel geworfen hatte, lenkte er den Rollstuhl ziel-strebig in den hinteren Teil des Raumes.
    Zögernd hob er seine Hand un d berührte leicht zögernd, die Felswand.
    Wie durch Zauberhand, als ob die Zeit still gestanden hätte, öffnete sich wieder ein Spalt und er konnte einfach hin -durch fahren. Wieder umfing ihn diese wundersame Welt der Glasblumen. In all den vielen Jahren schien sich hier nichts verändert zu haben.
         Dieses seltsame Klirren und melodische Klingen lag in der Luft wie ehedem. Die Blumen und Pflanzen rundum waren bunt und fast durchsichtig. Man konnte meinen, in einem wunderbaren Garten zu stehen. Das einzige was fehlte und fast gespenstig anmutete, war das nicht vorhan-dene Gesumme der Bienen, das Vogelgezwitscher oder  das Rauschen eines Baches.
    Die Äste eines Baumes schienen sich zu ihm herunter zu beugen, doch er wich aus und suchte mit den Blicken die Orchideen, von denen Großvater damals sprach.
         Er war schon eine Weile hin und her gefahren, als er sie endlich fand. Fassungslos stoppte er seinen Rollstuhl, um die ungeheure Farbenvielfalt in sich aufnehmen zu können.
    Vom zarten Weiß bis zum strahlenden Violett und zarten Rosa fanden sich alle Schattierungen. Mitten unter ihnen, die von Großvater gezüchtete „Königin von Saba“. Eine weiße Orchidee, die tief in ihrem Kelch in ein zartes Rosa überging und deren Blütenstab in einem tiefen Weinrot aus der Mitte herausragte.
    Und da, die von ihnen gemeinsam gezüchtete „Mondblu -me“. Eine flamingofarbene, mit vielen kleinen Blüten be-setzte Rispe, die sich leicht zu bewegen schien.
    Sein Auge eilte von Blüte zu Blüte, er wusste noch alle ihre Namen und wann sie zum Blühen gebracht wurde n. Na-türlich gab es einige, die wahrscheinlich in seiner Abwesen-heit gezüchtet wurden, doch kannte er die mit vielen Prei-sen ausgezeichneten aus der einschlägigen Fachpresse.
         Dann sah er ihn. Mitten in diesem Paradies aus Glas gab es eine Gartenbank. Halb verdeckt von einem Hibiskus-strauch mit großen Blüten,  saß Großvater.
    Er sah wie lebendig aus und war doch ganz aus Glas. Seine braunen Augen blickten ihn direkt an und er erschauderte. Die rechte Hand des Mannes aus Glas hielt eine Orchidee in einem durchsichtigen Glas in Augenhöhe, so als wollte er die Wurzel prüfen. Mitten in der Bewegung musste er er-starrt sein. Er hatte wie immer seine Schürze an, in der eini-ge Gartenwerkzeuge steckten. Sie waren auch zu Glas ge-worden.
         Es stieg heiß ihn ihm auf. Wie konnte das geschehen? Hatte er die Zeit vergessen, war er zu lange hier geblieben? Man wird es nie ergründen können.
    Er rollte ganz nahe an ihn heran, berührte sein altes Ge -sicht mit der Hand und strich darüber. Es fühlte sich kalt, glatt und leblos an. Ein wenig zögernd stellte er die mitge-brachten Orchideen zu den anderen. Er hatte es plötzlich eilig, wieder zurück zu fahren.
    Als er durch den sich öffnenden Spalt wieder seine reale Welt betrat, atmete er tief und gierig die Luft ein und fühlte sich irgendwie erleichtert. Das seltsame Schicksal des Groß -vaters berührte ihn sehr und er fragte sich natürlich, wie ge-fährlich es wirklich war, in diese fremde, unwirkliche Glas-welt einzutauchen.
    In den folgenden Tagen stand er mehrmals vor der hinte -ren Felswand und starrte sie an. Es zog ihn hinüber, er wollte diese Welt wieder betreten, wollte sehen, ob die von ihm dort abgestellten Orchideen nun ebenfalls zu Glas ge-worden seien. Irgendetwas hielt ihn jedoch zurück, ließ ihn zögern. Hörte er die leise, klirrende Musik oder gaukelte ihm nur seine Fantasie etwas vor? Kam da nicht unter der Felswand ein gläserner Trieb hervor und drehte sich su-chend herum?
    Wie von unsichtbarer Hand geschoben, rollte der Stuhl auf die Wand zu und er musste sich mit seiner Hand abstützen. Du rch die Berührung öffnete sich der Spalt erneut und er fand sich wieder in dieser Welt aus Glas, die ihn anzog und gleichzeitig abstieß. Wie von Geisterhand geführt, rollte er durch sie hindurch, bis er wieder vor Großvater zum Ste-hen kam. Es war, als wäre er lebendig, seine braunen  Au-gen blickten wie immer listig in die Welt

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