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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Und ich wusste auch, was.

9
     
     
    I ch konnte es nicht fassen, und zwar so gar nicht, dass sogar meine Tränen versiegt waren. Dieser miese Loduuner. Glaubte er etwa, uns damit den Abschied leichter zu machen? Indem er sich verhielt wie einer dieser Vollidioten aus irgendwelchen Liebesschinken? Ab jetzt hasste ich Liebesschinken. Nie mehr würde ich einen lesen. Nie. – Das war es! Mr. Mies hatte sich einfach zu viele Schnulzen reingezogen. Sehr ungesund. Ich kochte so sehr, ich wollte ihn erwürgen, nein, das wäre kontraproduktiv gewesen. Aber zumindest sein Flybike zertrümmern. Ja, das wollte ich! Shit, der Typ würde sich ohne mit der Wimper zu zucken ein neues kaufen. Reicher Arsch!
    Die Fäuste in den Jackentaschen und mit strammen Schritten stapfte und schimpfte ich die Straße entlang. Einen kurzen Moment war ich versucht, innezuhalten und in mich reinzuhören, wie es ihm wohl gerade ging, aber dann dachte ich: Nö, das hatte er gar nicht verdient, und ich stapfte weiter.
    Na, der würde sich noch was von mir anhören müssen. Spätestens morgen würde ich zum Haus der Wächter gehen und ihn stellen. So einfach kam er aus der Sache nicht raus. Nee, nicht mit mir. Zunächst aber musste meine Wut etwas verrauchen. Sonst passierte mir das mit dem Erwürgen versehentlich doch noch.
    Ach, Mensch, wo sollte ich denn jetzt hin? In den Tulpenweg? Auf keinen Fall! Bert würde Hackfleisch aus Iason machen und dann blieb für mich nix mehr übrig. Nach Hause zu meiner Mum? Um Gottes willen. Für ein nächstes Elterndrama hatte ich im Moment echt keinen Nerv. Zu meinem Dad? Nee.
    Und so kaufte ich ein kleines Geschenk und besuchte den einzigen Menschen, in dessen Nähe ich gerade sein konnte. Lena.
     
    Als ich vor ihrem Zimmer stand, drang kein Laut heraus. Ob sie wohl schlief? Leise streckte ich den Kopf durch den Türspalt, ich wollte sie nicht wecken. Nein, sie saß wegen des Korsetts, das man ihr umgeschnallt hatte, in steifer Haltung im Bett und tippte etwas in ihren iCommplete. Sie aufmuntern, das war mein erklärtes Ziel bei diesem Besuch. Lena hatte genug durchgemacht, ich wollte sie nicht noch mehr belasten. Leise klopfte ich gegen den Türrahmen. Sobald sie mich hörte, hob sie den Blick.
    »Hey, Süße«, begrüßte sie mich mit sichtlicher Freude.
    Es tat so gut, gewollt zu sein. Lächelnd ging ich auf sie zu und wir begrüßten uns mit einer Umarmung.
    »Wie geht es dir?«
    »Ach, frag nicht«, winkte sie ab. »Das Schlimmste ist, dass ich mir hier die Haare nicht färben kann. Ich bin jetzt fast eine Woche halb regenbogen, halb blau und komme mir schon wie ein langweiliger Spießer vor.« Lena machte eine entschuldigende Geste mit der Hand. »Nicht, dass ich ungern eure Initialen trage, versteh mich bitte nicht falsch, aber …«
    »Ich glaube, ich verstehe dich schon ganz richtig«, sagte ich und hob die Tüte hoch. »Und genau deshalb habe ich dir auch was mitgebracht.«
    Neugierig schielte Lena in die Tüte und zog die Packung mit dem Haarfärbemittel heraus. »Glitterpaintings!« Lena war überglücklich, und wir gingen gleich ins Bad, was sich mit dem Korsett zwar etwas umständlich gestaltete, aber mit meiner Hilfe schaffte sie es.
    »Du, Mia, tut mir leid, dass ich euch eure Verbindungsfeier versaut hab«, sagte sie und setzte sich auf den Hocker vor den Spiegel.
    Ich bürstete ihr die Haare. »Das war doch nicht deine Schuld.«
    »Wann werdet ihr sie denn nachholen?«
    »Weiß nicht, mal schauen.« Während ich ihr den Frisierumhang über die Schultern legte, fluchte ich ganz leise vor mich hin: »Wir unterhalten uns noch …«
    »Was?« Wegen der Halskrause wandte sie etwas unbeholfen den Kopf.
    Statt einer Antwort drehte ich ihr Gesicht wieder zum Spiegel hin und machte mich ans Werk.
    »Penner!«, murmelte ich und trug ihr die verschiedenfarbigen Strähnen auf.
    »Mia, was ist los?«
    »Nichts, alles in Ordnung«, bemüht lässig hakelte ich eine nächste Strähne aus ihrem Haar.
    Lena betrachtete mich im Spiegel und schaute genauer hin. »Red keinen Schrott, du weißt, da werd ich stinksauer.«
    Ich ließ den Stielkamm sinken, und setzte mich auf den Wannenrand. Aus war die Show. Vor Lena nützte das sowieso nichts.
    Also erzählte ich, was passiert war.
    Lena ließ mir Zeit, sagte nichts und hörte sich alles bis zum Schluss an. »Iason ist jetzt im Haus der Wächter, sagst du?«
    »Wenn du mich fragst, wollte er, dass ich stinksauer auf ihn bin. Damit es leichter wird. Was für ein

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