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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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sagte sie mit leiser heller Stimme.
    Ich hob die Hände und wollte mir verzweifelt ins Haar greifen, ließ es aber bleiben, weil mir meine Hochsteckfrisur einfiel. Das alles war so extrem … absurd.
    »Du wirst erwartet!« Guin reichte mir meine Stola. Na, wenn das kein Ausweichmanöver war. Lokondra wusste also, wie man nach der Erfüllung seines Sinns weiterlebte.
     
    Als sich die Flügeltüren öffneten, erblickte ich zahllose Männer und Frauen in festlicher Garderobe. Sie hatten Kristallgläser in den Händen und lachten und scherzten miteinander. Das ging so, bis sich die Türen hinter mir hörbar schlossen. Jetzt hielten sie allesamt mit ihren Unterhaltungen inne und drehten sich neugierig zu mir um. Die Privilegierten, erschloss sich mir, denn ihr Lächeln und überhaupt die ganze Mimik und Gestik waren viel zu lebendig, um initiiert zu sein. Natürlich gab es auch Drohnen hier, aber sie bildeten die Arbeitsknechte.
    Das Ambiente war sehr pompös und alles komplett in Weiß gehalten. Sogar der Boden war aus weißem Marmor. Die einzigen Farbakzente setzten die ausladenden Blumengestecke, mit denen der Saal überall, wo es gut aussah, geschmückt war. Bei diesem Anblick zog sich mir der Magen zusammen. Nun war es so weit. Hoffentlich rastete Lokondra nicht komplett aus, wenn er feststellte, dass unsere Verbindung nicht funktionierte, nicht funktionieren konnte. Schnell ging ich im Geiste noch einmal die Begründung durch, die ich mir zurechtgelegt hatte. Es kann nur daran liegen, dass ich Irdin bin. Wenn du Iason aber freilässt, erkläre ich dir jeden meiner Gedanken.
    Eine Weile folgte ich schweigend den ausgelassenen Unterhaltungen auf Irdisch. Ich verstand jedes Wort, was zugegebenermaßen irgendwie ganz angenehm war. Warum nur zog es einen immer wieder so stark zu seiner eigenen Kultur, insbesondere wenn man sich in einem fremden Land befand?
    In diesem Moment öffneten sich die gegenüberliegenden Flügeltüren und Lokondra trat aus dem Rundbogen. Er trug einen perfekt sitzenden Dreiteiler und in seinen wachen Augen loderte dieses innere Feuer, das seine immense Ausstrahlung nur noch mehr verstärkte. Erneut war es, als würde um ihn herum die Luft vibrieren.
    Sein Blick schweifte durch den weitläufigen Raum und als er mich in diesem turmalingrünen Ancjokleid sah, hellte sich sein eiskristallenes Strahlen auf. Ohne den Blick von mir zu nehmen, durchquerte er den Saal – kam direkt auf mich zu.
    Okay, ich gab mir einen Stoß. Showtime, Mia.
    Vor mir deutete er eine höfische Verbeugung an. »Du bist eine Augenweide, Mia.«
    »Danke. Aber es ist Gerome, dem das Kompliment gebührt.«
    Er hauchte einen Kuss auf meine Hand. »Eine Rose kann nur erblühen, wenn es auch eine Rose ist.«
    Spätestens jetzt hätte Iason ihm das Genick gebrochen, wäre er hier. Ich versuchte mich an einem Lächeln. Okay, das hatte doch schon mal geklappt.
    Die Tür öffnete sich und eine Gruppe Irden mit Instrumenten betrat den Raum. Lokondra hatte ein irdisches Orchester einfliegen lassen? Ich weiß eigentlich auch nicht, warum ich deswegen so überrascht war.
    »Gefällt es dir?«, fragte er und machte eine ausladende Handbewegung.
    Ich nickte. »Diese Leute hier sind alle nicht initiiert?«
    »Nur die Bediensteten. Die Gäste sind vom Clan der Neuerungen und mir treu ergeben.«
    Ein Drohne kam an uns vorbei und Lokondra nahm zwei Gläser Sentiria vom Tablett, von denen er mir eines reichte.
    Etwa zweihundert Leute in einer Stadt von etwa zehntausend, dachte ich, behielt den Gedanken aber für mich. Es war wirklich auffällig, wie lebendig sich die Gäste hier verhielten, ganz im Gegensatz zu den Drohnen. Man tanzte, man sang, man lebte sein Leben, egal ob es Sinn machte oder nicht. Lokondra und seine Anhänger wirkten so frei. Wie zum Teufel schafften sie es, nach ihrem Sinn weiterzuleben? Eins war klar: Ich musste hinter das Geheimnis kommen.
    Ich hob mein Glas, um mit ihm anzustoßen. »Kann ich dich etwas fragen?«
    »Nur zu.« Unsere Gläser klirrten.
    »Gerome hat mir verraten, wie alt er ist, und dass er seinen eigentlichen Sinn schon längst erfüllt hat.«
    Seine Finger schlangen sich bei meinen Worten fester um das Glas. »Wenn Gerome das sagt, wird es auch stimmen.«
    Als wäre das Thema damit für ihn beendet, legte Lokondra den Kopf in den Nacken und trank in einem Zug aus.
    »Wie kann es dann sein, dass er noch lebt?«
    Er bedachte mich mit einem geheimnisvollen Flimmern. »Mit Verlaub, aber dazu werde ich

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