Sternenstaub
wimmern. Draußen ertönte wieder ein Donnern. Schreie drangen durch die heruntergelassene Wand. Ein Ruck ging durch Tonys Körper. Da kämpften Leute!
So fest, wie ich Hells Hand drückte, mussten seine Finger fast abfallen.
»Was ich will?«, wiederholte der Kapitän Tante Lores Worte. Mit kalter spöttischer Miene legte er den Kopf schief. »Oh, da fällt mir so einiges ein. Zum Beispiel möchte ich dir für deine Dienste danken. Aber jetzt brauchen wir dich nicht mehr.« Er drückte den Abzug seines Gewehrs. Ein Schuss ertönte. Erst blickte Tante Lore erstaunt an sich hinab – dann knickten ihre Beine ein und sie sackte zur Seite weg.
Steffi, die andere Flugbegleiterin, schrie auf, viele Kinder schrien, aber Tony begriff nicht sofort. Als die Wahrheit langsam zu ihm durchsickerte, ließ ihn ein eisiger Schauder zittern. Seine Beine waren wie Pudding.
Lauf, mein Kleiner. Lauf!, flehte ich innig.
»Ruhe!«, befahl der Kapitän, und es herrschte Stille.
Zitternd biss Tony sich in die Faust.
Ein lauter Schlag ließ ihn zusammenfahren. Plötzlich krachte eine Platte von der Decke. Da! Skyto sprang mit dem gehaltenen Abzug eines Sturmgewehrs aus dem entstandenen Loch. Die Schüsse regneten nur so durch den Raum, und noch bevor er mit beiden Füßen am Boden aufkam, lagen der Kapitän und seine Begleiter am Boden.
Mit energischen Schritten durchquerte Skyto die Halle bis zu einer schmalen Falltür, die vor der Wand in den Boden eingelassen war.
»Was ist hier los?«, fragte Steffi gehetzt. »Wer sind sie?«
»Seljevas«, stellte Skyto sich ruppig vor, wobei er die Tür zu einem dunklen Gang öffnete. »Bringen Sie die Kinder hier durch in den Donjon«, knurrte er. »Lokondra plant ein Massaker.«
Skytos Worte brachten Bewegung in die Menge. Die Kinder eilten auf die Tür zu.
»Komm, Tony!« Hope schnappte sich seine Hand und zog ihn mit sich.
»Langsam, Kinder, ganz ruhig. Wenn ihr euch schubst, fallt ihr noch die Treppe herunter«, versuchte Steffi die Kinder zu bändigen. »Zwei von euch nehmen sich immer an den Händen. So ist’s gut. Ich sagte, passt an der Treppe auf!« Eilig, aber organisiert schob sie die Kinder gruppenweise in den Gang.
Da donnerte ein ohrenbetäubender Knall durch die Halle!
Skyto stieß einen scharfen Zischlaut aus, als auch schon die breite Zugangstür explodierte und eine Horde Ostloduuner mit eiskristallgrün blitzenden Augen durch das große Loch in der Wand brachen. Unzählige Südloduuner versuchten, sie aufzuhalten, kämpften unter Einsatz ihres Lebens.
War Iason dabei? War er dabei!? Ich konnte ihn nicht sehen!
Eine grüne Funkenwalze flutete den Raum, gefolgt von einem triumphierenden Zischen.
»Lauft, Kinder! Lauft!«
Mit Ellbogen und Hieben kämpften sich die Kleinen in den Gang. Inmitten von Kampfschreien und Schüssen waltete nun überall ausschließlich das Gesetz des Stärkeren. Tony erhielt einen kräftigen Stoß, der ihn zur Seite katapultierte und dort stürzen ließ. Autsch! Im ersten Moment bekam er kaum Luft. Tat das weh! Als er hochsah, war seine Umgebung in ein Blitzlichtgewitter getaucht, das die Bewegungen ringsherum nur noch abgehackt zeigte. Mit schreckerfüllter Miene erkannte er, dass jetzt von der anderen Seite der Kampf der Erwachsenen wie eine Welle auf sie zurollte. Eine Strahlensalve schoss scharf über seinen Kopf hinweg und schmetterte in einer Kurve gegen das lange Seitenfester des Raumschiffs. Die Scheibe explodierte mit einem ohrenbetäubenden Knall. Der Druck trieb die Splitter wie Asche durch die Luft. Tony hielt sich schützend die Arme über den Kopf, als ihn auch schon ein Stiefel hart an den Fingerknochen traf. Hilfe!
»Steh auf, Tony!«, rief Hope panisch. Er unterdrückte den Schmerz, der von dem Stoß zurückgeblieben war, und kämpfte sich hoch.
Hope zerrte ihn schon mit sich, ehe er richtig stand. »Hier kommen wir nicht durch! Lass es uns durch das Loch in der Wand versuchen!«
Tony stolperte ihr nach auf die rechte Seite, als auch dort plötzlich lauter Leute waren. Von Blitzen und Schüssen umgeben, schlängelten sich die beiden an der Wand entlang. Kugelhagel flog ihnen um die Ohren. Eine nächste Explosion, die sie zusammenfahren ließ. Mit aneinandergeklammerten Händen schoben sich die beiden Kinder Stück für Stück vorwärts. Sie ließen sich nicht los. Zwängten sich immer weiter auf den freigesprengten Durchgang zu – und schafften es nach draußen.
Doch hier waren noch mehr
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