Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenstürme

Sternenstürme

Titel: Sternenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
›proaktiv‹ einstufen. Natürlich hatten wir ihnen auch genau diesen Auftrag erteilt, und wir sind uns – glaube ich – einig, dass sie uns reichlich Stoff zum Nachdenken geboten haben.«

    Fernandez legte eine Pause ein, lächelte und schaute ins Publikum, als ob er noch einen Joker in der Hinterhand hätte.
    »Es gibt aber auch noch eine dritte Meinung, die wir berücksichtigen sollten, bevor wir unsere Pläne dem Parlament vorlegen. Es ist eine Meinung, die wir aus gutem Grund nicht schon früher gehört haben. Ich hielt es jedoch für wichtig, dass wir uns wenigstens anhören, was unser nächster Redner zu sagen hat.
    Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen nun das eine Geschöpf auf dieser Welt vorstellen, das am besten über die Souveränität Bescheid weiß und dessen Ausführungen in dieser Hinsicht ›meinungsbildend‹ für uns sind. Es ist mir also eine Ehre, Ihnen Sar-Say vom Sar-Dva-Clan in seiner Eigenschaft als Angehöriger der herrschenden Spezies der broanischen Souveränität vorzustellen. Sar-Say, Sie haben das Wort!«
    Das Publikum explodierte förmlich, und die Reporter sprachen hektisch in ihre Mikrofone. Direktor Fernandez zog sich zurück, und zwei Assistenten erschienen mit einer Kiste und stellten sie hinter dem Pult ab.
    Sar-Say trat hinter einem Vorhang hervor. Er trug die ›formelle‹ Kleidung, die er schon auf dem abendlichen Empfang getragen hatte, und ging nicht auf den Knöcheln, sondern aufrecht. Er näherte sich dem Rednerpult und erklomm unbeholfen die Kiste, die seinen Kopf auf eine menschlichen Höhe brachte. Er ließ den Blick über die Menge schweifen und wartete darauf, dass wieder Ruhe einkehrte.
    Nach zwei Aufforderungen von Alan Fernandez beruhigten sich die Leute, und eine erwartungsvolle Stille senkte sich über das Auditorium. Sar-Say schaute in einer sehr menschlichen Geste in die Runde und eröffnete seine Rede dann in einem Ton, der verriet, dass er die Grundzüge der
Rhetorik studiert hatte. Er schien auch nicht vom holografischen Teleprompter abzulesen.
    »Sehr geehrte Damen und Herren, Kongressabgeordnete, Mitglieder des Exekutivbüros, liebe Presseleute. Ich möchte Ihnen danken, dass Sie mir die Gelegenheit geben, heute Morgen zu Ihnen zu sprechen. Wie Sie vielleicht wissen, habe ich einen Unterhaltungsmonitor in meiner Unterkunft, und ich habe Ihre Debatte aufmerksam verfolgt. Indem ich mir einen Eindruck von der Funktion Ihrer politischen Institutionen verschafft habe, hat sich auch mein Verständnis Ihrer Spezies verbessert, und ich muss sagen, dass ich beeindruckt bin von dem, was ich sehe.
    Jedoch vermisse ich etwas bei Ihren Studien, und zwar eine gewisse Präzision bezüglich meiner Spezies. Sie scheinen Ihre Argumente ausschließlich in menschlichen Kategorien zu formulieren.
    Es wäre natürlich möglich, dass ich Sie falsch beurteile. Weil ich selbst kein Mensch bin, entgehen mir vielleicht gewisse Nuancen in Ihren Argumenten. Allerdings habe ich in meiner Holovision auch Leute gesehen, die den utopischen Plan ausgeheckt haben, loszufliegen und die ›hässlichen kleinen Affen-Götter abzumurksen‹, wie ein Kommentator sich ausdrückte. Die Bedeutung dieser Aussage habe ich gewiss nicht missverstanden.
    Obwohl ich ein ›Feind‹ bin, möchte ich Ihnen eine Entscheidungshilfe bei Ihrer Debatte geben. Ich hoffe, Ihr Verständnis dessen zu verbessern, womit Sie überhaupt konfrontiert sind – damit Sie eine bessere Entscheidung treffen als die, zu der Sie ohne meine Intervention gelangen würden. Ich erwarte nicht, dass Sie alles glauben, was ich sage, aber ich versichere Ihnen dennoch, dass jedes Wort wahr ist.«
    Sar-Say stieß den Laut aus, der bei den Broa ein Lachen bedeutete. Er hob die Arme in einer fremdartigen Geste
und senkte sie wieder. »Ich kann mir vorstellen, dass viele von Ihnen sich nun fragen: ›Würde er das sagen, wenn er uns anlügen wollte?‹ Stimmt genau. Aber Sie müssen nicht glauben, was ich sage. Es genügt vollauf, wenn Sie mir zuhören.«
    Lisa beugte sich zu Mark hinüber und flüsterte ihm ins Ohr: »Was sagst du nun zu meinem Weltraum-Schüler?«
    »Ich würde sagen, dass er Standard so gut beherrscht wie irgendjemand«, erwiderte Mark. »Ich muss dir wohl gratulieren.«
    »Vielen Dank auch.«
    Dann lehnten sie sich zurück und verfolgten wieder die Rede.
    Sar-Say fuhr fort: »Meine Damen und Herren, was ich Ihnen zu sagen habe, betrifft Ihre Zukunft. Ich möchte Ihnen schildern, was Sie erwartet, falls Sie

Weitere Kostenlose Bücher