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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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bedächtig zur Stadt ritten, kamen wir an drei Männern vorbei, die soeben einen Gebrastall verließen. Ich kannte alle drei und zwei sogar mit Namen, weil ich ihre Kinder gehütet hatte. Ich winkte. »Hallo, Gary und Louis! Wie geht es euch?«, rief ich.
    Sie hoben die Köpfe, und zwei blieben abrupt stehen, um sich etwas zuzuflüstern. Gary lief weiter auf uns zu. Sein Blick war misstrauisch, als ich Tiger anhalten ließ. Er grüßte mich mit einem Nicken. »Chelo, Akashi! Ich habe gehört … dass ihr jetzt gegen uns seid. Aber das habe ich nicht geglaubt.« Mit einer ruckhaften Kopfbewegung blickte er sich zu den anderen beiden um. »Aber sie glauben es. Sie sagten, wir würden euch alle töten, und nun kommt ihr in die Stadt geritten.« Seine Miene hellte sich auf. »Aber ich wusste, dass alles gut ist.« Er legte eine Hand auf Tigers Schulter und streichelte sie. Sein Blick war voller Besorgnis und Verwirrung, aber ich sah darin keine Spur von Feindseligkeit.
    Ich war mir nicht sicher, was ich sagen sollte. Akashi kam mir zuvor. »Nein, es ist nicht alles gut. Aber wir hoffen, dass es sich wieder in Ordnung bringen lässt. Chelo und ihre Freunde wollen euch kein Leid antun, aber manche Leute scheinen große Angst vor ihnen zu haben. Wir sind gekommen, um den Gerüchten Einhalt zu gebieten, um die Leute zu überzeugen, dass es keinen Grund zum Kampf gibt.«
    Gary schüttelte den Kopf. »Keiner von uns will einen Kampf.« Er sah mich an. »Chelo, du warst immer gut zu meinen Kleinen. Sie mögen dich. Ich hoffe, dass die Sache gut für euch ausgeht.«
    Ich sah ihn lächelnd an und war dankbar für die Unterstützung. Vielleicht war es ein gutes Zeichen, dass die erste Person, der wir begegneten, uns wohlgesinnt war. »Das hoffe ich auch. Du kannst den Leuten sagen, dass auch wir nicht kämpfen wollen.«
    »Geht es deinem kleinen Bruder wieder besser? Ich habe gehört, dass er verrückt geworden ist.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. Was für Gerüchte verbreitete der Stadtrat über uns? »Joseph geht es gut. Besser als je zuvor. Wer hat dir gesagt, er sei verrückt?«
    »Meine Frau, Lucy. Sie erzählte mir, dass es bei einer Sitzung des Stadtrats erwähnt wurde. Ich war nicht dabei. Ich habe auf Julie und Kim aufgepasst.« Gary wirkte für einen Moment verwirrt. »Ich habe ihr gesagt, dass es wahrscheinlich nur wegen der Trauer ist, weil ihr eure Eltern auf diese tragische Weise verloren habt.« Er scharrte mit den Füßen. »Mein herzliches Beileid.«
    »Danke, Gary. Würdest du Julie, Kim und Lucy von mir grüßen?«
    Er wurde rot. »Klar. Viel Glück, Chelo.«
    »Danke.« Ich nickte und ritt mit Tiger weiter. Sobald wir außer Hörweite waren, sagte ich: »Zumindest hat sich nicht die ganze Stadt bis an die Zähne bewaffnet.«
    Akashi lächelte zurück. »Offenbar nicht. Aber das war eher ein Fünfzig-fünfzig-Votum. Kein so gutes Zeichen, wie ich es mir gewünscht hätte. Du bist sehr gut damit umgegangen. Du bist völlig ruhig geblieben.«
    Ich errötete. Es war für mich immer noch sehr ungewohnt, von Akashi gelobt zu werden.
    Wir kamen an den Feldern vorbei. Sie waren leer, abgesehen von zwei Leuten, die nach jemandem zu suchen schienen, aber uns keine Beachtung schenkten. Dann betraten wir das eigentliche Stadtgebiet. In der nächsten Gruppe, die wir sahen, erkannte ich May und ein paar andere Mädchen, die ich flüchtig kannte. Weder Klia noch Garmin waren bei ihnen. Sie blieben auf der anderen Straßenseite stehen und beobachteten uns verstohlen, ohne uns zu grüßen. Als ich mich wenige Augenblicke später noch einmal umschaute, rannten sie in eine Nebenstraße. So viel zum Thema Heimlichkeit. Ich sah Akashi an. »Mach dich bereit.«
    »Ich weiß. Wir haben ein Sprichwort in der Westsippe. Wenn wir uns im Sommer in kleine Forschungsgruppen aufteilen, sagen wir: ›Möget ihr nur kleine Tode finden.‹ Damit meinen wir Veränderungen – den Tod von alten Vorstellungen, wenn wir Neues lernen, den Tod der Unwissenheit.«
    Warum wurde er ausgerechnet jetzt philosophisch? Ich lächelte. »Im letzten Frühjahr, als ihr zurückkamt und einer von euch bei einem Absturz starb, aber erst nachdem er ein neues Kraut gefunden hatte, von dem ihr damals geschwärmt habt, sprachst du davon, den Tod wie einen Freund zu behandeln, als einen Gefährten in der Gefahr. Wäre so etwas nicht viel angemessener?«
    Akashi wirkte gleichzeitig überrascht und zufrieden. »Falls man so etwas in Gesprächen lernen kann. Tod und

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