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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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schlafen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Jenna meinte, dass wir auf dich aufpassen sollen. Aber mehr hat sie nicht gesagt.«
    »Sie ist in die Stadt gekommen?« Joseph riss erstaunt die Augen auf.
    »Zur Versammlung am frühen Morgen. Niemand hat sie zurückgehalten.«
    »Wow! Warum ich? Hat sie sich nicht nach uns allen erkundigt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie hat nur von dir gesprochen. Aber uns konnte sie sehen. Es zieht ein ziemlich böser Sturm auf.« Während des letzten großen Sturms hatten Joseph und ich draußen im peitschenden Regen gestanden und uns in den Wind gelehnt. Wir hatten gelacht, als wir seine rohe Gewalt gespürt hatten. »Bist du dir sicher, dass du nicht rausgehen kannst?«
    Er nickte.
    »Die Trauerfeier ist morgen Abend. Wirst du mit mir hingehen?«
    Wieder nickte er und sah dabei aus wie ein Häufchen Elend.
    Sogleich kniete ich mich aufs Bett und umarmte ihn fürsorglich. »Ich liebe dich, kleiner Bruder. Wir werden das irgendwie überstehen.« Wider besseres Wissen fügte ich hinzu: »Vielleicht wird man uns jetzt zusammenwohnen lassen.«
    Er schwieg eine ganze Weile. »Glaubst du wirklich daran?«
    Ich war immer ehrlich zu ihm. »Eigentlich nicht. Zumindest nicht, solange Nava das Sagen hat.«
    »Eher wird sie sich etwas möglichst Unangenehmes für uns ausdenken oder uns voneinander trennen.«
    »So weit wird es nicht kommen. Sie wird uns bei Laune halten, weil sie uns braucht, insbesondere dich.« Ich blickte mich um. Als Mitglieder der Familie von Therese und Steven wohnten wir im Haus der Stadtvorsteher. »Wir werden sowieso umziehen müssen. Wenn man uns nicht allein wohnen lässt, könnten wir uns vielleicht Paloma und Kayleen anschließen. Lass uns später weiterreden, ich muss jetzt gehen.«
    Er blickte lächelnd zu mir auf, doch es war ein trauriges Lächeln – etwas, das ich bei ihm noch nie gesehen hatte. »Also sehen wir uns heute Abend. Bis dahin werde ich versuchen, es wenigstens bis zum Küchentisch zu schaffen.«
    »Ich werde dich beim Wort nehmen.« Noch eine Umarmung, dann ging ich. Und ich kehrte gerade rechtzeitig zum ersten Donnerschlag zurück, der uns alle veranlasste, die Köpfe einzuziehen. Die Gesichter der Kinder zeigten wieder verängstigte Mienen. Wir sammelten sie aus allen Winkeln des Amphitheaters ein und machten uns mit ihnen auf den Weg zur Straße, um einen Unterschlupf zu suchen. Wir waren auf dem Gehweg gegenüber dem Haus der Wissenschaftlergilde, als der Regen wie eine solide Wand herunterkam. Plötzlich waren die Kinder schlagartig klitschnass und kaum noch zu erkennen. Im Gebäude zählten wir die Nasen ab, um uns zu vergewissern, dass alle in Sicherheit waren. Einige Minuten später trafen die ersten triefnassen und erschöpften Eltern ein, um ihre ermüdeten Kinder abzuholen.
    Es war völlig dunkel geworden, als Kayleen mich im fast leeren Gildehaus fand. »Mann, bin ich kaputt!« Sie strich sich mit den Fingern durchs Haar und kämmte die feuchten Locken aus, genauso wie sie es morgens am Frühstückstisch gemacht hatte. Trotz ihrer Erschöpfung fand Kayleen keine Ruhe.
    Ich lachte. »Versuch du mal, sechzig ängstliche Kinder während eines Gewitters zu bändigen. Sie waren so nervös wie ein gefangenes, unbeschnittenes männliches Gebra, und sie haben ständig geheult.«
    »Du magst Kinder, wie es scheint«, zog sie mich auf.
    »Manchmal.« Ich seufzte und blickte mich um. Nur noch drei Kinder und ein Erwachsener waren da. Sie brauchten mich nicht mehr. Ich griff nach meinem Mantel. »Komm, lass uns gehen. Ich möchte nach Joseph sehen. Vor ein paar Stunden war ich zu Hause, und da hat er mit mir gesprochen, aber er ist immer noch sehr schwach.«
    »Nava will mit uns reden. Sie kommt zu euch nach Hause.«
    »Du hast sie noch nicht gefragt, ob wir allein wohnen können, oder?«
    Kayleen sah mich grinsend an. »Natürlich nicht. Sie hält mich für so gut wie nutzlos, zumindest die meiste Zeit. Ich wette, sie will nur sehen, ob Joseph wieder arbeitsfähig ist. Sie hat dafür gesorgt, dass ich heute richtig hart geschuftet habe.«
    »Wie sieht es im Netz aus?«
    Wir traten in den strömenden Regen hinaus, senkten die Köpfe und liefen mit zügigen Schritten los. Kayleens große Füße ließen die Pfützen besonders heftig aufspritzen.
    »Im inneren Bereich ist alles gut miteinander verbunden«, sagte sie. »Aber draußen herrscht weitgehend Stille. Nur noch wenige Knoten scheinen zu funktionieren. Wenn so viele ausgefallen sind, schaffen es

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