Sternenstürme
miesen Jobs war. »Schnallen Sie sich an.«
Jennifer war der Anweisung gefolgt, denn in der Magellan hatte zu der Zeit Mikrogravitation geherrscht.
»Leutnant, wir suchen nach Freiwilligen, die auf der Basis zurückzubleiben, um sie zu schützen und die Gravtenne zu bedienen. Als Astrogatorin wären Sie hierfür qualifiziert. Interessiert?«
»Nein, Sir!«, hatte sie dezidiert gesagt.
»Sind Sie sicher? Es gibt auch eine ordentliche ›Buschzulage‹.«
»Wieso ich, Captain?«
»Es geht nicht nur um Sie«, sagte er. »Wir sind auf der Suche nach geeigneten Leuten.«
»Was ist mit Commander Arlington oder Ensign Boggs?«
»Beide sind verheiratet, während Sie noch …«
»Auf der Pirsch sind?«, fragte sie.
»Ich wollte eigentlich ›alleinstehend‹ sagen.«
Irgendwie war sie dann mit dem Befehl aus dieser Besprechung entlassen worden, als Erster Astrogator an Bord der Ranger zu fungieren, falls oder wenn sie jemals die Heimreise antrat. Bis zu diesem glücklichen Tag war sie eine hochrangige Gravitationsastronomie-Spezialistin, was bedeutete, dass sie in einer Felsenkammer saß und der Gravtenne tausend Kilometer über sich bei ihrem endlosen taumelnden Reigen zuschaute.
Die Brinks-Basis hatte überfüllt gewirkt, als sie die 3000 Expeditionsmitglieder beherbergte. Nach der Abreise von elf Sternenschiffen war die Bevölkerung auf knapp 200 Personen gefallen, von denen die Hälfte sich ständig an Bord der Ranger und Vaterland befand. Darüber, dass man ihr laufend auf die Füße trat, konnte sie sich im Moment wirklich nicht beklagen. Vielmehr hatte Jennifer oftmals den Eindruck, dass sie allein auf der Basis war, wenn sie durch verlassene Gänge zu ihrer Station ging oder von dort kam. Es war deprimierend.
Sie war erstaunt, wie schnell ihre kleine Gruppe die Eigenheiten der jeweils anderen Mitglieder herausgefunden
hatte. Dass sie jeden Tag dieselben Gesichter sah, trug auch zu ihrer Langeweile bei, und obwohl an männlicher Gesellschaft kein Mangel herrschte – die Männer überwogen die Frauen im Verhältnis vier zu eins –, grub die Tristesse sich bereits in die Psyche ein. Die meisten ihrer Verabredungen zum Wochenende endeten in der Messe, wo man dann durch das Sichtfenster zum Nebel aufschaute.
Zweimal war die öde Routine des Seins unterbrochen worden, als die Gravtenne eine durch ein Sternentor induzierte Gravitationswelle entdeckte. Einmal war die Welle aus dem Orpheus-System gekommen, sodass die Beobachtung folgenlos blieb. Die zweite Beobachtung hatte ihre noch sehr übersichtliche Karte der Souveränität um einen weiteren Stern ergänzt – mit Vorbehalt.
Sie gähnte, streckte die Arme über den Kopf, um die verspannten Muskeln aufzulockern, und warf einen Blick auf die Chronometeranzeige auf ihrem Computermonitor. Nur drei Stunden, bis Witherspoon hier auftauchen und sie ablösen würde.
Sie befand sich mitten im Streckvorgang, als ein Warnsignal ertönte und eine blinkende Nachricht die Chronometeranzeige verdrängte:
GRAVITATIONSWELLE ENTDECKT!
Sie blinzelte und erteilte Anweisungen. Der Bildschirm füllte sich mit Datenfenstern. Eins zeigte ein Schema des rotierenden Observatoriums und die Ergebnisse des im Hintergrund laufenden Diagnoseprogramms, das den Apparat überwachte. Alles war im grünen Bereich, was bedeutete, dass die Daten vermutlich authentisch waren und nicht etwa Phantome, die ihr sonst immer das Leben schwer machten. Die in einem anderen Fenster dargestellte Wellenform zeigte eine starke negative Gravitationswelle.
Und als Krönung wies der Beobachtungsvektor weder auf Orpheus noch auf das andere System, das sie entdeckt hatten.
Das war ein neuer Kontakt!
Bevor sie noch per InterKom zu bestätigen vermochte, stand Brad Wilson, der Offizier vom Dienst, schon hinter ihr.
»Was haben Sie?«, blaffte er.
Normalerweise hätte dieser rüde Ton sie geärgert. Vor lauter Aufregung registrierte sie das aber nicht.
»Eine Gravitationswelle, Sir.«
»Diesmal etwas Reales?«
»Sieht so aus. Ich werde es in ein paar Minuten mit Sicherheit wissen, wenn der Computer die Daten analysiert hat.«
»Wo ist der Ursprung?«
»Der Vektor ist noch ziemlich unbestimmt, aber es sieht so aus, als ob er aus dem galaktischen Zentrum kommt.«
»Sind Sie sicher?«
»Er ist auf uns gerichtet«, erwiderte sie knapp und wünschte sich, er würde sich endlich verziehen und sie ihre Arbeit machen lassen. Doch dann verstand sie den Grund für seine Frage.
Von der Nachbarschaft des
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