Sternenstaub
musste.
»Tony!«, riss Hope ihn aus den Gedanken. »Hast du nicht gehört? Der Kapitän hat durchgesagt, dass wir unsere Sachen nehmen und zum Ausgang gehen sollen.«
Wie der Blitz schnallte Tony sich ab und rutschte von seinem Sitz.
Hope fasste ihn an den Händen und drehte ihn mit sich im Kreis. »Wir sind daheim, Tony! Bald bist du bei deinen Eltern und ich bei meinem Papa!« Ihre Locken tanzten dabei auf ihren Schultern. Dann ließ sie ihn los und verschwand mit einer auffordernden Geste, dass er ihr folgen sollte, durch die Tür.
Eifrig klappte Tony seinen kleinen Koffer zu und flitze Hope hinterher. »Mama! Papa! Ich komme!«
Mein nächster Gedanke schnitt mir ins Herz. Irgendjemand würde ihm sagen müssen, dass seine Eltern tot waren.
Tante Lore stand mit strahlender Miene am Ausgang, das heißt, sie versuchte, mit ihrem Strahlen etwas zu überspielen. Vielleicht ist sie ja nur traurig, dass sie uns alle jetzt nicht mehr so oft sieht, dachte Tony, und in diesem Moment schwor er sich, er würde sie besuchen.
Aber dann geschah etwas, womit Tony nicht gerechnet hatte.
Anstatt, dass sich die Türen öffneten, so wie alle es erwartet hätten, startete der Kapitän noch einmal den Motor und das Schiff rollte weiter.
Auch Tante Lore guckte ganz irritiert, und als Steffi, die andere Flugbegleiterin, zu ihr kam, redeten die beiden kurz miteinander. Die Lautsprecheranlage knackte leise, zum Zeichen, dass sie eingeschaltet wurde. Tony spitzte die Ohren, und sogleich kam eine Durchsage des Herrn Kapitäns. »Da die Kühlanlage in der Basis defekt ist, lotst man uns in die alte Start- und Landehalle.«
Ach so. Ja, der Herr Kapitän war ein sehr vorsichtiger Mann. Er hatte den ganzen Flug über gut auf sie aufgepasst und würde jetzt kein Risiko eingehen.
Da drehte Tante Lore sich zu ihnen und lächelte wieder. »Und habt ihr euch alle noch mal rausgeputzt, wie ich es euch gesagt habe?«
Viele Kinder kicherten, aber Tony nickte wieder kräftig, wobei eine abstehende Haarsträhne auf- und abwippte. Lachend strich Tante Lore sie ihm glatt, als ein leises Brummen verkündete, dass gleich die Gangway heruntergefahren würde. Die Tür öffnete sich mit einem Zischen, und die ausgelassene Stimmung wich jetzt einer atemlosen Stille.
Letzte Rauchschwaden zogen einsam am Boden entlang. Mit ihren Koffern und Taschen in den Händen gingen sie in Viererreihen die Gangway hinunter.
Wo sind denn die ganzen Leute?, wunderte Tony sich. Und sie standen auch nicht in der alten Lande- und Abflughalle, sondern in einer Lagerhalle. Komisch, fand Tony. Und was war das nebenan für ein Lärm?
Auch wir hörten Leute schreien.Oh mein Gott, Tony! Ich wollte ihn warnen, aber das ging nicht, weil alles, was ich hier sah, schon längst geschehen war. Hatte er es überlebt? Und was war mit Iason? Mir wurde speiübel, aber ich konnte nichts tun.
»Kommt alle raus, Kinder.« Tante Lore wedelte sie lächelnd die Gangway hinunter. »Keine Angst. Bestimmt wird diese Trennwand gleich hochgelassen, und dann gehen wir rüber in die Landehalle.« Aber irgendwas stimmte an ihrer guten Laune nicht. Sie wirkt unsicher und gehetzt, dachte Tony.
Die Kinder versammelten sich vor dem Schiff, als plötzlich hinter ihnen ein Klicken ertönte. Es war der Kapitän und er hielt ein großes Gewehr in den Händen. Tony wurde mulmig.
Und auch mir wurde ganz anders.
Warum grinste er? Das ist wirklich nicht lustig, dachte Tony. Komisch, er ist doch den ganzen Flug über so ein vorsichtiger Kapitän gewesen, rätselte er, als in der seltsamen Stille ein lauter Knall ertönte, der wie eine Explosion von draußen kam. Unter den Kindern griff Unruhe um sich und Tony wandte erschrocken den Kopf. Er blickte in lauter schockierte Gesichter.
Wo waren die anderen Piloten? Wie auf ihr Stichwort kamen auch sie jetzt aus dem Schiff. Ebenfalls mit Gewehren.
»Was ist hier los?« Tante Lore, die sonst eigentlich eher rotwangig war, hatte nun ein schockgebleichtes Gesicht. Tony stand am Rand und konnte es genau sehen. Sie stellte sich vor die Kinder.
Der Herr Kapitän grinste gemein, fand Tony. Und er schien die Situation zu genießen.
Panisch schob Tante Lore sich mit ausgebreiteten Armen vor die Kinder. Als wollte sie uns beschützen, dachte Tony. Aber in Wirklichkeit hatte sie Angst, das sah er an ihrem Zittern und an ihren Schweißperlen auf der Stirn. »Was wollen Sie?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
Ein paar Kinder fingen an zu
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