Sternenstaub
deutete ein Kopfschütteln an. »Mein Dad ist noch nicht da.«
Er nickte und sprach mit einer tonlosen Mundbewegung zu Lyra, die daraufhin dem Pianisten ganz aufgelöst zu verstehen gab, dass er nach diesem Lied noch eines spielen sollte. Iason wies mit einer galanten Geste auf eine offen stehende hölzerne Flügeltür, die nach draußen führte. »Magst du, solange wir warten, noch ein bisschen an die frische Luft?«
»Unbedingt!« Ich erlaubte mir den Vortritt.
Weiches Kerzenlicht beleuchtete den von einer Rosenhecke umsäumten runden Platz, deren Blüten und Blätter eine kleine Laube bildeten. Ein leises Streichkonzert erklang aus geschickt versteckten Boxen. Die Mädels hatten in ihrem Dekowahn wirklich nichts ausgelassen. Tatsächlich, wie Hope schon gesagt hatte – es kam mir vor, als wäre ich auf traumhafte Weise mitten in das Märchen von Dornröschen hineingebeamt worden. So schön.
Iason stand dicht hinter mir. »Du hast dir das alles im kleineren Rahmen gewünscht, stimmt’s?« Ich spürte eine mentale Berührung, wie den hauchzarten Streich eines Schmetterlingsflügels. »Entschuldige, hätte ich gewusst, dass Lyra so übertreibt, dann …« Er sprach nicht weiter und so drehte ich mich zu ihm um.
»Das war ja nicht allein Lyras Werk«, erwiderte ich. »Lena, meine Mum und Barbara haben da genauso mitgemischt.«
Er senkte leicht das Kinn. »Sie haben sich wohl eher anstacheln lassen«, stellte er richtig.
»Ist doch egal, jetzt finde ich es schön.« Das war der Trick: Wenn ich etwas gut finden wollte, dann fand ich es auch meistens gut. Ich meine, das alles hier war pompös und eigentlich überhaupt nicht mein Stil, aber die anderen hatten sich solche Mühe gegeben und das überwog eben alle meine Bedenken.
Iason grinste. »Das liebe ich so an dir.«
»Was?«
»Du bist so unkompliziert.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Alles eine Sache der Einstellung, findest du nicht?«
Er schickte mir einen mentalen Schubs, und da begriff ich, dass er mich mal wieder auf den Arm genommen hatte. Ich wollte ihm einen Klaps auf die Seite geben, aber Iasons Hand war schneller und er zog mich nah zu sich heran. »Das ist wahrscheinlich der einzige Moment heute Abend, in dem ich dich für mich allein haben werde.«
Ihm so nah zu sein war jedes Mal wieder eine Herausforderung für meine Atome. Vage schielte ich zu ihm hoch und sah, wie sich seine Mundwinkel hoben.
»Willst du tanzen?«
»In Flipflops?«
Gleichmütig hob er die Schultern. »Das Quietschen hört sich an wie ein zusätzliches Instrument.«
»Das ist nicht lustig.«
Er legte den Kopf etwas schief und flimmerte mich auf seine außerirdische Weise an. »Entschuldige. Du setzt also einen neuen Modetrend?«, tat er interessiert.
»Wohl kaum.« Ich erzählte ihm kurz, was passiert war, während wir uns leicht zur Musik bewegten.
»Sind eure loduunischen Verbindungsfeiern eigentlich immer so«, wie sollte ich es nennen, »pompös ausgelegt?«
Er drehte mich im Kreis, zog mich zu sich heran und legte seine Wange an meine. »Es ist fast unser einziges Fest.«
»Ja, feiert ihr denn keinen Geburtstag oder so?«
»Zu Hause nicht, nein.«
Deshalb waren die Kinder immer so aufgekratzt, wenn Bert für jeden von ihnen fünf Mal in einem irdischen Jahr einen Geburtstag vorbereitete.
»Was passiert jetzt noch mal genau?«
»Eigentlich nichts, was du nicht schon weißt. Wir treten nachher in den Kreis unserer Angehörigen und empfangen von den Loduunern eine Art … du kannst es Segnung nennen. Wir werden von ihrem Strahlen umhüllt und davon nach oben getragen, während wir uns an den Händen halten, und wenn wir auf etwa dreißig Meter Höhe sind, küssen wir uns auf loduunisch. Danach lassen sie uns wieder herunter.«
Ich stellte mir die hohe Decke vor. Also, ich muss schon sagen, dieses Ritual verlangte mir mein ganzes Vertrauen ab. »Wehe, wenn ihr mich fallen lasst.«
Iasons Mundwinkel zuckten, fast war es ein Lachen. »Sonst hast du keine Sorgen?«
Ich wusste, worauf er abzielte. Eine loduunische Verbindung währte ein Leben lang. Und das nicht nur auf dem Papier. Wir würden für immer unsere Gefühle teilen. Was wir quasi jetzt schon taten, aber die offizielle Segnung, so hatte Iason mir erklärt, verstärkte unsere gemeinsamen Emotionen noch. Wir würden einander fühlen können, selbst wenn wir Lichtjahre voneinander entfernt waren.
Ich hob den Kopf. »Iason, ich weiß, was ich will.«
»Ja, aber weißt du auch, worauf du dich da
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