Sternenstürme
Kauf, dass diese Bedrohung millionenfach multipliziert wird.«
»Stimmt nicht«, erwiderte Mark. »Wie Direktor Hamlin heute Nachmittag sagte, gibt es da draußen noch viel mehr intelligente Spezies als die Broa und ihre Sklaven. Falls jede intelligente Rasse im Weltall eine Gefahr darstellt, kommt es auch nicht mehr darauf an, wenn wir noch eine Million auf die Milliarde Spezies draufpacken, die sowieso schon existieren und von denen wir nichts wissen.«
»Das ist der Standpunkt eines Wissenschaftlers, aber nicht der eines Politikers«, sagte Dieter mit einem Lachen. »Wenn wir das der Öffentlichkeit so schmackhaft machen wollten, würden sie uns wohl lynchen.«
»Fakten sind Fakten«, sagte Mark stur.
»So, wie Sie es sagen, klingt es ganz einfach.«
»Von wegen einfach. Wir werden ein eigenes Netzwerk aus Sternentoren schaffen und Operationsbasen errichten müssen, von wo aus wir unsere Verbände führen. Wir werden die broanischen Heimatwelten und Machtzentren erkunden müssen. Dann werden wir die Systeme auswählen müssen, in denen wir die trojanischen Pferde platzieren und gleichzeitig zu strategischen Schlägen gegen ihr Tor-Netzwerk ausholen, um im entscheidenden Moment die Kommunikation zu stören.
Wenn unser Kalkül jedoch aufgeht, wenn es uns gelingt, Verwirrung zu stiften und die diversen Pläne umzusetzen, müsste es eigentlich funktionieren …«
»Und wenn nicht?«
Mark zuckte die Achseln. »Dann lassen wir uns eben etwas anderes einfallen …«
»Das ist aber eine ziemliche Zockermentalität«, sagte Dieter, wobei seine Stimme sich in Tonhöhe und Lautstärke hob.
»Weiß einer von euch, was auf der morgigen Tagung ansteht?«, unterbrach Lisa die beiden und wechselte das Thema, bevor der anschwellende Testosteronpegel womöglich noch eine Explosion auslöste. »Auf dem Programm steht nur ›Ehrengast-Redner‹.«
»Keine Ahnung«, erwiderte Dieter, nachdem er die Contenance zurückerlangt hatte.
»Es ist aber nicht die Koordinatorin, oder?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie ist die ganze Woche in Europa. Wir werden uns wohl bis morgen gedulden müssen. Wollen wir nun bestellen?«
Sie nickten, und Pavel winkte den Kellner zu sich, der sich die ganze Zeit außer Hörweite gehalten hatte.
Vom Rest des Abends war Mark angenehm überrascht. Pavel entpuppte sich geradezu als Unterhaltungskünstler, wenn er einmal nicht den bornierten Bürokraten raushängen ließ.
18
Das Auditorium war am nächsten Morgen fast bis auf den letzten Platz besetzt, und alle warteten auf Direktor Fernandez’ Ehrengast-Redner. Die Personen, die heute zusätzlich erschienen waren, umfassten Mitglieder der Arbeitsgruppen, die den Vortag auf separaten Tagungen verbracht hatten. Interessanterweise waren auch viele Medienvertreter anwesend.
»Wer hat denn die alle eingeladen?«, fragte Mark und wies mit dem Daumen in Richtung der Männer und Frauen, die sich mit kleinen, an Stativen befestigten Kameras und Mikrofonen im hinteren Bereich versammelt hatten.
»Dreimal darfst du raten«, erwiderte Lisa, als die beiden ihre Plätze einnahmen.
Mark lachte. »Alan Fernandez ist irgendwie mediengeil, oder?«
Wie zuvor betraten die Honoratioren die Bühne und nahmen am langen Tisch Platz. Der Holowürfel war heute nicht zu sehen, und das Pult stand verlassen im hellen Licht der Scheinwerfer. In den nächsten paar Minuten wurden Daten-Coms synchronisiert und Papiere hin- und hergeschoben. Schließlich erhob sich Alan Fernandez und schritt zum Rednerpult.
»Guten Morgen«, sagte er. »Ich hoffe, dass Sie alle sich von der gestrigen Marathonsitzung erholt haben. Ich habe letzte Nacht jedenfalls tief und fest geschlafen.
Gestern hat Generaldirektor Jean-Pierre Landrieu vom Pariser Institut uns einen Vortrag gehalten – er hat den Plan entwickelt, diesem Planeten ein möglichst geringes Profil zu verleihen, um nicht die Aufmerksamkeit der Broa zu erregen. Ich muss gestehen, dass der Pariser Plan gut durchdacht ist und einiges für sich hat. Sie werden mir gewiss zustimmen, wenn ich sage, dass dieser Plan die ›konventionelle‹ der beiden präsentierten Varianten ist.
Nach Direktor Landrieu hat Direktor Dexter Hamlin vom Colorado-Springs-Institut gesprochen, dessen Aufgabe in der Ausarbeitung des ›Gibraltar-Erde‹-Plans besteht.
Ich muss gestehen, dass Direktor Hamlins Vortrag besonders anregend war und uns interessante Perspektiven vermittelt hat. Ich würde die Arbeit der Colorado-Springs-Gruppe deshalb als
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