Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
auf die Neue Schöpfung stürzt. Aber ich bin nicht sehr gut mit Datenströmen aus dem Weltraum. Gianna hat mir nur ein einziges Mal erlaubt, damit zu arbeiten.« Er hielt inne, wurde völlig still, und dann erhellte sich seine Miene. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich rankomme.«
    Jenna materialisierte wie aus dem Nichts. Plötzlich stand sie neben ihm. Verdammt! Wie konnte sie sich so schnell bewegen?
    Sie räusperte sich. »Ich glaube, ich kann helfen. Komm mit, Joseph, wir wollen die Neue Schöpfung öffnen. Dort gibt es einen besseren Datenzugang.«
    Er sah sie mit strahlendem Lächeln an. Dann wandte er sich mir zu. »Begleitest du uns, Chelo?«
    Ich spürte plötzlich eine Kälte tief in mir. »Ich komme bald nach. Erst will ich Paloma, Liam und Akashi suchen und ihnen vom Stirnband, dem Lesedraht und der Höhle erzählen.«
    »Das habe ich schon getan«, sagte Jenna. »All das ist bedeutungslos im Vergleich zur Neuen Schöpfung . Gehen wir!«
    »Jemand muss Wache halten.« Warum wollte ich nicht mitkommen? Das bevorstehende Treffen war sehr wichtig, ich musste mich darauf vorbereiten. Ich machte mir Sorgen um Bryan. Die Gebras brauchten Wasser. Ich wollte nicht tun, was ich mir mein ganzes Leben lang gewünscht hatte. Doch dann bemerkte ich, wie Joseph mich aus dem Augenwinkel beobachtete, als wäre ich vielleicht ein bisschen verrückt geworden. Und in diesem Moment wurde mir klar, warum ich das Schiff hasste. Die Neue Schöpfung hatte mir Joseph längst weggenommen. Ich erkannte es in seinem Gesicht, in seinen Augen, in seiner Körperhaltung. Ihn verband nichts mehr mit dieser Welt, nicht einmal mit mir. Wenn ich bei meinem kleinen Bruder bleiben wollte, wenn ich auf ihn aufpassen wollte, musste ich mit ihm gehen. Ich schloss ihn in die Arme, hielt ihn fest, ohne mich darum zu scheren, dass Jenna es sehen konnte. Er roch nach dem Gleiter, nach Rauch und nach Gebra.
    »Gut. Vielleicht können Akashi und Paloma die Wache übernehmen. Ich habe immer noch den Ohrempfänger dabei. Sie können uns erreichen, wenn sie irgendetwas brauchen.«
    Joseph lächelte. »Gut. Ich werde Alicia wecken. Das sollten wir uns gemeinsam ansehen.«
    Also versammelten sich alle Modifizierten von Fremont, ausgenommen Bryan, rund um das Schiff, das vor zweiundzwanzig Jahren unsere Familien hierhergebracht hatte. Meine Furcht vor dem und meine Wut auf das Schiff hatten sich verflüchtigt und waren einer Sorge gewichen, die sich auf die Zukunft bezog, nicht auf das bloße Metall dieses Schiffs, dessen Inneres ich mein ganzes Leben lang hatte sehen wollen. Außerdem musste ich mich vergewissern, ob es sicher war, ob wir es tatsächlich benutzen konnten. Ob es meinen Bruder von mir forttragen konnte – oder uns beide von allem, was wir bisher gekannt hatten.
    Der kühle Wind wehte mir das Haar ins Gesicht. Sterne standen über uns am Himmel, und in der Ferne konnte ich das tiefe Rumoren des Meeres hören.
    Jenna blieb vor dem Schiff stehen und drehte sich zu uns um. »Ein paar Tage vor der letzten Schlacht«, begann sie, »führten wir ein Gespräch. Eure Eltern waren dabei – das heißt, Alicias Vater, Kayleens Mutter und beide Eltern von Chelo und Joseph. Alle anderen lebten schon nicht mehr.«
    Kayleen sog neben mir die Luft ein und griff nach meiner Hand. Liam kam näher, zeigte aber keine weitere Reaktion. Er war ganz auf das Schiff konzentriert.
    Jenna fuhr ohne Pause fort. »Wir nahmen nur die Fernfahrt , weil nicht mehr genug von uns übrig waren, um auch nur ein Schiff zu füllen. Dass wir die Neue Schöpfung zurückließen, sollte für uns ein Anreiz sein, eines Tages zurückzukehren, und für die Bewohner von Fremont ein Anlass, ihren Kindern Geschichten zu erzählen. Wir wussten nicht, dass es unsere eigenen Kinder sein würden.« Sie schien nach Worten zu suchen. Ihre Stimme stockte und wurde leiser, und ich musste mich anstrengen, um sie zu verstehen. »Also ist dieses Schiff gleichermaßen als Werkzeug für euch wie für mich gedacht.«
    Ich ging einen Schritt auf sie zu, und Liam und Kayleen folgten mir. Jetzt standen wir drei sehr nahe beeinander, und Kayleen hielt immer noch meine Hand. Liam legte mir einen Arm um die Schulter, und ich spürte seine Hüfte an meiner, eine Wiederholung der Nähe, die ich zuvor auf dem Weg zum Hangar empfunden hatte. Joseph und Alicia hielten sich ebenfalls an den Händen und stapften an Jenna vorbei zum glänzenden schlanken Schiff. Daneben wirkten sie winzig. Alicia streckte

Weitere Kostenlose Bücher