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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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Suchgedanken nicht benutzen konnte.
    »Wieso«, sagte sie schließlich, »wieso wolltest du mich erstechen? Ist dein Haß aus alten Tagen noch so stark, Stans aus dem Hause Philbur?«
    Er öffnete die Lippen, um zu antworten, doch kniff er sie hastig wieder zusammen. Eine Aura plötzlicher Wachsamkeit und Vorsicht ging von ihm aus, als stände er einem möglichen Feind gegenüber.
    »Warum wolltest du mein Leben nehmen, Stans?« fragte sie erneut.
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich töte nicht«, erklärte er ihr. Er hob stolz den Kopf und blickte durchdringend in ihre Augen. »Es war nicht ich. Das hier ist ein heimgesuchtes Land mit Geheimnissen, die wir Raski schon lange vergessen haben, und die selbst Yurth mit ihren dunklen Kräften nie kannten. Ein anderer Wille übernahm meinen Körper. Als er nicht erreichte, was er wollte, verließ er mich. Ich …« Er runzelte die Stirn. »Ich glaube, er war – anders, nicht Raski, wie ich sie kenne, nicht Yurth … Er ist sehr gefährlich – vielleicht für uns beide.«
    Daß diese Welt ihre Geheimnisse hatte, war durchaus nicht unwahrscheinlich. Elossa drehte den Kopf und schaute zu den Bergen hoch. Sie konnten zurückkehren zu ihren eigenen Leuten, und alles, was geschehen war, was sie über sich und ihre Völker erfahren hatte, für immer in einen Winkel ihres Gehirns verbannen. Aber nein, sie glaubte nicht, daß sie es wirklich könnten. Doch weiterzugehen bedeutete, sich ins Unbekannte zu wagen. Trotzdem wußte sie, daß es der einzige Weg für sie war.
    »Wir müssen weiter«, sagte Stans. »Hier ist etwas wie – wie Kal-Hath-Tan. Es – besitzt Kraft. Oder spürst du es nicht? Ich weiß, daß du jetzt kein Vertrauen mehr zu mir haben kannst, aber auf irgendeine Weise sind wir miteinander verbunden.«
    Elossa versuchte ihre Gabe, um zu spüren, was auf ihm lag, wie er sagte. Aber sie war viel zu verausgabt. Wenn sie mitkam, würde sie so gut wie blind sein, bis ihre Kraft zurückkehrte. Entschlossen stieß sie sich von der stützenden Schluchtwand ab.
    »Ich habe Wasser gefunden, auch den Pfad zum Mund«, sagte Stans. »Es ist nicht weit.«
    »Dann wollen wir gehen.«
     

 
10.
     
    Das also war der Mund. Elossa zog die Kordel ihres Proviantbeutels höher über die Schulter und studierte die Öffnung vor ihnen. Zweifellos war das hier ein Höhleneingang gewesen, oder war es auch noch, wie es hier in diesen Bergen viele gab. Aber die von der Natur geschaffene Öffnung war durch Menschenhand ausgeschmückt, vielleicht auch vergrößert worden. Ein Teil des Gesteins um die Öffnung war geglättet und merkwürdige, maskengleiche Gesichter tief eingehauen worden.
    Waren es verschiedene Gesichter? Dem Mädchen erschien es eher, als wäre es ein und dasselbe Gesicht, das immer andere Gefühle ausdrückte, aber hauptsächlich finsterer Art. Sie wandte sich an ihren Gefährten und brach das trennende Schweigen, das sie seit ihrem Aufstieg zu diesem Höhleneingang begleitet hatte.
    »Du nanntest das hier ›Atturns Mund‹. Wer – oder was – ist Atturn?«
    Stans blickte sie nicht an. Er starrte mit seltsamer Faszination auf die dunkle Öffnung des Mundes, in das das Tageslicht nur zögernd zu dringen schien. Er antwortete nicht sofort. Es war, als erreichten ihre Worte ihn wie aus weiter Ferne und so schwach, daß er sie kaum hörte.
    »Atturn?« Jetzt wandte er ihr fast widerstrebend den Kopf zu. »Atturn – ich weiß es nicht. Aber dies hier war ein Ort der Macht für das Herrscherhaus von Kal-Hath-Tan.« Er fuhr mit einer Hand über die Stirn.
    »Eine eurer Legenden? Aber es muß doch mehr darüber bekannt sein.« Elossa ließ nicht locker. Ehe sie hier eintrat, wollte sie erfahren, was zu erfahren war. Ihr Erlebnis mit Stans in der unterirdischen Kammer in der Ruinenstadt war nicht gerade so ermutigend gewesen, daß sie erpicht darauf war, ein zweitesmal in unheilvoller Dunkelheit zu sein.
    »Ich – nein, ich habe nie von diesem Ort gehört. Aber wie ist das möglich?« Ganz offensichtlich stellte er die Fragte nicht ihr, sondern sich selbst. »Ich kannte den Weg hierher, wußte daß dieser – Ort hier liegt, daß er Zuflucht bieten würde. Aber wie – woher wußte ich es?« Diese letzte Frage war an Elossa gerichtet.
    »Manchmal prägen sich einem Dinge ein, die man flüchtig irgendwo gehört hat, aber sie sind so tief im Gedächtnis vergraben, daß man nur durch Zufall wieder auf sie stößt. Da das Haus Philbur Hüter der Geheimnisse von Kal-Hath-Tan

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