Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenstürme

Sternenstürme

Titel: Sternenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
Radiowellen verwendet«, sagte sie nachdenklich.
    »Verzeihung, Ma’am«, sagte Funktechniker Leonard Wolfling, der Unteroffizier vom Dienst. »Haben Sie etwas zu mir gesagt?«
    »Nein, ich habe nur laut nachgedacht.«
    »Worüber denn, Ma’am?«
    »Über das, was wir hier tun. Wir beobachten sie im sichtbaren und unsichtbaren Spektrum des Lichts, wir hören sie auf allen elektromagnetischen Frequenzen ab und wir warten auf die von ihrem Tor erzeugten Gravitationswellen. Aber was, wenn eine Spezies ein anderes Kommunikations-Medium als Funk entwickelt? Sie könnten in diesem Moment ihrer Flotte den Befehl zum Angriff geben, und wir würden es überhaupt nicht mitbekommen.«
    »Das ist unmöglich, Ma’am. Jeder nutzt Funk.«
    »Sie sollten sie nicht unterschätzen, Unteroffizier.«
    »Ich wollte damit auch nicht sagen, dass sie zu dumm wären, etwas anderes zu erfinden, Ma’am. Ich meine, das ist physikalisch unmöglich.«
    »Und wieso?«
    »Weil es nur vier Arten von Energie im Weltall gibt. Jedenfalls haben wir das auf der Fachschule gelernt. Da wären die Gravitation, die elektromagnetische Strahlung, die starke Kernkraft und die schwache Kernkraft. Das ist alles – mehr gibt es nicht. Wenn Sie also über große Entfernungen kommunizieren wollen, wofür entscheiden Sie sich dann? Wenn man Gravitationswellen nach Belieben erzeugen könnte, wäre das ebenfalls eine ziemlich gute Kommunikationstechnik. Aber diese Wellen können wir auch registrieren. Weil die Erzeugung einer Gravitationswelle entweder ein kleines schwarzes Loch oder ein Sternentor erfordert, entscheidet sich jeder für elektromagnetische Strahlung für seine Kommunikationsausrüstung. Das ist im Grunde die einzige Möglichkeit.«
    »So hatte ich das noch gar nicht gesehen«, erwiderte Lisa. »Ergibt durchaus einen Sinn.«
    »Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein?«, fragte Wolfling, ohne den Blick vom Überwachungs-Bildschirm zu nehmen.
    »Nein. Ich war nur neugierig.«
    Dann hatte die lange Nachtschicht begonnen. Dass es viele Radiowellen zum Belauschen gab, hatte sich schon in den ersten Sekunden nach dem Anpeilen des kleinen Radiosterns gezeigt, der der einzige bewohnte Planet des Systems war. Den Signalen aber einen Sinn zu entnehmen, war eine Arbeit für viele Tage.
    Die einheimische Rasse sprach untereinander nämlich kein Broanisch. Deshalb erfolgte die Kommunikation zum
größten Teil in ihrer Muttersprache oder -sprachen, sodass die Mitschnitte nur Kauderwelsch für Lisa und ihre zwei anderen Broanisch-Übersetzer darstellten. Sie zeichneten es trotzdem – insbesondere das Bildmaterial – für die spätere Analyse durch den Linguistik-Computer auf. Nachdem die Kommunikationstechniker hinter die Codierung der Bilder beziehungsweise Hologramme gekommen waren, schauten sie sich die Videoclips an.
    Die Wesen waren dahingehend humanoid, dass sie zwei Arme, zwei Beine und einen Kopf hatten. Sie waren auch gepanzert, sodass jedes Individuum wie ein Ritter in nicht schimmernder Wehr erschien. Die Gesichter waren starr und schienen mit überlappenden Schuppen oder Platten verkleidet zu sein, aber die Gesichtszüge wirkten mehr oder weniger menschlich. Zwei kleine blaue Augen waren über Atmungsschlitzen positioniert … sechs vertikale, von einem Grat überragte Löcher, damit es nicht hineinregnete. Der Mund war am bekannten Platz, doch im geöffneten Zustand enthüllte er eine doppelte Zahnreihe und mehrere Wimpern. Diese Letzteren hatten die Funktion einer Zunge.
    Nach Ansicht der meisten Menschen sahen diese Gestalten so aus, als ob sie den Mund voll Würmer hätten – keine sehr ästhetische Vorstellung, wenn man sich das einmal vergegenwärtigte. Lisa war anderer Ansicht. Welche Umwelt auch immer diese Wesen hervorgebracht hatte, die Evolution war auch hier dem ehernen Gesetz gefolgt: ›Die Form folgt der Funktion.‹ Wenn sie gut an ihre Umgebung angepasst waren, dann waren sie definitionsgemäß ›schön‹.
    Erst in der zweiten Woche der Aufklärungstätigkeit fingen sie eine Sendung in broanischer Sprache auf. Das begleitende Bildmaterial beantwortete eine der wichtigsten Fragen der Mission. Gab es Broa im System?
    Sar-Says Zwilling schaute sie auf dem Bildschirm an. Er schien erregt und machte einen armen Untergebenen – der
nicht mit im Bild war – wegen eines verspäteten Berichts über die lokale Produktion eines Produkts mit einem völlig unverständlichen Namen zur Minna. Der Broa ereiferte sich, dass der

Weitere Kostenlose Bücher