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Sternenstürme

Sternenstürme

Titel: Sternenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Gibraltar-Erde-Plan Gestalt an.
    Erstaunlicherweise – wenn man die Anzahl der am Projekt beteiligten Wissenschaftler berücksichtigte – bestand Einvernehmen bezüglich Aufgabe eins. Sie brauchten Informationen! Ohne die war die Menschheit blind, taub, stumm, lahm und im Grunde auch ›dumm‹. Man hatte sich darauf verständigt, dass eine weitere Aufklärungsmission in den broanischen Raum erforderlich war. Der Vorstoß sollte jedoch möglichst weit von Klys’kra’t erfolgen.
    Wenn die Scouts mit einer neuen Spezies in Kontakt kamen, sollten sie Verhandlungen über die planetarische Datenbank dieser Spezies aufnehmen. Jedoch sollten weder die ›Vulkanier‹ noch ›Shangri-La‹ die Verhandlungen führen. Um den Feind zu verwirren, würden sie sich als eine andere Rasse von einem weit entfernten fiktiven Sternsystem ausgeben.
    Sobald sie eine Datenbank hatten, wären sie nicht mehr darauf angewiesen, nach Gravitationswellen zu lauschen. Schiffe, die bis unter die Hülle mit Spionageausrüstung vollgestopft waren, würden sich im Schutz von Kometen-Halos in zahlreiche Systeme einschleichen und die Einheimischen belauschen.
    Eine solche Aufklärungsmission würde jedoch erst mittelfristig stattfinden. Das einzige Schiff, mit dem man eine
zweite derartige Show hätte abziehen können, wurde gerade zu Studienzwecken auseinandergenommen.
    Die Ruptured Whale saß zurzeit im selben Weltraumdock auf dem Mond, wo sie nach der Überführung von Neu-Eden wieder instand gesetzt worden war. Diesmal zerlegten die Techniker der Werft sie genauso penibel, wie ein Chirurg einen Embryo im Mutterleib operierte. Man hoffte, dass die Wissenschaftler und Ingenieure, die die broanische Ausrüstung untersuchten, sie dann für den Einsatz in von Menschen gebauten Schiffen zu rekonstruieren vermochten.
    Diese Hoffnung hegte man.
    Wie bei einem Sechsjährigen, der eine antike mechanische Uhr auseinandernimmt, bestand jedoch die Gefahr, dass sie die Technik hinterher nicht wieder zusammenzubauen vermochten.
    Gleich hinter dem Bedürfnis nach Informationen rangierte dann das Bedürfnis, den broanischen Raum schnell zu erreichen, also die Sternentor-Option. Das Team, das mit der unabhängigen Entwicklung dieser Technologie beauftragt worden war, machte kaum Fortschritte. Man hoffte, dass die außerirdische Datenbank ihnen Hinweise und vielleicht sogar detaillierte Informationen über die Funktion der Sternentore gab. Wenn nicht, würden sie die Technologie auf die altmodische Art und Weise erlangen müssen – man würde sie stehlen müssen.
    Darüber hinaus wurde der Plan, die Broa zu schlagen, unspezifisch.
    Es bestand natürlich die Notwendigkeit, eine Flotte zu bauen; obwohl es ihnen an Daten fehlte, um ihre Größe abzuschätzen. Es bestand nur dahingehend Einigkeit, dass sie groß sein müsste. Die Flotte würde Q-Schiffe, Kreuzer, Fusionsschiffe, große Logistik-Tender sowie zahlreiche andere Typen umfassen, die noch nicht einmal auf dem Reißbrett existierten.

    Die Zahl der ungeklärten Fragen war Legion, doch in einer Beziehung waren alle sich ganz sicher. Ob das Parlament sich letztlich dafür entschied, zu kämpfen oder sich zu verstecken – ›Arbeitslosigkeit‹ wäre langfristig ein Fremdwort für sie.

11
    Sar-Say war – wenn schon nicht zufrieden – zumindest nicht unglücklich. Der Transfer vom Orbit nach Cambridge erinnerte ihn an die unendliche Vielfalt und Freuden einer Welt, auch wenn er sie nur durchs Panzerglasfenster seiner Gefängniszelle sah. Im Moment rieselten Schneeflocken von einem bewölkten Himmel. Die Flocken waren groß und flaumig, ganz anders als die harten Eiskügelchen von vor ein paar Wochen. Die Fotosynthese-Sammler an den Bäumen draußen waren eine Explosion aus Farben gewesen, als er ankam. Nun waren sie weg, und kahle Zweige griffen wie gefrorene Tentakel himmelwärts. Die Schwärze der Zweige als Kontrast zur weißen Schneedecke hatte einen surrealen Effekt, den er als sehr ästhetisch empfand. Bis auf die Trauerweiden hatten die Bäume der Erde keine Ähnlichkeit mit denen auf seiner Heimatwelt.
    Das Leben am Broanischen Institut war auch angenehmer als in PoleStar . Im Orbit war er täglich von Forschern befragt worden, und zwar anhand von Listen, die von der Erde an die Station geschickt worden waren. Nun hatte er Zugang zu den wichtigsten Befragern selbst. Das bedeutete, dass ihre Sitzungen eher Gesprächen als Befragungen glichen. Er stellte fest, dass manche seiner Gefängniswärter

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