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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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schrilles Schwirren. Die Flanken des Sargons zitterten, als er sich zum Sprung duckte. Doch plötzlich japste er, und aus seiner Kehle ragte das Ende eines Armbrustbolzens.
    Plötzlich kam Leben in Elossa. Sie schickte dem Tier die volle Macht ihrer Gabe entgegen, während sie sich gleichzeitig zur Seite warf.
    Der Sargon jaulte und krallte mit einer Klaue nach der Wunde in seinem Hals, aus der dunkles Blut quoll. Elossa drückte sich dicht an die Kluftwand. Zwischen ihr und dem verletzten Tier befanden sich nur einige dürre Büsche, die kein Hindernis für den Sargon waren. Aber mit ihrer Gedankenkraft drang sie weiter in ihn.
    Als hätte er nicht bemerkt, daß sie sich zur Seite geworfen hatte, sprang das Tier vorwärts und drückte dabei die Büsche nieder. Blut spritzte durch die Anstrengung jetzt in hohem Bogen. Wieder war das Schwirren in der Luft zu hören, ehe sich ein zweiter Bolzen in den Körper unmittelbar hinter den Vorderbeinen des rasenden Tieres bohrte.
    Das Blut sprühte nun aus zwei Wunden, als der Sargon herumwirbelte. Er entdeckte sie erneut und machte sich zu einem zweiten Angriff bereit. Elossa vermochte den tobenden, fremdartigen Geist nicht unter ihre Kontrolle zu bringen. Niemand konnte einen Sargon dazu bewegen, etwas anderes zu tun, als er wollte – oder …
    Vielleicht war es die Nähe des Todes, die Elossas Gedanken beschleunigte. Sie gab den nutzlosen Versuch auf, die Aufmerksamkeit der Bestie ablenken zu wollen. Statt dessen erschuf sie mit einer Kraft, die unter der Todesfurcht anschwoll, eine Illusion: eine zweite Elossa (nicht sehr sorgfältig kopiert, aber jedenfalls für die Sinne des Tieres dem Original ähnlich genug, es für seine beabsichtigte Beute zu halten). Die Illusion drehte sich um und rannte. Der Sargon, der vor Schmerzen und Blutgier heftig jaulte, schwang seinen schweren Körper erneut herum, um die Illusion zu verfolgen.
    Auf diese Weise mußte es dem unsichtbaren Armbrustschützen ein besseres Ziel geboten haben, denn mit einem dritten schrillen Schwirren traf der Bolzen ins Schwarze. Der Sargon warf den Schädel zurück und öffnete das Maul zu einem gewaltigen Brüllen. Aber mit dem Brüllen quoll aus einer dritten Wunde Blut. Die Kreatur machte einen weiteren Schritt, noch einen, dann kippte sie um. Obgleich sie heftig kämpfte, wieder auf die Beine zu kommen, und wütend brüllte, war das Ende für sie gekommen.
    Elossa brauchte den Halt der Wand, zu der sie sich gerettet hatte. Diese letzte geistige Anstrengung hatte sie geschwächt wie selten seit ihrer frühesten Ausbildung. Sie würde sich gut erholen müssen, ehe sie sich wieder auch nur der geringsten Geisteskraft bedienen konnte.
    Sie hob den Kopf, als Steinchen und größere Geröllbrocken den Hang herabrollten und ihnen Stans mehr rutschend als kletternd folgte. In ihrem gegenwärtigen Zustand war sie nicht imstande festzustellen, ob sein Geist immer noch verwirrt war. Doch wenn er ihr Böses gewollt hätte, hätte er ja nur dem Sargon seinen Willen lassen brauchen. Oder war immer noch ein wenig der generationenalten Rachsucht in ihm, die verlangte, daß er mit eigener Hand das Leben eines Yurth nahm?
    Sie verhielt sich völlig ruhig. Aber sie hätte auch gar nicht fliehen können, selbst wenn sie es vorgehabt hätte, es war kein bißchen Kraft mehr in ihr.
    Stans hielt an und beobachtete sie über den Kadaver des Sargons hinweg. Dann kniete er sich wortlos daneben nieder und zog die Bolzen aus dem noch zuckenden Körper. Er reinigte jeden einzelnen, indem er ihn bis oben in die Erde stieß und wieder herausholte.
    Er widmete Elossa keinen Blick mehr. Es war, als sähe er sie überhaupt nicht. Er sprach auch nicht. Was würde jetzt geschehen? Ihr Mißtrauen gegen den Raski war wieder erwacht. Vielleicht war die Kluft zwischen ihren beiden Rassen doch trotz allen guten Willens zu groß, um überbrückt zu werden.
    Nachdem er die Bolzen in ihren Behälter zurückgegeben hatte, erhob sich Stans. Jetzt wandte er sich ihr zu. Der Ausdruck seines dunklen Gesichts war für sie unleserlich.
    »Leben für Leben.« Er sprach diese drei Worte, als wären sie ihm gegen seinen Willen entrungen worden. Was meinte er damit? Daß dies seine Bezahlung für die Versorgung seiner Wunde war, als er von einem Sargon angegriffen worden war? Oder hatte er sie jetzt gerettet, weil sein Versuch, sie in dieser Nacht zu töten, fehlgeschlagen war und er nicht daran erinnert sein wollte? Sie fühlte sich blind, wenn sie ihre

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