Sternenstaub
Keine Erleichterung, dass ich den kaputten Raumanzug überlebt hatte. Nur ein leichtes Zucken in seinem Mundwinkel ließ vermuten, was in ihm vorging. »Loduun …«, setzte er an und seine Stimme bebte vor angestrengter Beherrschung, »… ist nicht gut für dich. Nos muae.« Er kam zu mir zurück. »Ich – kann – dir – hier – nichts – geben.«
»Doch«, erwiderte ich und in dieser Sekunde verflogen all meine Zweifel und Ängste mit dem rauen Wind, der um unsere Körper toste. Ich schob mir das vorgewehte Haar aus dem Gesicht. »Dich.«
Iason schwieg. Lange – so lange, dass ich es einfach nicht mehr aushielt. Ich schickte ihm meine gesammelten unterdrückten Gefühle. Jetzt ließ ich ihnen freien Lauf. »Freust du dich denn gar nicht mich zu sehen? Nicht mal ein winziges bisschen?«
Und noch während ich sprach, schimmerten sie auf, die tausend Diamanten in seinen Augen. Jeder einzelne ein Zeichen seiner Liebe. Er senkte die Lider und legte seine Stirn an meine, sodass uns beiden Gelegenheit blieb, uns ein bisschen zu sammeln. »Wenn dir hier etwas geschieht. Wenn …« Seine geflüsterten Worte drangen direkt in mein Herz. Waren so nah.
»Es wird alles gut, Iason.«
»Wie kannst du das sagen?«
»Ich weiß nicht, aber … es fühlt sich richtig an.«
Er zog mich an sich, griff in mein Haar und streichelte mit dem Daumen über mein Gesicht. Seine Jacke raschelte an meinem Ohr und er roch so gut, so nach Iason. Ich wollte den Moment festhalten, wollte, dass er nie endet.
»Das kann doch wohl nicht wahr sein!«, rollte da eine wütende Stimme samt ordentlich viel aufgewirbeltem Staub auf uns zu. »Na warte! Wenn das stimmt! Mia!«
Schläfe an Schläfe drehten wir unsere Köpfe. Lyra!
Himmel, gab es in diesem Universum denn keinen Ort, wo man uns wenigstens mal fünf Minuten in Ruhe ließ?
Die Wächterin blieb vor uns stehen und stemmte die Hände in die Hüften. Gerade erinnerte sie stark an eine Amazone, wie sie so dastand, mit dem schillernden Reif der Wächter am Oberarm und die vorderen Strähnen ihres langen kupferfarbenen Haars rechts und links zusammengeflochten, damit sie ihr nicht ins Gesicht fielen. Sie schnaubte. »Du bist es wirklich. Hast du deinen Verstand auf der Gangway verloren, oder warum bist du hier?«
Na danke auch! Ich wollte gerade etwas erwidern, aber sie ließ mir gar nicht die Gelegenheit. »Sag mal, hast du überhaupt einen blassen Schimmer, was dich hier erwartet? Du giltst auf Loduun als absolut schwerhörig! Und nicht nur das.« Sie beugte sich zu mir vor und zählte es an den Fingern auf. »Deine Augen sind für Loduuner zu schwach. Deine Wahrnehmung ist verkümmert. Du kannst nicht telekinieren, nicht sleiten, ganz zu schweigen von Telepathie.« Ihre Stimme hüpfte einige Oktaven höher. »Du bist hier quasi ein totales Wrack!«
»Das reicht!«, griff Iason scharf ein. Er bedachte mich mit seinem berüchtigten Auch-wenn-du-es-verdient-hast-Blick.
»Irgendjemand muss ihr ja wohl mal die Augen öffnen«, sagte Lyra anklagend. »Die meisten Loduuner kennen keine Menschen, denen wird sie mit ihren getrübten Sinnen total verrückt vorkommen.«
»Ach weißt du, Lyra, das war auf der Erde auch nicht anders«, pfefferte ich jetzt bissig zurück.
Außer sich riss sie die Arme hoch. »Nur dass dich das dort nicht zu einer extrem leichten Beute gemacht hat! Herr im Weltall, ist das denn so schwer zu …«
»Schluss jetzt!«, stoppte Skyto sie. »Es gibt schließlich noch andere Irden auf Loduun und die kommen auch damit klar.«
Vollkommen in Rage fuhr sie herum. »Ja, aber die leben alle hier im Fort. Keiner von ihnen würde mal eben so durchs ganze Land spazieren, so wie Mia. Wie kannst du das nur gutheißen?«
Skytos Lippen wurden eine dünne Linie. »Bedenke, mit wem du sprichst«, verwies er sie gefährlich scharf auf ihren Platz in der Rangordnung zurück. »Ich habe so entschieden und du wirst diese Entscheidung mit allem, was du aufbieten kannst, unterstützen, verstanden?!«
Nun ja, wenn man es genau nahm, war er ja dazu gezwungen gewesen. Aber cool von ihm, dass er das für sich behielt.
Lyra holte Luft, um etwas zu erwidern, verkniff sich dann jedoch unter seinem niederstarrenden Blick jeden weiteren Kommentar. Nach seiner scharfen Maßregelung fuhr sich aber auch Skyto über das Gesicht.
»Wir schauen jetzt erst mal, wo wir übernachten können, und besprechen dann alles Weitere.«
Ich griff nach Iasons Hand und Lyra verfolgte es mit
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