Sternenstürme
an die Arbeit«, sagte Mark, hängte sich beide Taschen über die Schulter und marschierte zum langen Tunnel, der zum Hauptkomplex des Terminals führte.
»Das musste irgendwann passieren«, pflichtete Lisa ihm bei. »Leider konnte unser Urlaub nicht ewig dauern.«
»Ich hätte das auch nicht ewig durchgestanden«, sagte er mit einem anzüglichen Grinsen.
»Du meinst, du hättest irgendwann nicht mehr deinen Mann gestanden«, entgegnete sie ebenso zweideutig.
Nach dem Verlassen des Terminals fuhren sie mit einem Auto-Taxi zum Hotel. Der Hotelangestellte an der Rezeption hatte zunächst Schwierigkeiten, sie zu dieser frühen Stunde irgendwo unterzubringen, aber dann bekamen sie doch noch ein Zimmer. Nach einem gemeinsamen Bad, das ›ungebührlich‹ lange dauerte, bereiteten sie sich auf einen anstrengenden Tag vor. Mark rasierte sich, während Lisa sich vorm Spiegel ankleidete. Beide hatten sich extra zu diesem Anlass eine neue Garderobe gekauft.
Es war exakt 9:00 Uhr, als Lisa fragte: »Fertig?«
Mark nickte, schlüpfte in einen Mantel, der sich nach der langen Zeit, in der er keinen getragen hatte, wie ein Fremdkörper anfühlte, und geleitete sie zur Tür hinaus. Zehn Minuten später standen sie auf einem Laufband und näherten sich dem Turm, der die Verwaltungsgebäude des Weltparlaments beherbergte.
Ein grauhaariger Mann schaute von seiner Lektüre auf, als sie das Vorzimmer des Ausschusses betraten. »Hallo, Mark, Lisa.«
»Hallo, Mikhail«, erwiderte Lisa. »Wann sind Sie denn zurückgekommen?«
»Erst heute Morgen. Die Besorgnis der Ärzte wegen meiner Schniefnase schien schlagartig nachgelassen zu haben. Wie diese Wunderheilung wohl zustande gekommen ist?«, fragte er viel sagend.
»Ich weiß auch nicht.«
Der Grund, weshalb Vasloff im Orbit festgesessen hatte, war für jeden offensichtlich gewesen – auch für ihn selbst. Er war der geborene Agitator und hatte seine Organisation, Terra Nostra , zu einer der effizientesten Lobby-Gruppen auf der ganzen Welt ausgebaut. Schon die bloße Andeutung, was draußen zwischen den Sternen lauerte, hatte vor drei Jahren zu weltweiten Unruhen geführt. Falls die
Kunde von der Existenz der broanischen Souveränität an die Öffentlichkeit drang, wäre die sprichwörtliche Kacke am Dampfen. Die Mitgliederzahlen von Terra Nostra würden förmlich explodieren, wahrscheinlich in den Milliardenbereich.
Jeder erwartete, dass Vasloff und seine Organisation die Opposition gegen Mark Rykands Plan anführen würden. Denn Vasloff hatte ein Jahr lang Zeit gehabt, nach einer Möglichkeit zur Sabotage dessen zu suchen, was er als ›diese Idioten von Expansionisten‹ bezeichnete.
Langsam füllte sich das Vorzimmer. Dan Landon erschien eine Minute nach Mark und Lisa. Er nickte den beiden und Vasloff zu, sagte aber nichts.
Die Doktoren Thompson und Morino trafen ebenfalls ein, gefolgt von einem halben Dutzend anderer Personen. Es entwickelten sich ein paar Unterhaltungen direkt unterhalb der Ebene, wo das Gehirn noch einzelne Phoneme zu unterscheiden vermochte. Von Zeit zu Zeit warfen die Leute verstohlene Blicke in Vasloffs Richtung. Falls der Russe das bemerkte, ließ er sich nichts anmerken; stattdessen widmete er sich weiter seinen Aufzeichnungen.
Exakt um 10:00 Uhr ertönte ein musikalisches Signal, und die Türen zum Sitzungssaal öffneten sich. Alle gingen durch das Quartal in einen Raum mit zwei langen Tisch-und Stuhlreihen, die zu einem Podest ausgerichtet waren, wo ein repräsentativer Tisch mit größeren und komfortableren Stühlen stand. Der Platz eines jeden Zeugen war mit einem Namensschild versehen. Sie verbrachten eine Minute, um sich zu sammeln. Außer den paar Mitarbeitern, die eifrig Notizblöcke und Kugelschreiber sowie Krüge mit eisgekühltem Wasser auf den Tischen platzierten, war niemand sonst im Raum.
Als sie fünf Minuten gewartet hatten, öffnete sich eine Tür in der Vorderseite der Halle, und sechs Parlamentarier
kamen herein. Der Leiter war Anthony John Hulsey, Abgeordneter aus New South Wales, Australien. Weiterhin erschienen Thackery Savimbi, Kapstadt, Afrikanische Föderation, und Jorge Santa Cruz aus Estados Unidos de Sud America, zusammen mit drei weiteren Personen, die Lisa nicht kannte.
Als die Parlamentsabgeordneten zur Bühne gingen, erhoben sich die Zeugen und erwiesen ihnen ihre Reverenz. Dann schlossen sich die Türen wieder, und ein leiser Summton direkt oberhalb der Hörschwelle signalisierte, dass das Anti-Abhör-Feld
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