Sternenstaub
Erwachsene, die miteinander kämpften, sich beschossen und sich gegenseitig ihre Laserstrahlen in die Brust bohrten. Plötzlich sah Tony einen brennenden Körper, der durch die Luft flog und dann reglos und schlaff wie eine Puppe neben ihm auf dem Boden liegen blieb. Eine alles überlagernde Angst tobte in ihm, während die Menge sie hin und her schubste und dann plötzlich Hope von ihm fortriss. Zwischen Beinen und Hüften, sah er nur noch ihre Hand. Hörte, wie sie seinen Namen schrie. »Tony! Tony!!!«
Orientierungslos schrie auch er nach ihr. »Hope! Hope, wo bist du?« Dann hörte er sie nicht mehr.
Ein ohrenbetäubender Krach ließ ihn herumwirbeln. Vor Schreck weitete er die Augen und schaute zu, wie sich eine schwarze Explosionswolke am Himmel ausbreitete. Rasch drehte er sich weg und presste die Hände gegen die Ohren. Hört auf! Hört auf!
Doch da kam schon ein nächstes Donnern, das den Boden unter seinen Füßen vibrieren ließ.
Panisch riss Tony die Arme herunter. Sein Blick hetzte umher.
Was …?
Er verkrampfte sich und ballte die Hände zu Fäusten. Eine schreiende Frau rempelte ihn an. Beinahe wäre er wieder hingefallen. Er durfte nicht hinfallen! Seine großen Augen weiteten sich noch mehr, als ein Schuss fiel und neben ihm ein Mann zu Boden sackte. Er sprang erschrocken zur Seite. Dort blieb er wie angewurzelt stehen. Ängstlich und verstört schoss Tony das Echo meiner Worte durch den Kopf. »Wenn dir mal etwas gefährlich vorkommt und du Angst kriegst, dann lauf davon, statt zu trösten, hörst du! Lauf, so weit du kannst. Die Großen kümmern sich schon um alles.«
Ja, genau so hatte ich es zu ihm gesagt.
Tony wollte ja weglaufen, aber wohin? Überall um ihn herum waren große Beine, trampelnde Stiefel, Schreie und Feuer! Nein! Nicht! Angst! Er hatte so schreckliche Angst! Die Geräusche um ihn herum vermischten sich zu einem lauten Rauschen, so als würde ihn etwas unter Wasser ziehen.
Und plötzlich entdeckte er inmitten des Gemetzels, wie Demian sich auf ihn zu kämpfte. Die Augen des Wächters loderten wie zwei glühende Schwerter, während er jeden, der zwischen ihnen war, zur Seite stieß. Kreischend und weinend streckte Tony ihm die Arme entgegen. Da fiel ganz nah ein Schuss. Demian geriet ins Taumeln. Kurz sah es so aus, als würde er das Bewusstsein verlieren, aber als er Tonys Gesicht erblickte, wie es sich bei dessen immer schriller werdenden Schreien gequält verzerrte, fing er sich wieder und stürzte und preschte weiter nach vorn. Endlich, endlich war Demian bei ihm. Der Wächter klemmte sich Tony unter den Arm, löste sich blitzschnell auf und sleitete mit ihm davon.
Tony!
31
E mmi kam in die Küche gestürzt, wo ich gerade mit den Zutaten, die Ajna für mich herausgesucht hatte, Eintopf kochte.
»Sie kommen! Die Ersten sind wieder zurück.«
So schnell, wie sie hereingerauscht war, stürmte sie auch wieder aus dem Haus.
Eilig nahm ich den Kessel vom Herd, wischte mir flugs die Hände an Rojans Schürze ab und stürmte nach draußen.
Tatsächlich!
Der Zug der Heimkehrer erschien am Waldrand. Ihre Gesichter wirkten müde, die Körper abgekämpft, und ihre Schritte waren mehr ein träges Schlurfen. Kein Wunder, zu Fuß war es ein Vier-Tagesmarsch bis hierher, und mit Sicherheit waren viele von ihnen verletzt und konnten folglich nicht sleiten. Aber jetzt waren sie da. Einer nach dem anderen trat aus dem Wald – die Kinder trugen sie teilweise huckepack oder auf ihren Hüften.
Wir liefen ihnen entgegen.
Ich erreichte die ersten Reihen, die jetzt an mir vorbeizogen, und dann sah ich Silas unter ihnen! Er war eines der wenigen Kinder, die noch genügend Kraft besaßen, um selbst zu gehen. Ein Mann, wahrscheinlich sein Vater, hatte eine Hand auf seine Schulter gelegt und lenkte ihn durch die Menge. Silas schenkte mir ein schiefes Lächeln, aber mir blieb keine Zeit, zu ihm zu laufen. Die Sorge um Tony, Hope und Iason ließ mich erneut zum Wald blicken, als der Strom derer, die aus ihm heraustraten, auch schon wieder nachließ.
Verdammt, obwohl sie die Kinder bei sich hatten, waren sie viel weniger als bei ihrem Aufbruch. Iason, wo war Iason?
Er musste hier irgendwo sein! Tony! Hope! Wo seid ihr? Ich begann, sie zu suchen. Meine Schritte wurden schneller, und mein Blick hetzte umher. Jeden Mann und jeden Jungen, der meinen Weg kreuzte, aber auch wirklich jeden, hielt ich an der Jacke fest und blickte in die vor Schmutz starrenden Gesichter.
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