Sternenteufel
ist, könnte es leicht sein, daß dies ein Bruchstück des Wissens ist, das du aufgenommen hast, ohne daß es dir richtig bewußt wurde.«
»Möglich.« Aber nach seiner Miene zu schließen, war er davon nicht überzeugt. »Ich weiß nur, daß es wichtig für mich ist hierherzukommen.« Er schritt zur Öffnung, als gehorche er einem Befehl, gegen den er sich nicht auflehnen konnte, und trat unter dem Fries mit den Maskengesichtern hindurch.
Elossa mußte einfach einen letzten Versuch machen. Obgleich ihre Kraft so gut wie erschöpft war, mußte sie versuchen, verborgene Reste zu sammeln und sie einzusetzen. Sie schickte, was sie hatte, als Geistsonde in die Höhle. Stans nahm sie sofort auf, obgleich sie nichts tat, ihn zu erreichen, doch sie spürte auch ganz dumpf anderes Leben, niederes Leben, Insekten, möglicherweise und kleine Tiere, für die die Höhle Jagdgebiet und Bau war, doch nichts größeres, weder Mensch noch höherentwickeltes Tier.
Derart beruhigt folgte sie Stans in die Dunkelheit, denn dunkel war es außerhalb des kurzen Stückes, wo das Tageslicht durch den Mund drang. Und hinter dem Mund befand sich weniger eine Höhle als ein Tunnel.
»Stans!« rief sie und blieb stehen. Sie hatte nicht die Absicht, blind allein weiterzutappen. In diesen Bergen mußte es auch andere Höhlen geben, die nicht von alten Sitten verseucht und von Menschen besucht waren. Sie wußte so wenig über Gebräuche und Glauben der Raski. Doch worüber sich alle Yurth sicher waren: an einem Ort, der ungeheuerliche Gefühlsregungen erlebt hatte – in dieser Kategorie standen Tempel und uralte Behausungen an oberster Stelle – sammelte sich im Lauf der Zeit eine starke Aura, von der sehr empfängliche Menschen, wie die Yurth mit ihrer Gabe, angezogen, ja sogar beeinflußt werden konnten.
Bei diesem Gedanken verschloß Elossa hastig ihren Geist. Solange sie nicht sicher sein konnte, daß es diese Einflüsse hier nicht gab, mußte sie sich auf die Sinne ihres Körpers verlassen. Wie ein Krüppel kam sie sich vor, als sie in die Dunkelheit starrte.
»Stans!« rief sie noch einmal.
»Hohhhh!« Es hallte in einem so vielfachen Echo und so verzerrt wider, daß sie nicht einmal bestimmt sagen konnte, daß es die Stimme des Raski war. Da erschallte sie erneut.
»Kohhhhm!«
Langsam und vorsichtig setzte Elossa Fuß vor Fuß. Wie sehr es sie drängte, die Gabe zu benutzen. Als ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie schwaches Leuchten. Etwas bewegte sich. Erschrocken blieb sie stehen und starrte darauf. Es war ein Falter von der Größe ihrer Handfläche. Er klebte in einem Netz und versuchte verzweifelt freizukommen. Die Fäden dieses Netzes waren es, von denen das schwache Leuchten ausging. Da fiel von oben etwas Schwarzes, Kugelförmiges auf das sich wehrende Insekt, und der Falter war verschwunden.
Elossa schauderte. Nun sah sie noch mehr schmale Streifen des schwachen Leuchtens. Weitere Fäden, die Opfer herbeilockten.
Sie hielt sicheren Abstand von den mit Fäden überwobenen Wänden, und ging noch langsamer weiter. Sie schwang ihren Stab in weitem Bogen von Seite zu Seite, um sich zu vergewissern, daß der Weg vor ihr frei war. Ihre Phantasie gaukelte ihr ein solch klebriges Netz vor, nur tausendmal größer und fester, mit seildicken Fäden, das über die ganze Breite des Tunnels gespannt war.
Stans hatte diesen Weg genommen, sagte sie sich, aber auch ihre Vernunft half ihr nicht, ihre Furcht zu bannen. Wie war er nur so schnell vorwärts gekommen? Er mußte gelaufen sein, nachdem er sie verlassen hatte.
Elossa sehnte sich danach, seine Stimme zu hören, aber etwas hielt sie davor zurück, noch einmal nach ihm zu rufen. Sie ging ein wenig schneller. Jetzt waren keine der Leuchtfäden mehr an den Wänden zu sehen. Vielleicht hingen sie nur dort, wo sie Insekten aus der Welt vor dem Mund anlocken konnten.
Die Dunkelheit war zum Schneiden dick. Elossa hatte fast das Gefühl, sie könne sie in die Hand nehmen wie einen Vorhang, nur ließ sie sich nicht wie einer zur Seite ziehen. Aber die Luft war frisch und angenehm zu atmen, gar nicht abgestanden oder modrig. Da wurde ihr erst bewußt, daß hin und wieder ein sanfter Luftzug an ihrer Wange vorbeistrich.
Ein Glühen erschien voraus – das plötzliche Auflodern von rotgelben Flammen. Nach der Zeit in absoluter Dunkelheit erschienen sie ihr wie greller Sonnenschein, und sie blinzelte, da sie ihre Augen blendeten.
Stans stand vor ihr und hielt eine
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