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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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fällt uns etwas Besseres ein – wenn wir gemeinsam darüber nachdenken –, als für immer im Exil zu bleiben. Ich weiß, daß die Yurth es vorziehen, getrennt zu hausen. Findest du es immer noch richtig, meine Lady?«
    Er benutzte die Anrede eines hochgeborenen Raski für eine von gleichem Stand. Sie schaute ihn staunend an, als er die Hand hob und sie ihr entgegenstreckte. Was er vorschlug, war gegen alles, was sie bis zu dieser Minute gelernt hatten. Aber waren es nicht gerade diese Lehren, die sie und alle ihresgleichen wie Fesseln behindert hatten?
    »Ich bin nicht für das, was den Geist durch falsche Einstellung gefangenhält«, erwiderte sie. Langsam streckte auch sie die Hand aus und unterdrückte den Abscheu vor einer Berührung, mit Raskihaut noch dazu. Es gab vieles, gegen das sie von jetzt an anzukämpfen haben würde. Am besten, sie fing gleich damit an.
     

 
9.
     
    Schneidend war der Wind, der wimmernd und heulend durch die letzten Überreste von Kal-Hath-Tan strich und weiteren Sand auf den Hügel wehte, der das Todesschiff von den Sternen schon halb begrub. Obwohl sie in den Bergen zu Hause war und den Atem des Winters dort kannte, fröstelte Elossa, als sie am Fuß der Stufenrampe des Schiffes stand.
    Aber es war nicht nur die Kälte des Windes, die ihr zu schaffen machte, sondern auch eine in ihrem Innern. Sie, die nach der Sitte ihres Volkes hierhergekommen war, um das Geheimnis der Yurth zu erfahren, hatte wahrhaftig eine schwere Entscheidung getroffen. Nun, da sie die Art der Bürde kannte, die die Schuld den Yurth auferlegte, hatte sie sich mit voller Absicht entschieden, nicht der alten Tradition zu folgen und zu ihrem Clan zurückzukehren. Statt dessen bemühte sie sich auf eine neue Weise zu denken, einem Mittelweg, einem vermittelnden Weg zu folgen, der die Yurth und Raski eines Tages zusammenführen mochte und die Vergangenheit begraben würde, wie Kal-Hath-Tan und das Schiff es waren.
    »Schlimmes Wetter kommt.« Die Nasenflügel ihres Begleiters zuckten leicht, als könnte er wie viele Tiere dem Wind eine Warnung entnehmen. »Wir brauchen ein Obdach.«
    Selbst jetzt konnte Elossa es immer noch nicht so recht glauben, daß tatsächlich ein Raski und sie sich unterhielten, als wären sie vom gleichen Blut und Clan.
    Sie achtete auf ihre Sendgedanken, denn wenn sie nicht aufpaßte, schickte sie sie möglicherweise aus oder versuchte sich ohne Worte zu verständigen. Und sie wußte, welch eine schreckliche, abscheuerregende Invasion das für einen Raski wäre.
    Sie mußte lernen, sich unter allen Umständen zu beherrschen, denn schließlich hatten sie ja dieses Bündnis geschlossen. Stans war aus einem Geschlecht, das in Kal-Hath-Tan die Könige gestellt hatte, und er war zur Rache an den Yurth geboren und erzogen. Doch er war auch der erste seines Blutes, der das halbbegrabene Schiff betreten und die Wahrheit erfahren hatte. Und weil er sie nun kannte, hatte er den lange gehegten Haß abgelegt, denn er war intelligent genug, um zu verstehen, daß die Vernichtung der Stadt, so schrecklich sie auch gewesen war, durch einen Berechnungsfehler der Yurth in dem Schiff herbeigeführt worden war. Und er erkannte auch, daß sein Volk ebenfalls nicht schuldlos war. Was hatten die Raski seither getan? Zugelassen, daß sie immer weiter von der Zivilisation jener Zeit zurücksanken und nichts taten, um sich wieder zu erheben.
    Yurth und Raski! Elossa schrak vor jeder direkten Berührung mit Stans zusammen. Und zweifellos fand er auch an ihr vieles, das ihm unnatürlich erscheinen mußte oder vielleicht sogar abstoßend.
    Er blickte sie im Moment nicht an, sondern schaute über die Ruinenhügel der Stadt auf die fernen Hänge an der anderen Seite des berggeschützten Tales, in dem Kal-Hath-Tan einst als mächtige Stadt gestanden hatte. Stans war in etwa von der gleichen Größe wie Elossa, doch seine dunklere Haut und das kurzgeschnittene schwarze Haar wirkten fremdartig für sie. Er trug die Leder- und Wollkleidung eines Jägers, und seine Waffen waren die eines wandernden Raski.
    An den Maßstab der Yurth gewöhnt, konnte Elossa nicht wahrheitsgetreu sagen, ob er nun gut aussah oder nicht. Aber seine Entschiedenheit, seine geistige Stärke und seine Entschlußkraft akzeptierte sie.
    »Wir haben noch Zeit«, murmelte sie.
    Als hätte auch er die Gabe der Gedankensprache, antwortete Stans, ehe sie mit dem fortfuhr, was sie noch hatte sagen wollen:
    »Um zu vergessen, was wir sahen und hörten,

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