Sternenwind - Roman
Würde man uns jemals erlauben, sie tatsächlich zu benutzen? Gab es hier ein Leben, eine Zukunft für Joseph? Und wenn ich Joseph und damit auch Jenna nicht gehen ließ, verurteilte ich sie damit zum Tod, weil sie ansonsten geheilt werden könnte? Wie würde das Leben ohne Paloma und Gianna sein – ohne Tom? Fortgehen war einfach und gleichzeitig auch nicht.
Die Nacht war zur Hälfte vorüber, und ich musste bereit sein für die kommende … Konfrontation. Entschlossen lief ich zurück, folgte langsam Jennas Schritten, ganz allein unter den Sternen. Ich kam am Wachhaus und am Hangar vorbei und ging zu Joseph.
Er und Alicia hatten sich wie ein Lebewesen unter einer Decke zusammengekuschelt. Im Schlaf waren die Falten des Schmerzes und der Wut, die so oft auf Alicias Stirn und um ihre Mundwinkel standen, verschwunden. Nun wirkte sie sehr … verletzlich. Joseph sah aus wie ein Junge, der Raumschiffkapitän werden wollte, nicht wie ein junger Mann, der demnächst tatsächlich einer sein könnte. Zweifellos gab es hier die richtigen Antworten, zweifellos war hier unser Zuhause. Zweifellos konnten wir noch etwas warten, bis wir diese Entscheidungen trafen.
Ich ging neben ihnen in die Knie, während ich wieder Giannas Ermahnungen im Kopf hatte. Vielleicht konnte ich einfach nur Joseph wecken. Ich legte eine Hand an seine Schulter und rüttelte behutsam. Er brummte, zog den Arm an und drückte Alicia fester an sich. Ich versuchte es noch einmal. Er öffnete ein Auge und brummte erneut unwillig.
»Wach auf«, sagte ich flüsternd. »Ich brauche dich.«
Er löste Alicias Arm von seiner Hüfte und stemmte sich hoch, erzitternd, als ihm die kalte Luft entgegenschlug. Ich stand auf und lief zum unordentlichen Haufen aus Sachen vor dem Hangar, während ich ihm winkte, mir zu folgen.
Er kroch ganz unter der Decke hervor, deckte Alicia wieder zu und tappte mir schweigend hinterher. Die Decke, die ich ihm hinhielt, nahm er und hüllte sich hinein, dann lehnte er sich gegen die Hangarwand. »Ich … es tut mir leid, dass ich nicht wach bleiben konnte. Was ist geschehen? Hast du irgendetwas von Bryan gehört?«
»Ich treffe mich morgen früh mit Nava.« Ich blickte auf meine Uhr. »Oder genauer gesagt in etwa acht Stunden. Wenn sie anruft, um das Treffen zu bestätigen. Aber sie wird es tun. Sie hält Bryan als Geisel in Artistos fest. Sie hat mir nicht allzu genau gesagt, wie es ihm geht, aber ich glaube, sie haben ihn ziemlich übel zusammengeschlagen. Garmins Freunde.«
Er presste die Lippen zusammen und richtete sich auf. »Wir stecken in Schwierigkeiten.«
»Und du musst gut aufpassen, ihnen keine Angst zu machen. Du darfst nicht mit deinen Fähigkeiten angeben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie … dass einige von ihnen jeden Vorwand willkommen heißen würden, uns loszuwerden. Vielleicht wären sie sogar bereit, uns zu töten. Aber nicht alle. Ich habe mit Gianna gesprochen, und das ist der Hauptgrund, warum ich dich geweckt habe.«
»Wie geht es ihr? Ist sie sauer auf mich? Was hat sie gesagt?«
»Sie macht sich große Sorgen wegen der Meteore. Sie möchte, dass du die Datennetze liest, irgendwas mit einer Kreuzkorrelation multipler Datenpunkte. Am besten wird es sein, wenn du mit ihr sprichst und dir die Einzelheiten erklären lässt.«
»Also will Nava uns vielleicht töten, und Gianna will, dass wir sie alle retten?« Joseph zog eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das ist ein sehr klarer Hinweis, dass wir verschwinden sollten. Jenna möchte, dass ich ihr helfe, die Systeme der Neuen Schöpfung zu checken.« Er blickte zum Schiff, als könnte er es gar nicht abwarten, es zu besteigen.
Ich hatte gewusst, dass das sein Wunsch war, aber erst jetzt spürte ich tatsächlich, wie sehr es ihn drängte, diese Welt zu verlassen. »Joseph.« Ich benutzte meine Große-Schwester-Stimme. »Ich weiß. Vielleicht müssen wir das Schiff benutzen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Aber vergiss Bryan nicht. Außerdem wollen Kayleen, Akashi und Liam vielleicht gar nicht mitfliegen. Vergiss nicht, wie viel Gutes Therese und Steven für uns getan haben. Bitte schau dir die Sache mit den Meteoren an und melde dich bei Gianna. Du hast bestimmt eine Möglichkeit, mit ihr in Kontakt zu treten.«
Sein Blick war immer noch von der Neuen Schöpfung gefesselt. Mir war nicht klar, ob er überhaupt irgendwelche Daten las. Schließlich sagte er: »Ich möchte natürlich nicht, dass ein Meteorit
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