Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
Vom Netzwerk:
wirklich leid. Dann sah Frau Heinemann mich und ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen. »Du!«, fauchte sie beim Näherkommen. »Das war bestimmt wieder alles deine Schuld!«
    Iason stand sofort auf und wollte zwischen uns gehen, als eine andere Hand Lenas Mutter an der Schulter packte. »Lassen Sie meine Tochter, sie kann nichts dafür!«
    Und ob , dachte ich mir und versank erneut in quälende Gedanken. Das alles war allein meine Schuld.
    »Oh, doch! Früher war Lena so ein liebes Kind, aber seit sie Ihre Tochter kennt …« Frau Heinemanns Lippen wurden ganz schmal. »Ich wusste von Anfang an, dass dieses Weibsbild unserem Mädchen nur Flausen in den Kopf setzt. Was soll auch bei einer alleinerziehenden …«
    »Jetzt ist es aber genug!« Meine Mutter lief rot an.
    »Frau Heinemann«, intervenierte Bert, wobei er sich dicht neben meine Mum stellte. »Ich verstehe ja, dass Sie gerade außer sich sind, aber weder Mia noch ihre Mutter tragen irgendwelche Schuld an dem, was passiert ist. Lena hat auf dem ersten Rang herumgealbert und ist dann unglücklich gestolpert.« Diese Version des Geschehens hatte Skyto allen Irden suggeriert. Auch meiner Mum. Ich allein wusste es besser. Ich hätte mir denken können, welche Folgen es haben würde, wenn ich mich gegen Lokondras Willen zur Wehr setzte.
    In diesem Augenblick öffnete sich die OP-Tür und eine Schwester kam heraus. Frau Heinemann eilte auf sie zu. »Wie geht es meiner Tochter?« Ihre Stimme bebte hell und brach.
    Die Schwester zog sich den Mundschutz herunter. »Sie hat eine Verletzung an der Wirbelsäule und am Rückenmark, wir mussten operieren. Vor wenigen Jahren wäre ihre Tochter nach einem solchen Sturz mit Sicherheit querschnittgelähmt gewesen, aber heute wird sie wieder ganz gesund.«
    Die Erleichterung, die jetzt in dem nach Ethanol riechenden Raum um sich griff, war geradezu berauschend.
    »Kann ich zu ihr?«, fragte Frau Heinemann mit rissiger Stimme.
    Die Schwester schüttelte entschuldigend den Kopf und blickte dann in die Runde. »Wer von Ihnen sind Mia Wiedemann und Finn Goodway?«
    Finn und ich erhoben uns nahezu zeitgleich.
    »Frau Heinemann hat nach Ihnen beiden gefragt.«
    »Aber …«, protestierte Lenas Mutter und schwieg dann erschüttert.
    Ich schenkte Finn einen unsicheren Blick, er nickte mir zu und die Schwester führte uns in den Aufwachraum.
    Dort lag sie, meine beste Freundin, mit einem Monitor und zahllosen Infusionen verbunden. Eine Stelle ihres regenbogenfarbenen Haars war kahl rasiert. So wie es aussah, war sie dort genäht worden. Sie blinzelte schwach.
    Ich kämpfte dagegen an, nicht laut aufzuschluchzen. »Meine Süße.« Ich griff nach ihrer Hand, sie kam mir in diesem Augenblick so zerbrechlich vor.
    »Du weißt doch, Unkraut vergeht nicht«, nuschelte sie.
    Ich musste lächeln, aber dann füllten sich meine Augen doch mit Tränen. »Es tut mir so leid.«
    Schwach erwiderte sie meinen Händedruck. »Du kannst nicht immer alles auf deine Kappe nehmen.« Jedes Wort kostete sie unermessliche Kraft. »Es ist doch nicht deine Schuld, dass dir so eine kranke Irre nachjagt.«
    Verlegen streichelte ich ihren Daumen. Wieso sprachen mich eigentlich alle von meiner Verantwortung frei?
    Dann sagte sie: »Küss mich.«
    Ich stutzte und glaubte, mich verhört zu haben, weil sie so nuschelte.
    »Nicht du, Mia. Du, Finn.«
    Ein Ruck ging durch Finns Körper.
    »Los … ich bin fast abgenip…« Mehr Kraft zum Sprechen fand sie nicht.
    Finn guckte wie einer, der vor dem Ertrinken gerettet werden musste.
    Mach schon , forderte ich ihn mit ausdrucksstarker Gesichtsmimik auf. Sie ist schwer verletzt!
    Finn streifte sich die Ärmel seiner Sweatshirtjacke hoch und stieß ein leises Pfeifgeräusch durch seine Zähne aus. War es Verzögerungstaktik? Oder eine Geste der Nervosität? Ich tippte auf Letzteres, so, wie er sich jetzt durchs Haar fuhr und einen Schritt nach vorn machte. – Und noch einen. – Ziemlich steif für seine sonst so lässigen Bewegungen trat er an das weiße Krankenhausbett und beugte sich zu Lena hinab.
    Sie lächelte matt. »Ich hab gewusst, irgendwann krieg ich dich.«
    Zögerlich senkte Finn seine Lippen auf ihre, und auch wenn Lena sich sonst kaum bewegen konnte, erwiderte sie seinen Kuss mit einem glücklichen Seufzen. Noch während des Kusses hob Finn überrascht die Brauen, diese neue Erfahrung schien ihn regelrecht aus den Socken zu katapultieren.
    Mein Herz schwamm vor Rührung fast davon. Wenn das Glück

Weitere Kostenlose Bücher