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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Möglichkeiten, die vor mir hingen, so schwer, dass sie fast sichtbar waren. Die kühle Brise, die vom Meer heranwehte, brachte Salz- und Rauchgeruch mit, und über uns glitzerten Sterne. Ich dachte über das nach, was Jenna gesagt hatte, wozu wir geboren waren und ob wir werden konnten, was wir werden sollten. Joseph war unglücklich gewesen, als er versucht hatte, als Rohrflicker zu arbeiten. Dann war er aufgeblüht, als Jenna ihm die Höhle gezeigt und das Stirnband gegeben hatte. Seit er angefangen hatte zu lernen, wozu er geboren worden war.
    Hatte ich die Wahl, nicht zur Anführerin zu werden? Unsere Fähigkeiten waren für eine Kolonie von Modifizierten maßgeschneidert worden, aber auch hier und jetzt waren sie durchaus nützlich. War unsere Zukunft wirklich fest vorherbestimmt?
    Ein Meteor strich nicht weit vom Horizont über den Himmel, eine rote Flammenspur, die über den Berggipfeln erschien, die sich weit hinter der Neuen Schöpfung erhoben. Eine Winzigkeit. Etwas, das mir mein Gespräch mit Gianna ins Gedächtnis rief.
    Noch nie war ich so lange mit Jenna allein gewesen. Ich hatte so viele Fragen, aber es schien irgendwie nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, sie zu stellen. Als müssten sie warten, bis … eine bestimmte Veränderung eingetreten war. Bis diese Krise überstanden war. Zweifellos hätten wir im Schiff viel Zeit für lange Gespräche. Im Schiff?! … Aber das waren müßige Gedanken, und ich musste zuerst dafür sorgen, dass wir entkommen konnten, dass sich die Ereignisse günstig für uns entwickelten. Von dieser Affinitätsgruppe kannte ich nur Jenna, und es lag an mir, uns sechs zu retten. Nicht an ihr, das durfte ich nie vergessen. Aber es war so leicht, es zu vergessen, jemand anderem die Entscheidungen zu überlassen. »Wie sieht es auf Silberheim aus? Was wird aus uns, wenn wir dorthin gehen?«
    Sie neigte den Kopf und ließ den Blick vom Schiff zu mir wandern. »Das hängt davon ab, wer es nach Hause geschafft hat. Wenn unsere Leute wohlbehalten heimgekehrt sind, leben sie vielleicht noch, und dann haben wir vielleicht einige Mittel zur Verfügung.« Sie zuckte mit den Schultern. »Meine Schwester ist dort geblieben. Ich würde gern wissen, ob sie noch lebt. Es könnte auch sein, dass unsere Leute hierher zurückkehren.« Sie wandte wieder den Blick ab und betrachtete das Silberschiff. »Vielleicht sind sie bereits unterwegs. Der Hin- und Rückflug dauert sechs bis zehn Jahre. Wir könnten irgendwo in der Leere aneinander vorbeifliegen.«
    Irgendwie hatte ich mir Jenna nie mit Familie vorgestellt. Jenna war schon immer verrückt, allein und distanziert gewesen, und nun saß sie hier neben mir. Sie war mir tatsächlich nahe, und sie hatte von einem Mädchen gesprochen, das vielleicht ihr Kind gewesen war, und von einer fernen Schwester.
    Ich erinnerte mich, wie ich versucht hatte, Nava zu berühren, wie ich es zuerst nicht getan hatte, wie sie sich zurückgezogen hatte, als ich es doch hatte tun wollen.
    Jennas Hände lagen auf dem Beton und trugen einen Teil ihres Gewichts. Sie war mir nahe genug, um sie zu berühren. »Habe ich dir erzählt, dass ich einen Pongabeerenbaum hinaufgeklettert bin?« Ich berührte kurz ihre raue Hand, worauf sich meine Hand aus eigenem Antrieb zurückzog. Dann zwang ich mich, meine Hand auf ihre zu legen, obwohl ich mich dazu strecken musste.
    »Das ist gut«, sagte sie und verlagerte ihr Gewicht. Sie drehte ihre Hand unter meiner, um sie mit kräftigen Fingern zu greifen. Ihre Haut fühlte sich warm und trocken an. »Du musst lernen, deine Fähigkeiten einzusetzen.«
    So saßen wir einige Minuten lang da. Ich hätte gern gewusst, was in ihrem Kopf, in ihrem Herzen vor sich ging. Ihre Finger, die meine umklammerten, gaben mir keinen Hinweis.
    Dann zog sie schnell ihre Hand zurück und stemmte sich hoch. »Ich … muss nach den anderen sehen.« Dann war sie fort, nur noch eine Silhouette in der Dunkelheit. Sie lief zum Hangar zurück, und ihre Schritte waren so leicht, dass ich sie nicht hören konnte.
    Ich starrte auf die Neue Schöpfung . Joseph war dazu gemacht, dieses Schiff zu fliegen. Mein Vater hatte dieses Schiff geflogen. Bald würde ich mich wahrscheinlich darin aufhalten, es von innen sehen.
    Wenn doch nur Bryan hier wäre!
    Was war, wenn ich aufbrach und meine Eltern, die noch lebten, hierherkamen, um nach mir zu suchen? Wenn wir alle aufbrachen? Würde Artistos dann noch zurechtkommen, oder brauchte man dringend unsere Fähigkeiten?

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