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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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glücklicher gewesen. Nein, das stimmte nicht, etwas fehlte noch zu ihrem Glück.
    Es war verrückt, aber ein Stück Restgewissen, das sie eigentlich bereits vor Jahren sicher erschlagen zu haben glaubte, forderte sie zu unglaublich dummen Dingen auf. Sie solle Musa befreien und das Chaos in Begonien richten! An dem sie schließlich nicht unschuldig war. Cardamine wehrte sich noch eine Weile, doch die unbequeme Stimme in ihr wurde lauter.
    »Ich bin böse!«, fluchte sie leise und knallte dem Jungschwein neben ihr grundlos einen vor den Latz. »Mich mag niemand! Und ich mag auch keinen!«
    Das Jungschwein quiekte kurz, vergaß aber scheinbar sofort wieder, was passiert war, weil es ein anderes Jungschwein am Schwanz durch den Dreck zog, während zwei weitere Geschwister es kräftig mit den Nasen in die Seite stießen. Die blöden Viecher waren ganz andere Liebkosungen gewöhnt.
     
    Cardamine war nicht böse, nur sie konnte nicht ausschließen, wieder böse Dinge zu tun. Und damit meinte sie nicht, Jungschweine zu boxen. Es ist wichtiger, was du tust, als was du bist, soufflierte die Stimme ihr unbeirrbar weiter in die Sinne. Als ob sie betrunken war und nach der Flasche suchte. Die Unruhe in ihr wurde stärker, sie würde ihr nicht standhalten können.
    »In Ordnung ... ich werde dem dicken Trottel helfen!«, sagte sie zu sich selbst und sah sich nach dem Orakel um, das mitten in der tiefsten Schlammkuhle mit den erst kürzlich geborenen Ferkeln darum rang, wer oben liegen durfte. Wobei Cardamine erschüttert feststellte, dass auch das Orakel unredlich kämpfte. Die meisten Frischlinge waren dem Orakel körperlich überlegen, weswegen sich der weiße Drachengeist mit kleinen Blitzen aus seinem gezackten Schwanz behalf, um gegen die schweinische Übermacht zu bestehen.
     
    »Und wie wollte Cardamine das hinbekommen? Ich meine, zu dem Zeitpunkt war die Party doch schon gelaufen«, fragte sein Enkelsohn, dem scheinbar etwas Fantasie fehlte.
    »Ich glaube, du hast nicht den geringsten Schimmer, wozu dunkle Spruchwirker in der Lage waren, oder?«
     
    Cardamine schnappte sich das Orakel mit einem Biss im Nacken, von dem der Schlamm nur so in großen Brocken auf den Boden fiel, und lief zu Meister Tulpenmohns Haus. Musa hatte ihr am Tag zuvor gezeigt wo sein Lehrherr lebte, wenn er halt nicht in Lerchensporn inhaftiert war. Sie würde sich ebenfalls um ihn kümmern, schließlich trug auch Meister Tulpenmohn an der verfahrenen Situation keine Schuld. Das Orakel fiepte zwar zuerst unwillig, ließ sich dann aber ohne weitere Gegenwehr in die Wohnstube des Rosenheider Spruchwirkermeisters tragen.
    Eigentlich war ihr Plan einfach, sie musste nur überzeugend sein. Einmachglas und Kernseife fanden sich schnell, Cardamine hielt es aber trotzdem für angebracht, das Orakel vor dem Zaubertrankbad leicht vorzureinigen. Es war für die magische Wirkung schließlich nicht notwendig, das halbe Schweinegatter mitzutrinken.
    Gesagt, getan, das Orakel war nun wieder porentief rein, torkelte durchgeschüttelt über den Tisch und Cardamine sah aus wie ein Zwilling von Meister Tulpenmohn. Dessen Kernseife nach Vanille, Ingwer und Holunder schmeckte. Eine grässliche Kombination, die Cardamine weder zum Füßewaschen noch zum Trinken weiterempfehlen würde.
    Die blaue Meisterrobe der Innung empfand sie am kleidsamsten in seinem Schrank. Sie schlüpfte hinein und zog die Kapuze weit ins Gesicht. Ihre besondere Mission konnte beginnen. Das Orakel hatte sie in der rechten und ein mit Seifenwasser gefülltes Einmachglas in der linken Tasche dabei. Sie wollte vorbereitet sein.
     
    »Halt. Die Parole?«, rief Cardamine einer Patrouille der Rosenheider Bürgerwehr aus sicherer Entfernung zu.
    »Kirschblume«, antwortete diese verunsichert, was sicherlich daran lag, dass sie weitab der Frontlinie über den Rosenheider Marktplatz liefen und an diesem Ort eher weniger mit einer Überprüfung gerechnet hatten.
    »Richtig. Weitermachen!« Mehr wollte Cardamine nicht in Erfahrung bringen. Das Stadttor von Rosenheide zu passieren, war nun einfach. Die zahlreichen Soldaten ließen sie nach der Nennung der richtigen Parole unbehelligt weiterziehen. Aber jetzt sollte sie sich beeilen, sie musste nach Lerchensporn. Die Sonne würde an diesem Tag nicht mehr lange scheinen. Ein Fuhrwerk der Innung nahm sie glücklicherweise mit.
     
    Um an den Ginkgo vorbeizukommen, die immer zahlreicher in und vor Lerchensporn Lager errichteten, legte sie ihre blaue Robe

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