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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Ich blickte zurück und sah, wie sich das Dach der Vulkobase auseinanderschob. Wir flogen gerade über eine Anhöhe des Stadtparks. »Halt an«, sagte ich. Und als Frank nicht gleich reagierte: »Halt sofort an!«
    Endlich drosselte Frank das Schiff und senkte es hoch oben auf dem Hügel des Stadtparks.
    Als ich die Beifahrertür aufstieß, empfing mich ein lautes Brummen, das, während ich ausstieg, immer lauter wurde. Selbst hier bebte noch die Erde. Dichter Rauch stieg aus dem geöffneten Dach der Base und ein Donnern kündigte den Start der Raumfähre an. Gleich würde es so weit sein. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Donnern. Rauschen. Und schließlich der mir so bekannte ohrenbetäubende Knall. Ein Moment, in dem die ganze Welt, meine Welt, den Boden verlor. Ich hatte versucht, mich darauf vorzubereiten, aber niemals hätte ich gedacht, wie schlimm es sich wirklich anfühlen würde, wie es war, wenn jedes deiner Gefühle in der Luft zerrissen wurde und wie Asche auf dein Leben hinabrieselte. Dann stieg die Fähre auf. Ein tanzender Feuerstrahl trug sie senkrecht dem Himmel entgegen. Ich schaute ihr nach, wie sie kleiner und kleiner wurde und die Wolken sie schließlich verschluckten.
    Leere. Nichts. Nur zerbrochene Träume.
    Er ist wirklich weg , dachte ich.

11
     
     
    Der Tag danach
    Wo nichts ist, sind auch keine Worte, die das Leben beschreiben. Welches Leben? Nur mein Atem, mein Herzschlag existieren, aber irgendwie kein Sein.
     
    Zwei Tage danach
    Zeit ist kein Geschenk, sie ist eine zentnerschwere Last, wenn man nichts mit ihr anzufangen weiß, wozu das alles?
    Ich wünschte, ich hätte noch einen Sinn, nicht dass ich einer wäre.
     
    Neun Tage danach
    Iason hat mir etwas hinterlassen. Eine Aufgabe, die sehr nah an einen Sinn herankommt. Hope. Und dann gibt es Tony. Also klammere ich mich an die Kinder, auch wenn hinter meinen Augen unentwegt Tränen pochen. Meine Lider fühlen sich geschwollen und schwer an. Schwer wie meine Seele, in der nur noch Erinnerung lebt. Ich muss sie irgendwie aus meinem Herzen zwingen. So kann ich unmöglich leben.
    Hoffentlich meldet er sich bald.
     
    Zwölf Tage danach
    Mit Frank gemeinsam verbringe ich die Tage auf Spielplätzen und in Schwimmbädern. Anschließend helfe ich Bert im Tulpenweg und bringe Tony und Hope ins Bett. Nur nicht allein sein, keine Zeit zum Warten aufkommen lassen. Wann meldet er sich?
    Warten.
     
    Vierzehn Tage danach
    Heute müsste er auf Loduun angekommen sein.
     
    Fünfzehn Tage danach
    Als ich heute in den Garten kam, habe ich Hope und Tony beim Spielen beobachtet, wie sie sich ihr Wiedersehen auf Loduun vorstellen. Tony mit seinen Eltern. Hope mit ihrem Vater und … Iason.
     
    Sechzehn Tage danach
    Die Zeit will nicht vergehen. Hope weint jede Nacht. Jede.
     
    Zwanzig Tage danach
    Die Nachrichten aus Loduun sind schrecklich. Weitere Dörfer wurden verbrannt, die südlichen Clans leben überall zerstreut. Es gibt unzählige Tote …
    Warum meldet er sich nicht? Lebt er noch?
     
    Zweiundzwanzig Tage danach
    Am Grunde meines Herzens angekommen spüre ich die verlorenen Tage. Jede Sekunde davon ist ein einziger Schmerz.
     
    Dreiundzwanzig Tage danach
    Verloren in der Dunkelheit. Ich hoffe auf ein Zeichen. Es ist nichts da als Stille. Wo habe ich dich gefunden? Und wo verloren? Ich suche einen Weg aus der Nacht, zurück ins Leben. Doch mein Leben bist du, und ich kann dich nicht finden …
     
    Achtundzwanzig Tage danach
    Ich habe mir heute immer wieder das Gesicht gewaschen, den Nacken, die Hände, die Arme, aber die Angst um Iason klebt an mir.
     
    Dreißig Tage danach
    Ich will nur noch schlafen – und mich treiben lassen … in Erinnerung an … ihn.
     
    Zweiunddreißig Tage danach
    Kein Lebenszeichen von ihm. Nichts.

12
     
     
    I ch klappte mein iPad zu, ohne dass ich auch nur eine Zeile geschrieben hatte. Um mich von mir und meiner Leere abzulenken, beschloss ich wenigstens den Teil in meinem eigenen Leben aufzuräumen, der sich klären ließ. Ich wollte meinen Dad sehen und wissen, wie das Gespräch mit der Regierung gelaufen war. Vielleicht brachte mich das ja für eine kurze Weile auf andere Gedanken, nur vielleicht. Hach, egal, ich sehnte mich nach Dad und ich musste irgendetwas tun. Kurz entschlossen machte ich mich auf den Weg.
    Während ich dem schmalen Pfad durch die Dünen folgte, war ich voller Zuversicht, dass alles gut gelaufen war. Wenn einer Menschen überzeugen konnte, dann mein Dad, da war ich mir sicher.

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