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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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Ende der Welt an. Er war also auf dem Weg der Besserung.«
    »Wollte er Musa nicht helfen?«
    »Das hätte er ehrlich gesagt auch vor dem Unfall in Granadilla nicht gekonnt.«
    »Er hatte andere Talente, richtig?«
    »Wir verstehen uns.«
     
    Da Fürst Cernus die komplette Zerstörung von Lerchensporn befohlen hatte, war Prinz Dost kurzweg einer gewaltbereiten Splittergruppe darstellender Künstler beigetreten, die das Tanztheater mit ihrem Leben gegen die Aggressoren verteidigen wollten. Dieses Stück erkämpfter Kultur würden sie sich von niemand nehmen lassen.
    Der Juckreiz empfindsamer Körperstellen Dosts Mutter wurde allerdings immer schlimmer. Es gab bereits im ganzen Palast kein Puder mehr, was Clusia an den Rand des Wahnsinns brachte und auch die um ihr Wohl besorgten dämonischen Zicklinge nicht lindern konnten, die inzwischen in Scharen friedlich ihren Kleiderschrank bewohnten.
    Und Musa Rübenkerbel, nun, der saß im Kerker von Lerchensporn und hatte viel Zeit um über seine unglücklichen Taten nachzudenken. Übrigens war er dort allein. Oder vielmehr allein inhaftiert. Er war seit über 32 Jahren der Erste, der in Begonien eingesperrt wurde.
    Der beileibe nicht mehr jugendliche Kerkermeister hatte fast einen Herzinfarkt bekommen, als die Soldaten Musa in die Zelle packten und eine schmerzhafte Behandlung seiner Zehennägel einforderten. Die Musa auch bekommen würde, sobald der Kerkermeister seine alte Zehn agelzange wiederfinden würde.
     
    »In Lerchensporn gab es einen Folterkeller?« Seine Enkeltochter zeigt sich brüskiert.
    »Ja, ja, Relikte der Vergangenheit .«
     
    Natürlich hatte der selige Großherzog Helm-Ranunkel niemals einen Menschen foltern wollen. Nur bei seiner Amtsübernahme war der Kerkermeister bereits im dergestalt fortgeschrittenen Alter, das eine Umschulung wenig Erfolg versprach und der Großherzog ihn lieber bis zu seinem Lebensende für seine nicht mehr benötigten Dienste weiterbezahlte. Es konnte schließlich niemand damit rechnen, dass der alte Kauz noch über 32 Jahre leben würde.
     
    ***
     
     
     
     

Cardamine
    Die jüngsten Ereignisse machten natürlich auch in Rosenheide ihre Runde. Jetzt wo Musa nicht mehr bei ihr war, befand Cardamine mit den Schweinen in Tante Lobelies Gatter. Durch die lange Zeit in Granadilla roch es hier für sie heimischer als in der Stube, befand sie, frei früherer Animositäten.
    Einzig befremdlich benahm si ch der alte Zuchteber, der sich ihr bereits zweimal unsittlich zu nähern versuchte, aber nach einem kurzen Aufblitzen ihrer Augen schnell wieder das Weite gesucht hatte.
    Über die geplatzte Hochzeit, den Amoklauf der Ginkgo und die anderen Spinner in Lerchensporn wollte sie nicht nachdenken. Das ging sie nichts an. Sie wollte nur ihre Ruhe haben. Und ein Hund, der wie ein kleines Schwein aussah, würde sicherlich niemandem weiter auffallen. Was auch gut so war.
    Und da Cardamine das Orakel mit den Ferkeln in der Suhle spielen ließ, würde sich auch niemand über ein nach Schweinescheiße stinkendes Eichhörnchen wundern. Nebenbei sorgte die klebrige Schweinescheiße dafür, dass das Orakel nicht mehr von Boden hochkam. Ein fliegendes Eichhörnchen hätte ihr dann doch zu viel Aufmerksamkeit eingebracht.
    »Es gibt Futter! Los! Holt es euch!«, rief Musas Tante, Lobelie Rübenkerbel, die trotz ihrer neuen militärischen Führungsrolle nicht die Versorgung ihres Hofes vernachlässigte. Zwei Mehlwürmer gingen ihr zur Hand und füllten die leeren Futtertröge. Es gab hartes Brot mit naturbelassenen Schimmelecken, im ranzigen Fett ertränkte Linsen und zur Feier des Tages Eicheln mit Lebendfleischeinlage. Das Essen war um Längen besser als in Granadilla.
     
    »Was haben die denn in Granadilla bekommen?«, fragte seine Enkeltochter angeekelt.
    »Das möchtest du nicht wirklich wissen .«
     
    Es war bereits früh am Abend, Cardamine hatte es sich mit drei anderen Jungschweinen in der Sonnenecke des Gatters gemütlich gemacht. Sich faul und vollgefressen von der tiefstehenden Sonne den Dreck auf dem Pelz trocknen zu lassen, gefiel ihr.
    Im Prinzip hätte Cardamine auch einfach gehen können. Irgendwo hin, egal wo, das Herrschaftsband war sie los. Und sie hatte das Orakel in ihrer Gewalt. Welcher andere Spruchwirker konnte schon von sich behaupten, einen weißen Drachengeist als Haustier zu halten.
    Frei und mächtig, das hatte sie sich ihr Leben lang gewünscht und nun suhlte sie sich mit den Schweinen um die Wette. Sie war nie

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