Sternenstürme
die in den Felsboden von Sutton getrieben worden waren. In jeder Senke stand eine startbereite ÜR.
Außerdem waren alle Schiffe noch mit einer weiteren Verteidigungskomponente ausgestattet worden, über die man
sich aber in Schweigen hüllte. An der Hülle jedes Schiffs war eine Kernsprengladung angebracht worden. Wenn ein Schiff gekapert zu werden drohte, hatte der Kapitän die Order, den Selbstzerstörungsmechanismus auszulösen.
Sternenschiffs-Kapitän war der begehrteste Job in der neuen Weltraum-Marine und derjenige mit den strengsten Auswahlkriterien. Führungsstärke wurde ohnehin vorausgesetzt, aber man musste auch den Mut haben, sich selbst zu vernichten, wenn es gar keinen anderen Ausweg mehr gab.
Das war auch einer der Gründe, weshalb die meisten Kapitäne graues Haar hatten.
»Toll! Hier hat sich seit unserem Abflug aber viel getan, nicht wahr?«, fragte Lisa Mark, als das Beiboot des Schiffs auf das kreisförmige Muster der Sensorbaugruppen und Raketenbatterien zuflog, die aus der schwarz-braunen Ebene über der Brinks-Basis sprossen.
Die beiden waren auf der einzigen Sitzbank vorne im Landungsboot der New Hope angeschnallt, wobei Marks Knie dem Piloten beinahe die Nieren quetschten. Der Kopf des Piloten füllte ihr Sichtfeld aus, aber sie erkannten das Ziel trotzdem, wenn sie an seinen Ohren vorbei durchs vordere Sichtfenster linsten. Ein Dutzend weiterer Passagiere war nebeneinander in den langen Rumpf gepackt und vermochte nur durch faustgroße Sichtfenster hin und wieder einen Blick auf den luftlosen Mond zu werfen.
»Sie hatten schließlich auch genug Arbeitskräfte«, sagte Mark. »Ich wundere mich sowieso, dass wir nicht schon eine Kuppel-Stadt mit hängenden Gärten vorfinden.«
»Das wäre nett«, sagte seine Frau wehmütig. Militärische Bauten hatten drei Prioritäten: Funktion, Funktion und nochmals Funktion. Man würde nicht einmal ein
Blümchen auf ein Schott malen; es sei denn, dieses Kunstwerk hätte sie bei der Zielansprache unterstützt.
Der Pilot richtete das Boot in einem Winkel auf, der sie ihrer Ansicht beraubte, und schaltete die Steuertriebwerke ein. Sie landeten in einer Staubwolke, die sich in der niedrigen Gravitation nur langsam wieder setzte. Bisher hatte man bei einer Landung auf Sutton seinen oder ihren Raumanzug anlegen und dann zur nächsten Oberflächen-Luftschleuse hoppeln müssen. Diesmal aber nicht.
Sofort nach der Landung fuhr ein langer Arm aus und packte das Boot direkt hinterm Cockpit. Er hob es lautlos an, wie eine Katzenmutter ihr Junges hochhob, schwenkte es über eine offene rechteckige, von Flutlichtern erhellte Grube und setzte es dann dort unten ab.
Die Grube war kaum größer als das Boot. Mit einem leichten Ruck wurden sie auf dem Boden abgestellt. Der Arm löste sich und zog sich zurück. Und dann verschwand der Himmel, als ein massives Dach die Grube abschloss.
Das Boot wurde von einem Schwall einströmender Luft herumgestoßen und in einen Expansionsnebel gehüllt. Der Pilot behielt die Instrumente für ein paar Sekunden im Blick und sagte schließlich: »Alle verlassen das Boot. Der Letzte schließt die Luftschleuse.«
Lisa und Mark lösten den Beckengurt und warteten, bis die anderen den schmalen Gang geräumt hatten, bevor sie ihre Reisetaschen an sich nahmen und ihnen folgten. Mark tat wie geheißen und betätigte das Bedienelement, mit dem die Luftschleuse geschlossen wurde. Dabei wurden sie von einer Lautsprecherstimme aufgefordert, sich zu beeilen, denn die Pumpen waren schon wieder im Begriff, die Luft aus der Kammer zu saugen.
Sie eilten zu einer kleinen Luftschleuse, die in die Felswand eingelassen war. Diese war gerade mal groß genug, dass sie beide sich hineinzuquetschen vermochten. Die Außentür
schloss sich, und dann waren sie in einem Stahlgehäuse eingesperrt, das kaum größer war als ein Sarg.
»Sehr lauschig«, sagte Mark und genoss das weiche und warme Gefühl, als er Lisa in die Arme nahm.
Seine Frau schmiegte sich lasziv an ihn. Bevor sie den Körperkontakt noch zu intensivieren vermochten, gab die innere Tür eine Reihe von Klickgeräuschen von sich und zog sich dann in ihre Führung zurück. Zum Vorschein kam eine grinsende Truppe von ›Vakuum-Heinis‹, die den ins Gestein gehauenen Tunnel säumten. Es gab mehrere Pfiffe, als das Paar sich entwirrte.
»Zu Hause ist es doch am schönsten!«, sagte Mark und ließ Lisa den Vortritt beim Verlassen der Schleuse. Er folgte mit den zwei Reisetaschen.
Lisa
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