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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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dürfen!«
    »Wo sind die Irden?« Iasons Leuchten hatte sich zu nadeldünnen Strahlen verengt, die konzentriert den Saal absuchten.
    Und dann hörten wir einen Schrei …

5
     
     
    L ena!«
    Was wir sahen, war grauenhaft. Frank hatte Lena im Genick gepackt, als die beiden auf dem kleinen Mauervorsprung vor der Brüstung im ersten Rang auftauchten. Der Schock hatte sich in Lenas Gesicht festgebissen, während ihr Atem ganz flach ging und ein schwaches Wimmern aus ihrer Kehle kam. Sonst bemühte sie sich darum, keine Regung zu zeigen. Franks Augen waren so leer wie ausgetrocknete Brunnen.
    Initiation! Alle hielten den Atem an.
    Etwas weiter links erschien ein nächster Körper. Greta! Sie stand da wie ferngesteuert. Und noch etwas weiter Barbara! Und dann, oh mein Gott, Mum! Iason schnappte sich meine Hand und stürzte mit mir im Schlepptau zu Skyto, der sich als einziger Initiator in unseren Reihen vor den anderen Wächtern in Position gebracht hatte. Doch er konnte nichts tun. Initiationen waren ad hoc nur zu bekämpfen, wenn man den Initiator selbst angriff, vor allem wenn es so viele Opfer waren. Und Taria war nirgends zu sehen. Mein Blick flog umher. Zahllose Nischen, tausend Ecken, wo sie sich versteckt haben konnte.
    Jetzt trat auf der gegenüberliegenden Seite ein nächster Körper, ebenfalls mit leerem Blick an das Geländer – diesmal sogar im zweiten Rang. »Hope!«
    Keiner wagte einen Atemzug. Die Zeit schien stillzustehen.
    Hope kletterte auch über die Brüstung, nur dass sie mindestens zehn Meter höher stand als die anderen. Ein Sturz von dort oben wäre ihr tausendprozentiger Tod gewesen! Dann sah ich hinter ihr eine Bewegung … wie einen transparenten, mit kupfernem Schimmer umgebener Schatten. Konnte das sein? »Elai?«
    »Wie Dornröschen«, sprach Hope noch. Dann ließ sie los.
    »Nicht!«, brüllte Iason.
    Ihre blonden Haare flatterten um ihren Kopf, verbargen ihr Gesicht – während sie in die Tiefe stürzte … Ich hörte einen Schrei. War es meiner? Und zeitgleich sah ich ein blaues Leuchten, das wie eine Flutwelle durch den Raum rollte und sich wie ein Sprungtuch unter dem kleinen Körper auseinanderzog. Auch die anderen Wächter hatten sofort reagiert. Es sah aus wie ein blaues Netz, durchwoben von Fäden in etlichen Farben, es fing Hope ab und ließ sie langsam zu Boden sinken. Da hörte ich hinter mir einen dumpfen Aufprall. Ich wirbelte herum.
    Lena!
    Sie lag am Boden und bewegte sich nicht mehr.
    Mit schreckgeweiteten Augen presste ich meinen Handrücken gegen die Lippen. »Lena!«
    Im Bruchteil einer Sekunde waren wir alle bei ihr. Ich kniete an ihrer Seite. Einer ihrer Arme war verdreht und die Beine leicht angewinkelt.
    »Lena!«
    Keine Antwort. Nicht mal die kleinste Regung. Ich wollte sie berühren, hatte aber Angst, sie damit nur noch mehr zu verletzen, falls sie überhaupt noch lebte. Nein! Nein! Sie musste noch leben! Sie musste einfach. Ich wusste nicht, wohin mit meinen Händen. Wusste nicht, wohin … OH MEIN GOTT!
    »Nein!«

6
     
     
    D r. Dimitri, kommen Sie bitte in den OP«, ertönte eine Stimme kratzig aus dem Lautsprecher in der Ecke der Notaufnahme. Alle saßen wir auf einer Reihe Plastikstühle an der Wand und warteten auf die Ärztin.
    Mit Schaudern erinnerte ich mich daran, wie Lena reglos dagelegen hatte. Es war wie ein Albtraum, aus dem ich, egal wie sehr ich es versuchte, einfach nicht erwachen konnte …
    … Iason und ich hatten neben ihr gekniet, und Iason hatte seinen iCommplete gezückt. »Ein Krankenschiff in die Alte Oper. Beeilen Sie sich!« Hope stand blinzelnd neben uns und auch die anderen waren wieder die Ränge hinabgekommen … meine Mum war zu uns gestürzt. »Um Himmels willen!« Ihr Ruf, Lenas Körper vor mir, alles hatte so unecht gewirkt, als wäre ich nicht wirklich hier. »Was ist passiert?« Sie konnte sich nicht erinnern. Sie hatten alle keine Erinnerung. Aber das war in diesem Augenblick nebensächlich, solange sie nur wieder zu sich gekommen waren. Meine einzige Sorge galt jetzt Lena. »Sie atmet noch«, hatte Iason festgestellt.
    »Dr. Dimitri, Sie werden im OP erwartet!«, holte mich eine Stimme aus dem Lautsprecher ins Krankenhaus zurück.
    Im nächsten Moment kamen Lenas Eltern um die Ecke geeilt. Ihre Mutter stürzte zu einer vorbeigehenden Krankenschwester hin. »Wie geht es ihr? Wo ist meine Tochter?«
    Die Schwester sprach leise auf sie ein.
    Ich glaube, in diesem Moment taten mir Lenas Eltern zum ersten Mal

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