Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
Vom Netzwerk:
ich mich von ihm führen. Als wir durch die aufgleitende Tür der Notaufnahme traten, bemerkte ich etwas entfernt hinter einem Flugschiff ein leichtes kupfernes Schimmern, wie das von Elai, was ja nicht sein konnte. Elai war tot.
    Ich schenkte ihm keine Beachtung. Wahrscheinlich war ich sowieso einfach nur übermüdet.
    Als wir bei mir zu Hause ankamen, drückte sich Dunkelheit von innen an die Fenster. Keine Ahnung, wo Mum war. Aber vielleicht war es auch besser so.
    Mein Dad trat in den Flur und blickte sich um. Als er so dastand, fiel mir wieder einmal auf, wie klein unsere Wohnung war.
    »Hier leben meine Mädchen also.«
    Stimmt, er war ja noch nie in unserer Wohnung gewesen. Nachdem er gegangen war, hatten wir umziehen müssen. Die Wohnungsgröße wurde in unserer Stadt wegen des Platzmangels pro Kopf bemessen, also zumindest war das bei Normalverdienern so. Als er mein fahles Gesicht im hellen Schein der Flurlampe sah, veränderte sich sein Ausdruck. Er machte sich ein rasches Bild von der Lage und brachte mich in die Küche, wo er mir eine Wolldecke um die Schultern legte und sich flugs am Herd zu schaffen machte. »Eine warme Brühe tut dir jetzt gut.«
    Ich nickte, dachte aber: Du tust mir noch viel besser … wenn du mal da bist.
    Anschließend reichte er mir die Schale mit Suppe und ich legte meine kalten Finger darum. »Warum bist du nicht zum Fest gekommen?« Ich pustete über die dampfende Oberfläche, wusste nicht, ob ich in diesem Augenblick sein Gesicht sehen wollte. Aber dann schaute ich doch zu ihm auf.
    In seinem Blick lag sein ganzes Bedauern. Eine stumme Entschuldigung, die mich mitten ins Herz traf. Warum auch immer, aber es schien einen handfesten Grund gegeben zu haben. Das genügte vorerst. Kurz fragte ich mich, ob ich ihm eigentlich alles verzeihen würde? Ein Stich in meinem Magen gab mir die Antwort. Meine Sehnsucht nach ihm war so groß.
    Ein Schlüssel klapperte im Schloss. »Schatz?«
    »In der Küche.«
    »Mensch, Mia. Ich habe die ganze Zeit im Tulpenweg auf dich gewartet, weil ich dachte, du und Iason …« Als sie durch die Tür trat und meinen Vater sah, veränderte sich ihr Ausdruck. »Was willst du denn hier?«
    »Mum!«
    Ihren iCommplete mit der Schulter ans eine Ohr geklemmt, schüttelte sie umständlich den Mantel von ihren Schultern. »Ja, Iason, sie ist hier. Wie es aussieht, hat ihr Vater sie heimgebracht.« Stumm reichte sie mir den Hörer weiter. Ich warf ihr einen bitterbösen Blick zu und gab meinem Dad entschuldigend zu verstehen, dass ich damit mal kurz in meinem Zimmer verschwinden würde und dass er hier warten sollte.
    Er nickte und ich verzog mich.
    »Und, wie läuft’s?«, erklang Iasons Stimme.
    »Bis meine Mum kam, ganz gut.«
    Durch die Küchentür wurde eine hitzige Diskussion laut. Wenn ich das hörte, dann hörte Iason es auch.
    »Streit?«, drang seine ruhige Stimme durchs Telefon.
    Ich nickte bloß.
    »Soll ich vorbeikommen?«
    In Gedanken versunken ging ich zum Fenster. Der Himmel war eine in sich verschlungene Fläche aus roten und orangenen Schlieren. Dazwischen öffnete sich ein erster gelber Lichtspalt und verkündete das Anbrechen des Tages, wunderschön sah es aus. »Vielleicht später«, sagte ich, als mir wieder dieses kupferfarbene sanfte Schimmern auffiel. Hatte ich mich vorhin doch nicht getäuscht?
    »Ich ruf dich an, wenn mein Dad wieder weg ist, okay?«, sagte ich flüchtig, denn meine Aufmerksamkeit galt jetzt mehr den immer lauter werdenden Stimmen von nebenan. »Bis gleich.«
    »Aber, Mia.«
    »Ja?«
    »Ruf auch wirklich an.«
    Weshalb bestand er so darauf?
    »Versprochen«, sagte ich und drückte das Gespräch weg. Als ich in den Flur zurückging, hielt ich inne. War es jetzt günstig, da reinzuplatzen?
    »Meinst du etwa, damit kannst du auch nur irgendetwas wiedergutmachen?«, drang die Stimme meiner Mum durch die angelehnte Tür.
    »Ich will euch doch nur helfen. Das schulde ich Mia.«
    »Wir kommen alleine klar, danke.«
    Mein Dad schnaubte. »Ariane, die Unabhängige, du hast dich keinen Deut verändert.«
    Kurze Stille.
    »David, halt dich einfach aus unserem Leben raus, okay?«
    Ich wollte nicht glauben, dass das hier nach dem vorangegangenen Abend jetzt auch noch passierte, und riss die Tür auf. »Mum!«
    Die Köpfe meiner Eltern drehten sich abrupt zu mir.
    »Schon gut, Mia.« Mein Vater nahm seine Jacke, die über dem Stuhl hing, und streichelte mir beim Vorbeigehen über die Wange. »Wir telefonieren, ja?« Mit diesen

Weitere Kostenlose Bücher