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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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eine Hand aus und strich über die Metallhülle, als wäre es die Haut eines Liebhabers. So nahe war ich dem Schiff bisher nur wenige Male gewesen, und es hatte sich nie so … ehrfurchtsvoll angefühlt. Wir standen kurz davor, die Neue Schöpfung zu betreten.
    Jenna räusperte sich und lenkte unsere Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Wir werden jetzt hineingehen, alle zusammen, aber ihr müsst bei mir bleiben. Habt ihr verstanden?«
    Wir alle nickten.
    Bewegung. Schräg links hinter Jenna senkte sich eine Rampe herunter, ganz ähnlich wie bei dem Gleiter. Hier draußen, vor der Geräuschkulisse des Windes, fliegender Insekten und unserer scharrenden Füße konnte ich fast nichts von der Bewegung der Tür hören. Sie schien sich wie von Zauberhand aus der Hülle des Schiffs zu falten.
    »Jenna?«, fragte Kayleen. »Warum ist es so leise? Wie kommt es, dass ich vorher nichts von dieser Tür gesehen habe?«
    »Das ist das Material. Unser Material ist nahezu perfekt. Nanotechnik. Das Schiff besteht aus Nanostahl und Karbonfaser und Diamant. Alles ist speziell hergestellt und mit aktiven Schutzschichten überzogen.«
    »Warum wird solches Material nicht in Artistos benutzt?« Ich konnte mir Fenster und Türen und Schilder und Töpfe und eine Million anderer Dinge vorstellen, die man aus diesem glatten, sauberen Metall machen könnte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich hatten sie nicht die Mittel, um diese Technologie mitzubringen.« Sie drehte sich um und bedeutete uns, ihr zu folgen, als sie sich in Richtung Rampe in Bewegung setzte. Ich verstand sie kaum, als sie murmelnd hinzufügte: »Vielleicht wollten sie es auch gar nicht.«
    Das klang für mich plausibel. Diese Leute waren sehr eigensinnig und hatten große Angst vor Veränderungen. Und es sah ihnen ähnlich, sich lieber für die schwierigere Variante zu entscheiden …
    Dann folgte ich Jenna über die Rampe, und auf einmal interessierten mich Artistos und Fremont nicht mehr – oder die Frage, warum es hier kein solches Metall gab.
    Die Neue Schöpfung beanspruchte meine gesamte Aufmerksamkeit.

Kapitel 22
    DIE NEUE SCHÖPFUNG
     
     
     
     
     
     
     
     
    Wir stiegen die Rampe zur Neuen Schöpfung hinauf. Zuerst Jenna, dann Joseph und Alicia, in der Mitte ich und schließlich Kayleen und Liam. Liam stürmte nicht ins Schiff, wie er es bei dem Gleiter getan hatte. Ich blickte mich einmal um. Sternenlicht ließ Schweißperlen auf Kayleens Gesicht schimmern, und Liam lächelte mir aufmunternd zu, während er mit weit aufgerissenen Augen zum Eingang schaute. Ich folgte seiner Blickrichtung.
    Hinter dem hohen, schmalen Eingang war nur Dunkelheit zu erkennen. Luft strömte nach draußen und roch nach Öl, sauberem Metall, Wasser und sogar leicht nach Pflanzen. Ich hatte abgestandene Gerüche oder Verwesung erwartet. Schließlich war die Neue Schöpfung zwanzig Jahre lang verschlossen gewesen, auf jeden Fall seit dem Ende des Krieges vor zwölf Jahren, seit das Schwesterschiff, die Fernfahrt , geflohen war.
    Jenna berührte etwas innerhalb der Öffnung, und Licht flammte auf. Ein Korridor wurde sichtbar. Die Wände leuchteten in einem sanften Blau, der Boden in sanftem Silber, und vier rote Linien zogen sich durch den runden Korridor: oben, unten, rechts und links. Auswüchse in verschiedenen Größen erhoben sich an allen Wänden bis auf den Boden. »Was ist das?«, fragte ich atemlos.
    Joseph, der direkt vor mir ging, wusste bereits die Antwort. »Handgriffe für die Schwerelosigkeit.« Trotz meiner früheren Befürchtungen verspürte ich eine seltsame Neugier. Joseph und ich hatten während unserer ganzen Jugendzeit von diesem Moment geträumt, und nun würde ich einen Blick ins Innere des größten Geheimnisses werfen, das es für uns gab.
    Die Tür glitt hinter uns zu. Wir liefen etwa zwanzig Schritte weiter, bis Jenna anhielt und nach oben zeigte. »Folgt mir!« Farbig markierte Röhren und weitere Handgriffe säumten den vertikalen Korridor. Sie benutzte die Auswüchse, um sich mit Hand und Füßen daran festzuhalten und hinaufzuklettern. Sie kam schnell voran, aber ihre Bewegungen waren ruckhaft. Offensichtlich stellte ihr fehlender Arm ein Problem dar, und ihr Aufstieg wirkte ähnlich wie im Pongabeerenbaum. Ich beobachtete sie und wartete, bis ich an der Reihe war. Wenn sie nach Hause zurückkehrte, ließ sich bestimmt etwas mit ihrem Arm machen. Eine Welt, die vierarmige Menschen und perfekte Metalle hervorbrachte, musste in der Lage sein,

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