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Sternenstürme

Sternenstürme

Titel: Sternenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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sich als erstaunlich gesprächig erwiesen, wenn sie die
Gelegenheit dazu hatten. Sar-Say hörte mehr zu, als dass er sprach, und verbesserte dabei sein Verständnis dieser seltsamen Zweibeiner.
    Da war Dr. Marcia Plessey, die darauf bestand, dass man sie mit ihrem Doktortitel anredete. Die ältere Frau mit verhärmten Gesichtszügen und heruntergezogenen Mundwinkeln machte immer ätzende Bemerkungen über ›das Militär‹. Diese Bemerkungen verwirrten Sar-Say zunächst. Der Eindruck, den er aus den Studien des öffentlichen Datennetzes der Erde gewonnen hatte, war der, dass die Menschen nur eine sehr kleine Weltraumstreitmacht hatten, die eher einer Polizeitruppe als einer Kampftruppe glich. Er erkannte schließlich, dass Dr. Plesseys Genörgel ›traditionell‹ war – ein Relikt aus den Zeiten, als die Menschen noch ziemlich kriegerisch gewesen waren – und dass es sich gegen das uniformierte Personal der Sternenforschung richtete.
    Und dann war da noch Professor Irving Kostmeier, der stundenlang reden konnte, wenn eine von Sar-Says Fragen in sein Ressort fiel. Trotz seines Hangs zur Redseligkeit entdeckte der Broa einen scharfen Intellekt, der sich hinter der überaus freundlichen Fassade des Professors verbarg.
    Und ein ganz bestimmtes Gesprächsthema war ein ›Dauerbrenner‹. Tag für Tag fragten die Befrager ihn über das Leben in der Zivilisation aus. Er blieb sich treu und sagte ihnen auch jetzt wieder die Wahrheit. Wo seine Tarnung nun aufgeflogen war, hatte er keinen Grund mehr zu lügen und allen Grund, es sich nicht noch mehr mit den Menschen zu verscherzen. Sie waren schon eine seltsame Spezies. Für Personen, die an der jüngsten Reise zur Himmelsblume nicht teilgenommen hatten, schien die Expedition schon längst der Vergangenheit anzugehören. Jede neue Bekanntschaft glich einem leeren Blatt Papier, das er neu beschreiben musste.

    Trotz der langen Tage waren die Sitzungen mit seinen Befragern lohnend. Während sie ihm seine Kenntnisse über die broanische Zivilisation zu entlocken versuchten, erfuhr er seinerseits so manches über die Erde und die Menschheit. Und seine Wissbegierde war zielgerichtet. Während er mit einem immer größeren Kreis menschlicher Akademiker interagierte, suchte er zielstrebig nach den Personen, die sich in Zukunft vielleicht als nützlich erweisen würden.
    Weil er enttarnt worden war, bevor er noch mit den Voldar’ik Kontakt herzustellen vermochte, war er nun mit der Aussicht konfrontiert, den Rest des Lebens in Gefangenschaft verbringen zu müssen. Jedoch schreckte diese Möglichkeit Sar-Say nicht. Es entsprach nicht dem Charakter seiner Spezies, sich den Kopf über vertane Chancen zu zerbrechen. Stattdessen verdrängte er solche Gedanken und widmete sich neuen Plänen.
    Sein neuer Plan war elegant, bedurfte zur erfolgreichen Umsetzung jedoch menschlicher Hilfe. Homo sapiens, wie er sich ziemlich großspurig nannte, war ein weitaus größerer Individualist als die Broa. Er war sich sicher, dass er mit dem richtigen Anreiz ein paar Menschen fand, die er zwecks Hilfeleistung bestechen konnte.
    »Guten Morgen, Sar-Say«, sagte Direktor Fernandez, nachdem er die kombinierte Luft- und Sicherheitsschleuse passiert hatte, die zu Sar-Says Zelle führte.
    »Guten Morgen, Direktor«, erwiderte Sar-Say.
    Fernandez schaute jeden Morgen exakt um 08:00 Uhr bei ihm herein. Manchmal wurde er auch von Dr. Knowlan oder Dr. Hirakawa begleitet, doch meistens kam er allein. Er schien um Sar-Says Wohlergehen besorgt.
    »Es gibt Neuigkeiten«, sagte Direktor Fernandez.
    Sar-Say wartete. Er hatte noch nicht die automatischen Reaktionen gelernt, mit denen die Menschen signalisierten, dass sie zum Empfang von Informationen bereit waren.

    »Wir haben die Genehmigung bekommen, Sie einem größeren Personenkreis vorzustellen als nur uns Typen aus dem Elfenbeinturm.«
    Der Broa verstand den Bezug zu Türmen nicht. Das war jedoch nicht der Grund, weshalb er antwortete: »Ich verstehe nicht.«
    »Wir bereiten gerade einen Fakultäts-Empfang vor, bei dem Sie der Ehrengast sein werden. Eine Anzahl wichtiger Leute wird anwesend sein. Sie werden die Elite unserer Gesellschaft treffen. Außerdem ist das eine Gelegenheit, mit Ihnen anzugeben.«
    »Wieso wollen Sie das tun?«
    Fernandez runzelte die obere Gesichtshälfte in einem Ausdruck, von dem Sar-Say wusste, dass er Verwirrung signalisierte.
    »Eine gute Frage«, entgegnete der Direktor und wurde sich wieder bewusst, dass er mit einem

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