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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Feld wüster Zerstörung. Erneut erreichten uns Schreie, diesmal aber waren sie leiser, mehr ein ersticktes Weinen, während umstehende Ex-Drohnen klagend nach anderen Überlebenden suchten.
    Eine zitternde Hand klammerte sich um die kantige Bruchstelle der Brücke und ich erkannte den grünen Schimmer über der vom Staub ergrauten Haut. Ein Ostloduuner hatte es offensichtlich geschafft. Eine zweite, blutverschmierte Hand legte sich neben die erste. Die Brücke ächzte. Da, ein brauner Haarschopf. Ein dreckverschmiertes Gesicht. Hell!
    Ausdruckslos starrte er über den gähnenden Abgrund zu uns hinüber. Sein Blick traf sich mit Iasons. Aber es lag keine Erwartung darin. Nur Leere.
    Unschlüssig flackerten Iasons Augen auf. Er wusste genau, dass Hell in der Hitze unmöglich sleiten konnte. Deshalb nahm er das herabgefallene Stück Brüstung und überspannte damit gerade so den brennenden Abgrund. »Kannst du Skyto irgendwo sehen?«, rief er dabei zu ihm hinüber.
    Hell blickte das schrägstehende Rollband hinab, sah zu uns zurück und schüttelte den Kopf.
    Iason verhakte das verbogene Geländer mit einer hervorstehenden Schraube. »Komm her!«, brüllte er ihm zu. Vom Schock gelähmt hing Hell auf der anderen Seite des Abgrunds. Wenn er auch unter Lokondra gelitten hatte wie wenige sonst, als Kind der Mitte war dies auch sein Volk, das hier unterging.
    Es folgte eine weitere Explosion, die die Brücke zwar wieder etwas mehr in die Horizontale drückte, aber auch die säulenförmige Entlüftungsanlage des Hochhauses kippte.
    »Hell!« Panisch biss ich in die Fingerknöchel meiner geballten Faust. Die Erschütterung machte es ihm schwer, sich festzuhalten. Erst da reagierte er und robbte zu Seite, doch die Säule erwischte seinen Fuß.
    Ein nächstes Knirschen. Das Hochhaus, auf dem die Brücke auflag, geriet immer weiter in Schräglage. Mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte Hell, sein Bein zu befreien. Das Haus brannte.
    Er schaffte es nicht!
    Kurz entschlossen sprang Iason auf die erste Verstrebung.
    Bert bekam ihn gerade noch an der Schulter zu fassen. »Du kannst da nicht rüber, Iason. Das Gebäude kann jeden Moment in sich zusammenfallen.«
    »Ich schulde es ihm«, sagte Iason kompromisslos.
    Erstarrt schauten Klara und ich ihm zu.
    Der Boden bebte erneut und Iason streckte die Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten, während er sich mit leicht gebeugten Knien und vorsichtigen Schritten vorwärts über das wackelnde Geländer tastete. Hilfe, er war doch selbst schon halb benommen von der Hitze.
    Hell schrie aus vollen Lungen: »Spinnst du? Bring die anderen hier raus!«
    Iason reagierte nicht. Er sprang auf die andere Seite, schlitterte den schrägen Boden zu Hell hinab und versuchte dort, unter höchsten Anstrengungen die Nanofaserplatte anzuheben. Er zog, stemmte und riss. Aber sie klemmte. Mist! Das verfluchte Ding klemmte! Das Hochhaus machte ein seufzendes Geräusch. Die Zeit lief ihnen davon. Iason! Schnell! Drei ehemalige Drohnen ergriffen ihre letzte Chance, Bert half ihnen über die behelfsmäßige Brücke auf unsere Seite, ein vierter aber zögerte, und eilte dann doch Iason zu Hilfe. Gemeinsam und mit all ihren Kräften schafften sie es und befreiten Hell.
    Das Haus ächzte und es war ein weiteres Knarren zu hören. Beeilt euch! Himmel! Macht schneller! Rutschend und keuchend zogen sich die drei an den Nägeln und halb herausgerissenen Nanofaserplatten die Schräge hinauf.
    Mit gellenden Rufen feuerten wir sie an und kreischten panisch, als Hell den Halt verlor und erneut abrutschte. Iason bekam ihn noch an der Hand zu fassen und zog ihn wieder nach oben. Ein unheimliches Knirschen. Wir anderen schrien und hielten gemeinsam das Geländer fest, damit es nicht abschmierte.
    Da! Jetzt stand Iason an der Kante, wo das Geländer auflag. Der Ex-Drohne folgte ihnen. Gemeinsam zogen sie Hell zu sich nach oben. Hell legte die Arme über ihre Schultern und ließ sich stützen, während sie über das Geländer balancierten. Jetzt durfte sich nur das Haus nicht bewegen. Bitte nicht!
    Verzweifelt krampften Bert, Klara und ich unsere Hände um die Brüstung; packten sie mit aller Macht, um sie möglichst stabil zu halten! Bert keuchte. Lange ertrug er die Anstrengung in der Hitze nicht mehr. Herrje! Konnte ihnen denn niemand helfen?
    So helft ihnen doch! Helft!
    Endlich waren sie bei uns. Endlich. Meine Beine wurden vor Erleichterung zu Pudding. Der Ex-Drohne war inzwischen geflohen. Außer uns war niemand mehr

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