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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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wurde allerdings sogleich von einem nächsten Gedanken zunichte gemacht. Vielleicht kam auch alles ganz anders. Kriege waren in der Lage, jede Hoffnung und Schönheit mit einem Schlag an sich zu reißen und zu zerstören. Wenn er also auch hier auf der Erde Einzug halten würde, dann … Eine unbedachte Handlung, ein Quäntchen zu viel diplomatisches Ungeschick – im falschen Moment konnte sich so etwas wie ein Zündholz entfachen.
    Beides war also möglich.
    An der nächsten Haltestelle verließ das Leuchten das Schiff.
    Ich folgte ihm.
    Hinter den Bäumen tauchte ein riesiges gerodetes Baugebiet auf. Der geplante Industriehof, die Ausweitung der Stadt. Hier sollten also die neuen Wohngebiete und Bürogebäude entstehen. Das Problem war nur, dass sich die reichen Anwohner am östlichen Stadtrand dagegen wehrten, davon wurde seit einiger Zeit in den Nachrichten gesprochen. Und weil Reiche bekanntlich auch einen gewissen Einfluss besitzen, ruhten die Bauarbeiten erst einmal. Wahrscheinlich war die Regierung deshalb so an dem Land der Wagenburgler interessiert, die Menschen dort besaßen keine Lobby und eine neue Errungenschaft unserer Zeit war, dass die Häuser aus wenigen, in einem Guss erschaffenen Gebäudeteilen bestanden und somit noch leicht zu verstellen waren, bevor sie miteinander verankert wurden. »Wie bei einem Monopolyspiel«, hatte meine Ururgroßtante Hetti gestaunt, als diese Technologie auf dem Markt Einzug hielt.
    Wieder nahm ich meinen iCommplete. Ich ließ das Leuchten nicht aus den Augen.
    »Mia.«
    »Ich glaube, er führt mich zu … ihr.«
    »Bleib, wo du bist, hörst du! Geh nicht weiter!«
    Ich drückte das Gespräch weg. Wärst du an meiner Stelle, du würdest anders denken. Entweder die Wächter kamen rechtzeitig, oder … Beides war möglich. Aber eines stand fest: Ich durfte Elai auf keinen Fall verlieren. Schon im Krankenhaus bei Lena hatte ich mich gefragt, ob der womöglich einzige Weg, meine Freunde zu schützen, darin bestand, mich selbst auszuliefern. Dem Schimmern folgend ging ich durch die Häuserteile. Der Boden war feucht von der Morgenluft, der Wind wehte frisch und kräftig, es kam mir vor, als würde er mich irgendwie tragen, mir meine Schritte leichter machen, die mir eben noch bleischwer erschienen waren. Allmählich verschwand das Licht hinter den immer dichter stehenden Betonklötzen. Nicht nur das Licht. Auch ich.
    Der Weg endete vor einem riesigen Baukran. Daneben standen zwei Quader aus Nanofaser. Als ich näher kam, wehte ein überirdischer Wind die Plane dazwischen beiseite und vor mir erstreckte sich ein schmaler Durchgang. Ich blickte mich um, kämpfte gegen das Schaudern an, das mich überlief, und lauschte dem Flüstern des Windes.
    Etwas weiter rechts löste sich ein Schatten von einem Container. Beinahe hätte ich ihn gar nicht gesehen, so dunkel war es hier. Dann verschwand er zwischen den Gebäudeteilen. Es war ein lebendiger Schatten. Der Körper einer wahrhaftigen Gestalt.
    Taria. Ganz schön mutig, so dicht vor der Stadt.
    Ein Windstoß trieb eine verlorene Plane über den staubigen Boden.
    »Taria«, sprach ich ihren Namen leise aus.
    Aber sie zeigte sich mir nicht mehr.
    Ich ging in die Richtung, in der ich sie gesehen hatte, bog um eine Kurve. Dahinter stieß ich auf ein freies Carré, wie ein Parkplatz, umgeben von einem Wall aus Geröll, Bauschutt sowie einer angrenzenden Hecke. Vorsichtig schaute ich mich um.
    »Ich bin bereit. Schau in meinen Kopf, wenn du mir nicht glaubst.« Ich nahm das Armband ab und warf es neben mich auf die Wiese, damit sie ans Werk gehen konnte. »Ich gehe mit dir – damit das alles endlich ein Ende hat.«
    Ich trat weiter auf den Hof.
    »Darf ich fragen, was du da gerade vorhast?«
    Ich fuhr herum.
    Iason stand direkt hinter mir. Hilfe, war der wütend.
    »Taria …«, stammelte ich, »sie ist hier.«
    »Ich weiß«, sagte er kühl, als plötzlich Skyto wie aus dem Nichts neben uns auftauchte. Mit wachsamen Sinnen sahen die beiden sich um, als auch schon weitere Windstöße andere sleitende Wächter ankündigten. Wie aus dem Nichts tauchten sie einer nach dem anderen auf, rechts und links, vor und hinter mir. Ihre sprungbereite Haltung und die konzentrierten Bewegungen, mit denen sie die Gegend abscannten, wirkten nicht nur gefährlich, sie waren entschlossen, hier etwas zu Ende zu führen, koste es, was es wolle. Allein Skytos Art, Befehle zu erteilen, demonstrierte seine omnipotente Stellung in der Gruppe. Er machte

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