Sternenstaub
mitten im Stadtzentrum, wo die höchsten Häuser mit Bürogebäuden und der Nachrichtentower standen. »Für den Fall, dass du mal nicht mehr weiterweißt.« Meine Gedanken verloren sich in der Erinnerung an seine Worte. Ich machte mich auf den Weg.
Auf der höchsten Terrasse, die es gab, blieb ich vor einem dreieckigen, anthrazitfarbenen, ewig hoch scheinenden Gebäude stehen. Mein Herz hämmerte wie schon lange nicht mehr.
Nun war ich hier. Aber warum? Was erwartete mich?
Noch während ich nach Atem rang, entdeckte ich an der Hauswand einen kleinen blau-schimmernden Pfeil, der zu einem brandneuen Aufzug zeigte, was sich an dem silbernen Schild erkennen ließ. Ein gequältes Lächeln verirrte sich in mein Gesicht. Iason hatte gewusst, dass ich in blickdichten Aufzügen immer Platzangst bekam. Dieser hier war aus Glas.
Als ich den Rufknopf drückte, öffneten sich die Türen zu einer durchsichtigen Kabine mit Metallsäulen an den vier Ecken. An der Bedienungstafel war noch ein blauer Pfeil, der auf den Leuchtknopf des hundertzweiundachtzigsten Stocks, also ganz oben, zeigte. Ich drückte auf mein Ziel und die Türen schlossen sich. Los ging die Fahrt, begleitet vom leisen Summen des Motors. Vierter Stock … zwanzigster Stock … ich stieg zwischen den umliegenden Gebäuden auf, immer höher, immer weiter … hundertzwölfter Stock … ließ die Stadt tiefer und tiefer unter mir, tauchte aus den Wolken, aus dem Regen und kam Iason damit zumindest ein Stück näher. Über dem Himmel scheint immer die Sonne hatte er geschrieben. Die Anzeige des hundertzweiundachtzigsten Stocks leuchtete auf und ein Pling! kündigte das Auseinandergleiten der Türen an. Was würde mich erwarten?
Als ich in den Flur trat, war ich umgeben von Winkeln, Wänden und Wohnungstüren. Ich griff nach dem blauen Schlüssel in meiner Jacke, auf dem eine schwarze Ziffer zu lesen war, und suchte die passende Tür dazu. Dort. Ein blauer Pfeil wies auf das Schloss 2084. Kein Namensschild, nur eine Zahl.
Mit einem Mix aus diffusen Gefühlen schloss ich auf. Und betrat eine traumhaft eingerichtete Wohnung mit einer großen hellen Wohnküche, die rundherum von einer Empore gesäumt wurde. Von dort oben gingen drei Türen ab, hinter denen sich Schlafräume verbargen. Rechts führte eine weiße Wendeltreppe hinauf.
Das Überwältigendste aber war die Decke – ein Glasdach, das einen wundervollen Blick direkt in den Himmel bot. War es das, was Iason mir zeigen wollte? Ich legte den Kopf in den Nacken, ließ die Sonnenstrahlen mein Gesicht berühren und über meine Lippen, die Nase und die Stirn wandern. Spürte den Funken Hoffnung, den Iason mir damit schenken wollte.
Und dann fiel mein Blick auf das rot und weiß gestreifte Sofa, das ich erst kürzlich im Second-Hand-Laden gegenüber der Schule bewundert hatte. Davor war ein Glastisch mit einer wunderschön geschwungenen und wahrscheinlich übelst teuren Holzschale, an der ein weiterer blauer Umschlag lehnte. Eine Nachricht? Von ihm? Gierig wie ein Kind an Weihnachten durchquerte ich den weitläufig eingerichteten Wohnbereich. Herrje, er war datiert und abgestempelt! Iason hatte mir schon vor vier Tagen geschrieben! Warum war ich nicht früher hierhergekommen, ich Esel! Und wer in aller Welten Namen hatte ihn hier hingestellt? Wer hatte von all dem gewusst?
Ich öffnete den Umschlag und faltete den Brief auseinander. Kleine Krahjakrümel fielen mir entgegen. Entgegen Iasons Art war das Papier zerknickt und angeschmutzt und dennoch war diese Nachricht alles für mich. Wo zur Hölle hatte er sie geschrieben?
Mein Stern,
na, meine kleine große shinsA? Hast du deine Neugier nicht mehr zügeln können? Schön, dass du hier bist und wenn du diese Zeilen liest, sollst du wissen, dass ich an dich denke, denn ich denke jede Sekunde an dich.
Verzeih mir, dass ich mich nicht schon eher gemeldet habe, aber da, wo ich bin, ist viel zerstört und es gibt keinen Computer bzw. wir auf Loduun nennen es Kommunikationsscheibe, womit ich dir eine digitale Nachricht hätte zukommen lassen können.
Eigentlich sollte diese Wohnung mein Geschenk an dich zu unserer Verbindungsfeier sein. Und wenn du einverstanden gewesen wärst, nun ja … dann wäre ich gern zu dir gezogen. Aber jetzt möchte ich dir damit Hoffnung schenken. Und deshalb betätige mal den eingelassenen Knopf im Couchtisch (er ist etwas versteckt unter dem Rand).
Ich tastete den Rahmen ab. Ui, der war wirklich schwer zu finden. Da! Da
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