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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Lokondras Wut. Erst wie ein Warnschuss, der eisern in meinen Körper einschlug. Und dann spürte ich Hitze in mir aufsteigen. Mein Herz raste. Gehetzt fuhr ich herum. Fliehen, schon klar! Aber auf welchem Weg? Ich blickte zu den tausend Treppen, die zwar alle zum Rand des Kraters hinaufführten, aber überall waren Drohnen. Siedend heiß schoss mir in den Sinn, dass Tony mit Guin ja noch im Empire war. Ich konnte die beiden auf keinen Fall zurücklassen! Wenn ich floh, würde Lokondra sich an Tony rächen. Ich musste ihn holen! Irgendwie! Irgendwie!

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    I ch lief, nein ich jagte über die Brücken und Rollbänder, bahnte mir mit den Ellbogen meinen Weg, um noch schneller zu sein. Als ich im Empire ankam, schlug mir mit voller Wucht eine Welle entgegen, die sogleich laut und brodelnd durch jede einzelne meiner Venen schoss. Getroffen lehnte ich mich gegen die Wand. Verdammt, ich hätte früher reagieren müssen. Mir hätte klar sein müssen, dass mich jetzt sein geballter Zorn erwischen würde. Ich musste dringend Kraft sammeln … brauchte Kraft, um meinen Schutzschild hochzuziehen. Ich kniff die Augen zusammen. Konzentriere dich, Mia. Das Rauschen in meinen Ohren ließ etwas nach und ich hörte Lokondra hinter verschlossener Tür in seiner Suite toben. Klirren und Scheppern drangen durch das dicke Eichenholz. Er zerschlug das Inventar.
    Durch meinen verhangenen Blick sah ich Drohnen an mir vorbei den Flur entlanglaufen. Und dann kam Gerome aus Lokondras Suite. Es fühlte sich an, als würde das Blut in meinen Adern kochen. Meine Kehle versengte. Du musst es wollen, Mia , klammerte ich mich schwer atmend an Skytos Worte. Wann wirst du endlich lernen, dich meinem Willen zu widersetzen?
    Verdammt, ich musste zu Tony!
    Keuchend stemmte ich mich gegen die sengende Hitze, zog und riss an meinem Schutzschild und drückte es schließlich mit letzter Kraft nach oben. Schon besser, erleichtert atmete ich durch. Oh, Sky, wie oft habe ich dich dafür verflucht? Wie dankbar bin ich dir jetzt.
    Keine Zeit. Ich lief weiter und hatte mein Zimmer, in dem Guin mit Tony wartete, schon fast erreicht, als hinter mir plötzlich eine Stimme ertönte. »Mia!« Gerome eilte aufgewühlt herbei.
    Ich schnappte nach Luft. »Was ist los?«
    »Der Herr! Ich kann ihn nicht beruhigen!«, stieß er gehetzt hervor. »Er verlangt augenblicklich nach dir!«
    Verdammt!
    Vier Drohnen geleiteten mich im Stechschritt den Flur zurück.
    Als ich das Zimmer betrat, war alles verwüstet. Die Bücher aus dem Regal gerissen, der Hocker vor dem Flügel quer durch den Raum geschleudert und die Noten lagen überall im Zimmer verstreut. Lokondra stand, die Hände an die Schläfen gepresst, mitten im Chaos, vergeblich darum bemüht, sich zusammenzureißen. Trotz Schutzschild erreichte mich noch immer seine unterdrückte Kraft.
    »Du hast mich gerufen?«
    Er ließ die Hände sinken, und wenn ich bisher geglaubt hatte, da ein inneres Feuer in seinen Augen sehen zu können, dann hatte ich bis jetzt keine Ahnung gehabt, was das wirklich war.
    »Warum bist du so?«, fuhr er mich an. »Ich gebe dir alles, Mia! Alles! Aber du leidest nur.« Er riss ein Bild von der Wand und pfefferte es quer durch den Raum. Danach war ein Stuhl dran. »Hörst du? Du leidest und leidest, du undankbares …« Statt es auszusprechen, griff er in die Luft und krampfte die Hand zusammen, als wollte er langsam etwas zerquetschen.
    Eine Drohnin lief herbei und war gerade im Begriff, den Stuhl wieder aufzustellen, aber Lokondra stieß sie rüde beiseite.
    Diesmal war es mein eigenes Adrenalin, das mir durch die Adern jagte. »So beruhige dich doch.« Mit ängstlichem Blick auf die Drohnin wählte ich meine Worte bedächtig und trat auf ihn zu. »Okay, okay, ich versuche ab jetzt, mich zusammenzureißen. Hörst du? Ich versuche es.«
    Lokondra hielt inne. Seine Schulterblätter spannten sich an. Eine endlos scheinende Weile geschah nichts. Ich wartete. Als er schließlich leicht den Kopf in meine Richtung drehte, erkannte ich, dass sich seine Mundwinkel etwas hoben. War dieses Lächeln diabolisch oder einfach nur krank?
    »Mia, mein Engel, das schaffst du sowieso nicht. Du kannst dein Menschsein nicht verbergen.« Mit schleichenden Schritten kam er auf mich zu. »Ich habe der Rede zugehört, die du und deine Freunde da eben abgespielt haben. Jedem einzelnen verdammten Wort. Sie erklärt deine Trauer um Ariel, um Iason. Sie erklärt dich.«
    Was wollte er mir damit zu verstehen geben? Und

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