Sternenstürme
hingen.
Die Köpfe waren gefiedert, wie auch die anderen freiliegenden Körperpartien; sie trugen ponchoartige Kutten, die den Körper zum großen Teil verhüllten. Die Gesichter hatten allerdings keine Ähnlichkeit mit Vogelgesichtern.
Zwei Augen waren hoch oben in einem runden Kopf platziert, was für eine gute räumliche Sicht bürgte. Die Nüstern waren zwei vertikale Schlitze, die sich im Takt der Atmung erweiterten und verengten. Die Münder waren ebenfalls vertikal ausgerichtet und zwischen den Schlitzen positioniert, was dem Gesicht eine längliche Anmutung verlieh. Die Ohren waren ausgefranst, als ob sie nach dem Vorbild eines Farnblatts modelliert worden wären, aber die inneren Windungen schienen durchaus der Form des menschlichen Ohrs zu entsprechen.
Die Deckfedern waren bunt – eine Bestätigung, dass die Ranta die Fähigkeit des Farbensehens hatten. Das Farbspiel war zum Teil so kontrastreich, dass die Alien-Soziologen es als Balzgefieder bezeichneten … wie bei den irdischen Pfauen.
Die Stimme eines Ranta drang aus der Öffnung für die Nahrungsmittelaufnahme, wie es auch bei den menschlichen Stimmen der Fall war. Mit welchem Apparat auch immer sie Töne erzeugten, er schien nicht variabler zu sein als ein menschlicher Sprechapparat. Also dürfte die Kommunikation mit ihnen auch kein Problem sein. Ihre Sprache war nicht sehr komplex; weil die Vorläufer-Expedition aber nur zwei Monate Zeit für ihr Studium gehabt hatte, waren die Experten und Computer dennoch nicht in der Lage gewesen, mehr als nur ein paar Wörter zu übertragen.
Die aufregendste Entdeckung der Delta-Expedition war jedoch, dass die broanische Sprache für die Kommunikation im System überhaupt nicht relevant war. Man interpretierte das so, dass es hier keine Residentur der broanischen Meister gab. Obwohl es dafür natürlich auch noch andere mögliche Erklärungen gab: Vielleicht war der Meister gerade im Urlaub, oder er kommunizierte nur über von Boten zugestellte Pergamentrollen, oder er war einfach nicht sehr gesprächig.
Freilich waren solche Spekulationen müßig, bis sie wirklich einen Kontakt herstellten. Im Moment schlossen sie nur aus der fehlenden broanischen Kommunikation auf die Abwesenheit von Broa im System.
Per Saldo schien das System für einen Routinebesuch durch eine Gruppe von ›Händlern‹ von einer entfernten Welt auf der anderen Seite der Souveränität bestens geeignet.
Auf Klys’kra’t hatten sie sich als Vulkanier ausgegeben – orangehäutige und blauhaarige Zweibeiner vom Planeten Shangri-La. Auf Pasol würden sie sich als Trojaner von der Handelswelt Troja einführen.
Sie würden sich auch hier wieder tarnen. Ob solche elementaren Vorsichtsmaßnahmen wirklich notwendig waren, war Gegenstand einer temperamentvollen Debatte, nachdem die Besatzung sich darauf verständigt hatte, wie ein waschechter Trojaner aussehen müsse.
»Unbehaart?«, fragte Lisa ungläubig, als Mark es ihr sagte. »Ich soll mir das schöne Haar abschneiden, dessen Pflege und Styling mein ganzer Lebensinhalt ist?«
»Nicht nur das Haar auf dem Kopf. Wir sollen uns auch die Augenbrauen zupfen, die Haare an Armen und Beinen abrasieren und sogar unser ›Du-weißt-schon-was‹-Haar.«
»Ich nehme an, diesmal sollen wir uns blau färben!«
»Getigert«, erwiderte er. »Jeder von uns wird ein individuelles Muster aus schwarzen und gelben Streifen auf einer braunen Grundierung tragen. Die Lippen werden schwarz und die Ohrläppchen rot angemalt. Das ist zwar nicht viel, aber vielleicht doch so bizarr, dass man uns nicht als die Besucher von Klys’kra’t identifiziert.«
Sie sagte für eine Weile nichts und lächelte dann schelmisch. »Ich glaube, Tiger-Streifen sind auch ganz chic, und eine Kontrolle, ob wir uns auch überall gründlich rasiert haben, könnte ebenfalls lustig werden.«
»Ich werde dich vielleicht ein paarmal kontrollieren müssen«, sagte er anzüglich.
»Dito«, antwortete sie.
Auf der Brücke der New Hope herrschte wieder eine ziemliche Anspannung, während sie sich auf den Ausbruch am Rand des Etnarii-Systems vorbereiteten. Es war sechs Stunden her, seit die vier Schiffe der Expedition sich in sicherer Entfernung vom Zielsystem gesammelt hatten. Außer der New Hope waren noch die Q-Schiffe Avenger und Allison präsent – das eine ein Typ-Sieben-Frachter, das andere ein Massengutfrachter – sowie das Fusionsschiff Chicago . Die drei anderen Schiffe sollten sich in der Oort’schen Wolke verstecken
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