Sternenwind - Roman
wie sie es sich vorstellten. Eine Welt, um die niemand sonst kämpfen würde.«
»Aus dem gleichen Grund kamen wir. Fremont hat Rohstoffe. Wir brachten das Werkzeug und das Wissen mit, diese Welt in ein Paradies zu verwandeln. Wir waren besser vorbereitet als die ursprünglichen Kolonisten. Wir planten und knauserten, wir handelten und brachten Opfer, um diese Welt erwerben zu können. Am Ende waren wir in der Lage, sie einfach aufzukaufen.«
»Wie bitte?«
»Wir haben die Rechte an Fremont aufgekauft. Vor etwa eintausend Jahren haben die Vorfahren von Artistos bei der Planetaren Registrierungsstelle ihren Anspruch darauf angemeldet. Die Sicherheiten, die sie angaben, verloren an der Börse ihren Wert, und das Gleiche geschah mit dem Anspruch. Also kauften wir die Fremont-Rechte. Wir wussten von der alten Anmeldung – so haben wir die Welt gefunden, weil sie weit entfernt von allen kommerziellen Systemen liegt. Wir konnten uns gar nicht vorstellen, dass die Anspruchsteller noch hier waren – wir wussten nicht einmal, ob sie jemals hier angekommen waren. Es gab keine Aufzeichnungen, und warum sollten Siedler jeden Kontakt mit der großen weiten Welt abbrechen? Sie haben ihren Anspruch nie bestätigt.« Sie zögerte. »Wir haben uns an die Gesetze gehalten. Unsere Affinitätsgruppe ist nicht reich genug, um einen solchen Verlust einfach abzuschreiben. Wir haben alle unsere Mittel in einen Topf geworfen, um hierherzukommen, um hier eine neue Heimat zu finden.«
Ich wusste nicht, was ich von ihren Worten halten sollte. Sie klangen wie die Erzählerstimme aus dem Projektor, als Kayleen und ich unter den Pongabeerenbäumen versucht hatten, eine Bedeutung in seltsamen Worten zu finden. Aber welche Rolle spielte es letztlich überhaupt? Die Weltenreise brachte die Kolonisten hierher, doch sie hatten die Reise ohne Rückflug gebucht. Das Schiff hatte nicht genug Treibstoff für eine Rückkehr. Die Bewohner von Fremont waren gezwungen gewesen, hierzubleiben, ganz gleich, wer irgendwelche Ansprüche erworben hatte. »Was ist eine Affinitätsgruppe?«
Sie hielt inne. »Ich hätte nicht erwarten sollen, dass du all das verstehst. Eine Affinitätsgruppe ist ein Zusammenschluss von Personen, die einen ähnlichen Lebensstil und eine gemeinsame ökonomische Zukunft gewählt haben – wie die ursprünglichen Menschen, die Artistos gegründet haben. Es ist wie … eine erweiterte Familie, nur vielfältiger. Eine Affinitätsgruppe setzt sich für ihre Mitglieder ein, auch wenn es sonst niemand tut.«
»Also sind auch Joseph, Kayleen, Liam, Bryan, Alicia und ich eine Affinitätsgruppe?«
Sie überlegte kurz. »Ihr seid Teil unserer Gruppe.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Ihr könntet eine separate Gruppe bilden.« Sie deutete mit der Hand auf den Himmel. »Da draußen. Wenn ihr über die entsprechenden Mittel verfügen würdet. Aber die habt ihr nicht, noch nicht.«
Ich änderte leicht das Thema. »Aber jetzt möchtest du nach Hause. Nach Silberheim?«
Wir hatten das Wachhaus erreicht, und ich suchte in meinen Sachen nach meinem Mantel. Schnell zog ich ihn über, dann gingen wir wieder nach draußen und setzten den Spaziergang fort.
Ich war schon davon überzeugt, dass sie mir nicht antworten würde, als sie nicht weit vom Rand der Betonfläche anhielt und sich zwanzig Meter von der Neuen Schöpfung entfernt im Schneidersitz niederließ, nahe genug, um das Schiff über uns aufragen zu lassen. Der Boden rund um die Landefläche war schwarz verkohlt, aber die Außenhülle der Neuen Schöpfung zeigte keinerlei Spuren des Feuers oder irgendwelcher anderer Umwelteinflüsse. »Wir kamen von Silberheim, und die anderen sind höchstwahrscheinlich dorthin zurückgekehrt.«
Mir schien das Herz in die Kehle zu springen. »Waren meine Eltern dort? Sind sie entkommen?«
Sie schüttelte den Kopf, und ich schluckte, als mir Tränen in den Augen brannten. Mir stockte der Atem, und ein Schluchzen suchte sich den Weg nach draußen.
Sie ließ mich keinen Moment lang aus dem Auge. Die Narben in ihrem Gesicht verschoben sich. Wurden ihre Züge sanfter? »Das habe ich falsch formuliert«, sagte sie. »Entschuldigung. Alle Leichen wurden verbrannt. Dann wurde auch die Asche verbrannt. Danach war ich für lange Zeit völlig handlungsunfähig. Zweifellos dachten sie, ich wäre genauso wie all die anderen gestorben. Also weiß ich nicht, wer entkommen konnte. Sie müssen genug gewesen sein, um ein Raumschiff zu bemannen, und es war
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